Für feste Knochen

Dipl.-Med. Katrin Stange, Fachärztin für Endokrinologie am Krankenhaus Bautzen, und Dr. med. Ulrich Keßler, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Krankenhaus Bautzen / Foto: Felix Posselt
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Erkrankungen der Nebenschilddrüsen sind selten. Wenn sie aber doch vorkommen, haben sie Konse­quenzen für das Hormonsystem und verursachen häufig schwerwiegende Folgeerkrankungen. Dank Dr. med. Ulrich Keßler, dem Chefarzt der Chirurgischen Klinik, wird die anspruchsvolle Operation im Krankenhaus Bautzen angeboten.

Die Nebenschilddrüse ist winzig und leicht zu übersehen. Es existieren insgesamt vier Nebenschilddrüsen, auch Epi­thel­körperchen genannt. Sie liegen unmittelbar hinter der Schild­drüse im Halsbereich. Aufgrund der geringen Größe sind Ver­än­de­rungen des Organs oftmals schwer zu diagnostizieren. Die Neben­schilddrüsen produzieren das sogenannte Parat­hormon, das die Kalzium- und Phosphatkonzentration im Körper regelt. Dabei senkt das Parathormon, gemeinsam mit Vitamin D, die Menge an Phosphat, während es gleichzeitig die Menge an Kalzium im Blut erhöht. Beide Mineralien sind am Knochenstoffwechsel beteiligt. Wenn die Nebenschild­drüsen normal funktionieren, halten sich Aufbau und Abbau des Knochens die Waage.

Hormon der Traurigkeit
Zwar gibt es in äußerst seltenen Fällen auch eine Un­ter­funktion, die häufigste Anomalie des Organs ist aber die Nebenschilddrüsen­überfunktion. „Wenn zu viel Parathormon gebildet wird, kommt es zur Entkalkung des Knochens“, zum Kalzium­anstieg im Blut mit Gefahr der Herz­rhythmus­störung und Schädi­gung von Orga­nen, erklärt Oberärztin Dipl.-Med. Katrin Stange, Fach­ärztin für Endokrinologie am Krankenhaus Bautzen. Die Überfunktion, die meist erst spät erkannt wird, kann dabei ganz unterschiedliche Auswirkungen auf den Körper haben. Ein Symptom ist etwa verstärktes Durstgefühl. Oft klagen Patienten auch über Depressionen, Müdigkeit und ein allgemeines Gefühl der Niedergeschlagenheit. Nicht um­sonst wird das Parathormon auch „Hor­mon der Traurig­keit“ ge­nannt. „Teil­weise werden die Patien­ten aus der Psychia­trie überwiesen. Es kann aber auch zu Erkran­kungen am Herzen und an der Niere kommen“, sagt Dipl.-Med. Katrin Stange. Die Laborwerte des Kalzium- und Parathormonanteils im Blut gibt schließlich darüber Aufschluss, ob tatsächlich eine Überfunktion vorliegt.

Entfernung oder Replantation
Die selten vorkommenden Krankheiten erfordern eine lange Erfahrung und ausgeprägte Expertise seitens des Operateurs. Dank der engen Zusammenarbeit von Endokrinologie und Chirurgie werden die Eingriffe auch im Krankenhaus Bautzen angeboten. Hier führt der Chefarzt der Chirurgischen Klinik Dr. med. Ulrich Keßler circa 30 der anspruchsvollen Opera­tio­nen im Jahr durch. Beim Regelfall, der primären Überfunktion, wird nur die erkrankte Neben­schild­drüse entfernt. Die verbliebenen Drüsen übernehmen daraufhin die Funktion der entfernten. Nach einer zeitweiligen medikamentösen Behand­lung zum Knochenaufbau er­folgt schrittweise eine Normali­sie­rung der Hormon­pro­duktion. Ist die Überfunktion allerdings die Folge chronischen Nieren­versa­gens (renale Form), kommt es zu gravierenden Knochen­veränderungen. Dann werden alle vier Ne­ben­schilddrüsen entfernt und ein Teil des Gewebes im Unterarm replantiert. Hier kommt die Parathormonbildung wieder in Gang. Zusätzlich wird Gewebe für eine eventuelle Folge­transplantation in flüssigem Stickstoff aufbewahrt. Mit einer Labor- und Schnell­schnitt­­untersuchung, die noch während der Opera­tion durchgeführt werden, ist der Erfolg des Eingriffs schnell und gut messbar.

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