Neues Zentrum für Demenzerkrankungen

Das Team des UniversitätsCentrum für Gedächtnisstörungen und Demenz­erkrankungen (UCGD) am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden / Foto: © UCGD
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Die Kliniken für Psychiatrie sowie für Neurologie bündeln ihre Expertisen auf dem Gebiet neurodegenerativer Erkrankungen. Neues interdisziplinäres UniversitätsCentrum für Gedächtnisstörungen und Demenz­erkrankungen (UCGD) nimmt Anfang 2020 seine Arbeit auf.

Patienten mit Anzeichen eines Gedächtnisverlusts werden am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden bereits seit Langem untersucht. Seit über 20 Jahren gibt es an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie die Universitäts-Gedächtnisambulanz mit überregionalem Einzugsgebiet und jährlich steigendem Patientenaufkommen. Im Mittelpunkt stehen leichte oder subjektive Hirnleistungsstörungen und beginnende Demenzerkrankungen. Die Klinik für Neurologie wiederum hat eine Sprechstunde für Patienten etabliert, bei denen die Demenzerkrankung häufig mit anderen neurologischen Symptomen wie einer Bewegungsstörung einhergeht, so etwa die sogenannte Lewy-Körper-Erkrankung oder die Fronto­temporale Demenz. Denn eine Demenz kann sehr verschiedene Ursachen haben, von denen die Alzheimer-Erkrankung nur die häufigste ist. 

Bei der Ursachenforschung sind deshalb unterschiedliche Fachbereiche gefragt. Bereits seit Anfang 2019 arbeiten die Teams um Dr. Moritz Brandt, Funktionsoberarzt in der Klinik für Neurologie, und Prof. Markus Donix, der stellvertretende Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, im Klinikalltag eng zusammen. Bisher fand die Versorgung noch an verschiedenen Standorten statt. Doch seit Anfang 2019 arbeitet ein Team aus Neurologen und Psychiatern gemeinsam, da die beiden Ärzte wissen, dass interdisziplinäre Zusam­men­arbeit für die richtige Diagnose und Therapie entscheidend ist. Neben Neurologen und Psychiatern sind dabei auch Neuro­psychologen und Sozialdienst gefragt. 

Kompetenzen und Ressourcen bündeln

Ab Anfang 2020 wird diese Kooperation auch räumlich vollzogen. Ein Zuhause findet das neue Zentrum im Erdgeschoss des ABAKUS-Gebäudes am Universitätsklinikum. Dort können die Ärzte bis zu 2.000 Patienten im Jahr bei kürzeren Wartezeiten diagnostizieren und behandeln. „Der Schwerpunkt unserer Ar­beit liegt dabei auf der Früherkennung beginnender Er­kran­kungen. Dafür sind mindestens zwei Termine und verschiedene Untersuchungen notwendig“, erklärt Prof. Donix. Bereits jetzt finden schon regelmäßige Fallkonferenzen mit Vertretern der Fachbereiche statt. Der Aufbau des universitären Demenz­zentrums hat dabei durchaus Modellcharakter, denn vergleichbare Einrichtungen gibt es in Ostsachsen nicht.

Patientenzahlen steigen

Die Gründung des Demenzzentrums ist auch mit einer Aufstockung des Personals verbunden. „Die Teams arbeiten sehr gut miteinander“, sagt Dr. Moritz Brandt. „Das ist ein Fak­tor, der bei der Realisierung eines so großen Projekts nicht zu unterschätzen ist. Mitunter scheitern ähnliche Initiativen an persönlichen Befindlichkeiten.“ Die Zentralisierung der Fach­disziplinen unter einem Dach ist hinsichtlich des An­spruchs einer möglichst umfassenden Versorgung ein nachvollziehbarer Schritt, denn die Patientenzahlen und die Nachfrage nach entsprechenden Diagnoseleistungen wachsen schon wegen des demographischen Wandels jährlich. Allein in Sachsen schätzt man die Zahl der Betroffenen auf 100.000. Zudem ist das Be­wusstsein für Demenzerkrankungen stark gestiegen. Viele ältere Menschen wollen sich testen lassen und präventiv aktiv werden. Für die Therapie gibt es Hoffnung. „Im Moment existieren viele spannende Studien zur besseren Früherkennung und Behandlung von Demenzerkrankungen. Wir erwarten in den nächsten Jahren weitere Fortschritte bezüglich der Therapie­möglichkeiten. Zudem erleben wir aktuell einen Wandel in der Diagnostik und Identifizierung von Risiko­faktoren einer Demenz“, erklärt Dr. Brandt. 

Die Bündelung von Ressourcen und Expertisen im neuen Demenzzentrum ist nicht nur für die Patienten und die Klinikärzte von Vorteil: Auch die Ärzte in Ausbildung profitieren vom einfachen Zugang in verschiedene Fachbereiche, zumal Interdisziplinarität in der Ausbildungsverordnung ohne­hin obligatorisch ist. Zudem gibt es für niedergelassene  Ärzte in ihrer Rolle als Zuweiser und der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit externen Kooperationspartnern nur noch einen Ansprechpartner. 

Text: Philipp Demankowski                                                       

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