Für feste Knochen

Erkrankungen der Nebenschilddrüsen sind selten. Wenn sie aber doch vorkommen, haben sie Konsequenzen für das Hormonsystem und verursachen häufig schwerwiegende Folgeerkrankungen. Dank Dr. med. Ulrich Keßler, dem Chefarzt der Chirurgischen Klinik, wird die anspruchsvolle Operation im Krankenhaus Bautzen angeboten.
Die Nebenschilddrüse ist winzig und leicht zu übersehen. Es existieren insgesamt vier Nebenschilddrüsen, auch Epithelkörperchen genannt. Sie liegen unmittelbar hinter der Schilddrüse im Halsbereich. Aufgrund der geringen Größe sind Veränderungen des Organs oftmals schwer zu diagnostizieren. Die Nebenschilddrüsen produzieren das sogenannte Parathormon, das die Kalzium- und Phosphatkonzentration im Körper regelt. Dabei senkt das Parathormon, gemeinsam mit Vitamin D, die Menge an Phosphat, während es gleichzeitig die Menge an Kalzium im Blut erhöht. Beide Mineralien sind am Knochenstoffwechsel beteiligt. Wenn die Nebenschilddrüsen normal funktionieren, halten sich Aufbau und Abbau des Knochens die Waage.
Hormon der Traurigkeit
Zwar gibt es in äußerst seltenen Fällen auch eine Unterfunktion, die häufigste Anomalie des Organs ist aber die Nebenschilddrüsenüberfunktion. „Wenn zu viel Parathormon gebildet wird, kommt es zur Entkalkung des Knochens“, zum Kalziumanstieg im Blut mit Gefahr der Herzrhythmusstörung und Schädigung von Organen, erklärt Oberärztin Dipl.-Med. Katrin Stange, Fachärztin für Endokrinologie am Krankenhaus Bautzen. Die Überfunktion, die meist erst spät erkannt wird, kann dabei ganz unterschiedliche Auswirkungen auf den Körper haben. Ein Symptom ist etwa verstärktes Durstgefühl. Oft klagen Patienten auch über Depressionen, Müdigkeit und ein allgemeines Gefühl der Niedergeschlagenheit. Nicht umsonst wird das Parathormon auch „Hormon der Traurigkeit“ genannt. „Teilweise werden die Patienten aus der Psychiatrie überwiesen. Es kann aber auch zu Erkrankungen am Herzen und an der Niere kommen“, sagt Dipl.-Med. Katrin Stange. Die Laborwerte des Kalzium- und Parathormonanteils im Blut gibt schließlich darüber Aufschluss, ob tatsächlich eine Überfunktion vorliegt.
Entfernung oder Replantation
Die selten vorkommenden Krankheiten erfordern eine lange Erfahrung und ausgeprägte Expertise seitens des Operateurs. Dank der engen Zusammenarbeit von Endokrinologie und Chirurgie werden die Eingriffe auch im Krankenhaus Bautzen angeboten. Hier führt der Chefarzt der Chirurgischen Klinik Dr. med. Ulrich Keßler circa 30 der anspruchsvollen Operationen im Jahr durch. Beim Regelfall, der primären Überfunktion, wird nur die erkrankte Nebenschilddrüse entfernt. Die verbliebenen Drüsen übernehmen daraufhin die Funktion der entfernten. Nach einer zeitweiligen medikamentösen Behandlung zum Knochenaufbau erfolgt schrittweise eine Normalisierung der Hormonproduktion. Ist die Überfunktion allerdings die Folge chronischen Nierenversagens (renale Form), kommt es zu gravierenden Knochenveränderungen. Dann werden alle vier Nebenschilddrüsen entfernt und ein Teil des Gewebes im Unterarm replantiert. Hier kommt die Parathormonbildung wieder in Gang. Zusätzlich wird Gewebe für eine eventuelle Folgetransplantation in flüssigem Stickstoff aufbewahrt. Mit einer Labor- und Schnellschnittuntersuchung, die noch während der Operation durchgeführt werden, ist der Erfolg des Eingriffs schnell und gut messbar.
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