Lehre im digitalen Zeitalter
Das neue gegründete Carus Lehrzentrum „CarL“ leitet einen Digitalisierungsschub in der medizinischen Lehre ein.
Der digitale Wandel ist das bestimmende Strukturthema in der Medizin. Damit der Umgang mit digitalen Daten möglichst frühzeitig beim medizinischen Personal verankert wird, ist die Implementierung entsprechender Angebote bereits in der medizinischen Ausbildung notwendig. Neben anderen Schwerpunkten ist deshalb die Digitalisierung ein zentrales Anliegen des im Dezember 2019 gegründeten Carus Lehrzentrums „CarL“. Das Zentrum bündelt alle Aktivitäten, die an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden die Lehre betreffen. „Dabei handelt es sich um eine neue Dachstruktur, sozusagen ein virtuelles Sammelbecken,“ erklärt Studiendekan Prof. Ingo Röder, der die Gründung des Zentrums nicht nur vorangetrieben hat, sondern es auch leitet.
Für neue Wege bei der Digitalisierung in der Lehre hat der Studiendekan ein Team aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie studentischen Hilfskräften beauftragt. Die Task Force hat Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die sowohl die Lehrenden beim digitalen Wandel unterstützen als auch eLearning- und digitale Partizipationsformate für die Studierenden beinhalten. Durch den Ausfall des Präsenzunterrichts infolge der Corona-Krise kam der erste Stresstest für die Maß – nahmen in diesem Frühsommer schneller als gedacht. „Wir waren froh, dass die Ideen bereits so gut funktioniert haben und der Unterricht größtenteils auch online fortgesetzt werden konnte“, sagt Prof. Ingo Röder.
Ergänzung statt Ersatz
Ein zentrales Thema, mit dem sich die Fakultät im Zusammenhang mit der Digitalisierung beschäftigt, ist das Angebot virtueller Prüfungen. „Auch wenn ich eine Prüfung, die ausschließlich im virtuellen Raum stattfindet, aus juristischen Gründen für bedenklich halte, gibt es Ergänzungsformate, die uns durchaus weiterhelfen könnten“, erklärt Studiendekan Prof. Ingo Röder. „So wollen wir etwa den Einsatz von Tablets bei Prüfungen ermöglichen.“ Dann kann beispielsweise auch ein Video abgespielt werden, woraufhin die Studierenden die korrekten Folgehandlungen einschätzen sollen. Auch die Kennzeichnung bestimmter Bereiche bei Bildern – zum Bei spiel in der Radiologie – ist mit elektronischer Unterstützung denkbar. „Bei einem Pilotprojekt in diese Richtung haben wir bereits vielversprechende Erfahrungswerte gewonnen. Des halb wollen wir auch weiterhin die Nutzung von computergestützten Formaten in der Ausbildung und bei den Prüfungen forcieren“, sagt Prof. Röder, der aber auch einschränkt, dass diese Ideen als Ergänzung zu den Präsenzformaten zu verstehen sind: „Der direkte Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden ist und bleibt unerlässlich in der medizinischen Ausbildung“. Es geht also eher um Integration von digitalen Formaten als um den kompletten Ersatz analoger Lehrszenarien.
OP im Hörsaal
Unverzichtbar für den digitalen Wandel in der medizinischen Ausbildung ist auch eine gute IT-Infrastruktur. Ein entsprechendes Sanierungsprojekt für die Veranstaltungsräume der medizinischen Fakultät wurde bereits angeschoben und soll bis Mitte 2021 abgeschlossen sein. „Geplant ist nicht nur eine stabile Internet-Verbindung in allen Hörsälen, sondern auch die Live-Kopplung zwischen verschiedenen Veranstaltungs-, aber auch Behandlungsräumen. Im Idealfall können die Studierenden dann zum Beispiel Teile einer Operation live im Hörsaal verfolgen und darüber diskutieren“, sagt Ingo Röder. Für die Etablierung neuer Lehrformate und die Evaluierung von Didaktik-Konzepten wurde im Rahmen des Carus Lehrzentrums „CarL“ zudem die Stabsstelle „Didaktik und Lehrforschung“ geschaffen. Gerade hinsichtlich neuer Konzepte im Bereich eLearning rechnet der Studiendekan mit spannenden Impulsen, ohne dass analoge Inhalte einfach nur in den virtuellen Raum übertragen werden. Die digitale Zukunft der Lehre an der medizinischen Fakultät hat also längst begonnen.