Kompetenz gegen Infektionen

Dr. Katja de With, Leiterin des Zentralbereichs Klinische Infektiologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden / Foto: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
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Als erste vergleichbare Einrichtung in Deutschland etablierte das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden neben der Krankenhaushygiene einen eigenen Zentralbereich ausschließlich für Klinische Infek­tiolo­gie. Die Leitung übernahm die von Freiburg nach Dresden gewechselte Dr. Dr. Katja de With. Im Interview mit TOP Gesundheits­forum spricht Dr. de With über ihre Arbeit als Infek­tio­login und ihren Einsatz für eine gezielte Antibiotikatherapie.

Ist das Problem, dass zu viel und zu unbedacht Antibiotika verschrieben werden, im medizinischen Diskurs angekommen?
Dr. Katja de With: Das Problem ist in allen Bereichen angekommen. Dabei natürlich vor allem in den Krankenhäusern. Sicherlich gibt es auch hier noch Informationsbedarf, aber für das Thema wurde durchaus sensibilisiert.

Wo sehen Sie Nachholbedarf?
Nachholbedarf besteht in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Beispielsweise werden nach wie vor sehr viele Cephalosporine eingesetzt, denen man nachsagt, dass sie die Resistenzentwicklung beschleunigen. Darüber hinaus ist der hohe Einsatz sehr verwunderlich, da diese Substanzen in den Leitlinien nicht Therapie der ersten Wahl sind.

Sind multiresistente Keime nur ein Problem der Krankenhäuser?
Multiresistente Erreger sind nicht nur ein Problem der Krankenhäuser, sie werden auch im niedergelassenen Bereich oder in der Veterinärmedizin gefunden. Die eigentliche Frage, die sich stellt ist, wer infiziert sich mit ihnen, und wer bleibt asymptomatischer Träger, ist also lediglich besiedelt.

Wie schätzen Sie die Ergebnisse ein, die Sie am Uni­klinikum im Kampf für eine gezielte Antibiotikatherapie erreicht haben? Mit welchen Maßnahmen gehen Sie diesen Kampf an?
Ich kämpfe nicht gegen multiresistente Er­reger, sondern engagiere mich für eine gezielte Anti­biotika­therapie. Dabei steht die klinische Beurteilung des Patienten im Vordergrund, stets zusammen mit der Frage, ob dieser an einer Infektionserkrankung leidet oder nicht. Häufig wird bei Patien­ten, bei denen eine Infektionserkrankung vermutet wird, mit einer ungezielten Antibiotikatherapie begonnen. Dies ist durchaus richtig so. Im Verlauf stellt sich nicht selten heraus, dass der Patient viel zu „breit“ antibiotisch behandelt wurde oder keine antibiotische Therapie mehr benötigt, da er entweder keine Infektionserkrankung hat, oder bereits ausreichend lange be­handelt wurde. Hier versuche ich, durch Fort­bil­dungen das Wis­sen um die Behandlung von Infektionser­kran­kungen zu verbessern, da es bedauerlicherweise in Deutschland zu wenig Infektiologen gibt.

Warum sollte jedes größere Krankenhaus über einen Bereich Klinische Infektiologie verfügen?
Infektionsmedizin wird immer komplexer, wobei zunehmend mehr Patienten immunsuppressive Be­handlungen erhalten; und das in nahezu allen medizinischen Bereichen. Darüber hinaus erhalten zunehmend mehr Patienten operative Eingriffe mit Implantation von Fremd­materialien (Totalendoprothesen, Herzschrittmacher etc). In der Summe verkomplizieren dann auftretende Infektionen die Erkrankungen, weswegen der Patient ins Krankenhaus kam. Hier wird die entstehende Komplexität oft nicht klar erkannt und vielmals nicht überblickt, vor allem dann, wenn zunehmend ältere Patienten mit mehr Vorerkrankungen behandelt werden.

Zu Beginn Ihrer Tätigkeit in Dresden wollten Sie ein Antibiotika-Beobachtungssystem für Krankenhäuser aufbauen. Sind sie damit vorangekommen?
Wir haben das Surveillancesystem zum Antibiotika-Verbrauch in sächsischen Krankenhäusern erfolgreich durchgeführt. Erste Ergebnisse werden im September im Rahmen einer Fortbildung für Ärzte vorgestellt, auch sind verschiedene Veröffentlichungen in Bearbeitung. Hier kooperieren wir eng mit dem deutschlandweiten Surveillance-System ADKA-if-DGI-Projekt.

Die Fragen stellte Philipp Demankowski.

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