Neue Möglichkeiten für die Gefäßchirurgie an der Uniklinik
Der Gefäßchirurg Prof. Dr. Christian Reeps erweitert das Behandlungsspektrum für Gefäßerkrankungen an der Klinik für Viszeral‑, Thorax- und Gefäßchirurgie. Davon profitieren vor allem Patienten mit komplexen Hauptschlagadererkrankungen.
Im letzten Jahr wechselte Prof. Christian Reeps, von der TU München kommend, an das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Der 47-Jährige bringt weitreichende Erfahrungen sowohl in der offen operativen als auch kathetergestützten Therapie einfacher und vor allem auch schwerwiegender Krankheitsbilder mit. Damit eröffnen sich der Gefäßchirurgie in Dresden neue Perspektiven. Prof. Reeps, der sich auch der Forschung verpflichtet fühlt, sieht in der Dresdner Hochschulmedizin großes Entwicklungspotenzial. Der erste Schritt für eine bessere Infrastruktur ist dabei bereits getan. Denn das derzeit in Bau befindliche Haus 32 bietet eine wichtige Perspektive für den neuen Gefäßchirurgen. Hier entsteht bis Anfang 2018 unter anderem ein sogenannter Hybrid-Operationssaal, der mit einer speziellen Röntgenanlage zur Darstellung der Gefäße ausgestattet ist. Bis dahin nutzt das Team um Prof. Reeps ein mobiles Hochleistungsröntgengerät der neuesten Generation und im Rahmen einer engen Zusammenarbeit mit dem benachbarten Herzzentrum einmal wöchentlich den dort bereits bestehenden Hybrid-OP-Saal.
Auch was die Operationsmethoden betrifft, geht man im Haus neue Wege. So hat das Ärzteteam um Christian Reeps inzwischen schon bei vielen Patienten mit besonders schwierigen oder entzündlichen Hauptschlagaderveränderungen im Brust und Bauchraum, die zu platzen drohten, offen operiert. Die Experten der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie griffen während solch einer großen offenen Operation auf das Verfahren der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) zurück, dessen Anwendung am Uniklinikum die Spezialisten der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie ermöglichen. Dank des ECMO-Einsatzes, bei dem das Blut des Patienten außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert wird, gelang es den Ärzten, Herz, Kreislauf und Lunge zu entlasten. Dadurch gelingt die Behandlung auch bei älteren oder kranken Patienten. Bei akuten Veränderungen der Hauptschlagadern ist rasches Handeln gefragt, da eine plötzliche Blutung in vielen Fällen tödlich endet. „Diese Veränderungen entstehen etwa durch die Entzündung einer Gefäßstütze oder Stentprothese in der Hauptschlagader. Durch die Sepsis weicht das Blutgefäß auf und droht zu platzen. Patienten in diesem Stadium kann dann oftmals nur noch mit einem Ersatz der Aorta geholfen werden“, erklärt Gefäßchirurg Prof. Christian Reeps.
Den meisten Patienten mit einer ausgeweiteten Brust- und Bauchschlagader, also einem Bauchaortenaneurysma oder dem noch schlimmeren thorako-abdominalen Aortenaneurysma, kann aber seit dem Kommen von Prof. Reeps mit neuen minimal invasiven OP-Methoden geholfen werden. Dafür setzen die Gefäßchirurgen auf individuell gefertigte Stents und deren schonende Implantation per Katheter. Diese zumeist über die Leistenschlagader eingeführten gefensterten oder Seitenarm-Stentprothesen ermöglichen es, auch betagte Menschen mit sehr schwierigen Aneurysmen erfolgreich zu behandeln, für die eine normale Versorgung mit konventionellen Stentprothesen oder eine offene Operation nicht mehr in Frage kommt. Erleichtert werden diese langen und hochkomplexen Eingriffe durch die gute fachübergreifende Zusammenarbeit – vor allem mit dem Institut für Diagnostische und interventionelle Radiologie. Aber auch die Angiologie im Hause trägt durch die internistische Vor- und Nachbetreuung solcher hochkomplexer Patienten, wesentlich zum langfristigen Behandlungserfolg bei.
Text: Philipp Demankowski