Modernes Zentrum für Altersmedizin
Alt werden will wohl jeder, aber alt sein? Mit allen gesundheitlichen Problemen und Einschränkungen, welche die Jahre mit sich bringen? Die Nachfrage nach einer speziellen medizinischen Versorgung für die Altersgruppe ab 70 ist in den letzten Jahren immer mehr gestiegen. Die höhere Lebenserwartung und die viel zitierte Überalterung der Gesellschaft bringen auch besondere Anforderungen an die Medizin für ältere Patienten mit sich.
Genau darauf ist die Geriatrie spezialisiert, denn bei älteren Menschen lässt sich oft eine gewisse Multimorbidität feststellen. Alterstypische Störungen wie ein unsicherer Gang und die Neigung zu Stürzen, Schwindel, Gedächtnisstörungen oder depressive Verstimmungen kommen häufig vor. Ältere Menschen nehmen oftmals zu viele Medikamente ein. Ab einem Alter von über 80 Jahre gibt es erhöhte Risiken für Komplikationen nach Operationen oder zur Chronifizierung von Erkrankungen. Hinzu kommt, dass sich ältere Menschen langsamer von Erkrankungen erholen, sodass die Auswirkungen zum Beispiel eines Schlaganfalls, Herzinfarkts oder Knochenbruchs viel stärker zum Tragen kommen als bei jüngeren Patienten.
Zusammenarbeit aller Fachgebiete
Am Helios Klinikum Pirna hat daher im Juni ein Zentrum für Altersmedizin eröffnet. Dafür wurde eine Station komplett umgebaut, barrierefrei gemacht und auf die Bedürfnisse älterer Patienten ausgerichtet. Im Moment stehen hier 22 Betten zur Verfügung, ab 2019 sollen es dann 34 sein. Die Patienten, die hier aufgenommen werden, haben neben einer Erkrankung, die einer stationären Behandlung bedarf, auch die eingangs erwähnten typischen altersspezifischen Gesundheitsprobleme. Deshalb erfolgen Diagnostik und Therapie immer gemeinsam mit den im Haus befindlichen Fachdisziplinen. In der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation besteht das Team aus Altersmedizinern und Pflegekräften mit einer Zusatzausbildung im Bereich der Geriatrie, aus Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Mitarbeitern des Sozialdienstes. Auch eine psychologische Betreuung und Seelsorge sind Teil der Therapie. Darüber hinaus wurden die räumlichen Therapiegegebenheiten angepasst. Im Anti-Sturz-Raum wird das sichere Gehen geübt, auf dem zugehörigen Außenparcours sogar auf unterschiedlichen Untergründen. Ein Entspannungs- und ein Gymnastikraum stehen ebenso zur Verfügung wie ein Raum für die Ergotherapie und Logopädie.
Training für den Alltag
Vor allem Zuwendung und Kommunikation, eben einfach mal „ein offenes Ohr“ für die Sorgen und Nöte zu haben, sind Faktoren, welche den gesamten Gesundheitszustand oft schon deutlich verbessern. Das Pflegepersonal nimmt sich viel Zeit, leitet die Patienten an, unterstützt und motiviert. Chefärztin Dr. med. Carolin Höhlig erklärt: „Unser Ziel ist es, den Patienten eine gewisse Autonomie in ihrem Alltag zurückzugeben, sodass sie einzelne Aktivitäten wieder selbst bewältigen können. Wir vermitteln darüber hinaus ambulante Hilfen und Betreuungsangebote über Vereine und geben Empfehlungen zur richtigen Ernährung.“ Treppensteigen, sich selbst anziehen, kochen – all das wird mit den Patienten im „sicheren“ Umfeld auf Station trainiert. Deshalb gibt es hier zum Beispiel auch ein gemütliches „Wohnzimmer“ mit Couch, Sesseln, TV und Lesestoff, in dem sich die Patienten treffen und Kontakte knüpfen können. In der Therapieküche üben sie je nach persönlichem Gesundheitszustand und Fähigkeiten, sich eine Mahlzeit zuzubereiten, gern auch gemeinsam, denn zusammen zu kochen und anschließend beisammenzusitzen und zu essen, hat bekanntlich einen hohen sozialen Stellenwert.
Treffpunkt Bushaltestelle
Ein spezifisches Patienten-Leitsystem hilft zudem, sich auf der Station besser zurechtzufinden. So bildet die „Bushaltestelle“ mit Haltestellenschild, nostalgischer Uhr und echtem Fahrplan (der Bus „fährt“ nach Pirna-Copitz) einen Orientierungspunkt und Ruheort, an dem man sich bei Bedarf auch mal kurz setzen und miteinander schwatzen kann. An jedem Zimmer ist zudem liebevoll neben der Zimmernummer auch ein einprägsames Symbol angebracht, sodass die Patienten sich zum Beispiel einfach nur die Eule oder den Baum merken müssen, um ihren Raum wiederzufinden. Mit all diesen Veränderungen und baulichen Anpassungen wird das Zentrum für Altersmedizin am Helios Klinikum in Pirna sowohl der Patienten-Zielgruppe als auch den Anforderungen des Bundesverbandes der Geriatrie gerecht. Der Freistaat Sachsen förderte das Projekt mit rund 1,2 Millionen Euro – damit auch in Zukunft die Menschen nicht nur alt werden, sondern auch alt sein wollen.
Kontakt: Helios Klinikum Pirna I Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation, Struppener Str. 13, 01796 Pirna , Telefon (03501) 71 18-50 51, E-Mail: Carolin.Hoehlig@helios-gesundheit.de, www.helios-gesundheit.de/pirna
Redaktion: Ute Nitsche