Wir hören uns wieder

Prof. Thomas Zahnert untersucht das Ohr von Patientin Claudia Sahlmann, Foto: UKD
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Das Sächsische Cochlear Implant Centrum (SCIC) feiert 2020 Jubiläum. Seit 25 Jahren begleitet das Zentrum die Patienten mit irreparablem Hörschaden – von der Voruntersuchung über das Einsetzen des perfekten Implantats bis hin zur lebenslangen Nachsorge.

„Nicht sehen können trennt von den Dingen, nicht hören können von den Menschen.“

Die Wahrheit hinter diesem Zitat des Philosophen Immanuel Kant kennen die Mediziner, Pfleger, Therapeuten und Techniker aus der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Uniklinikum Dresden. Sie ist die erste Anlaufstelle für Patienten mit hochgradiger Schwerhörigkeit oder irreparablem Hörschaden. Die Mediziner helfen dort auch Menschen mit schwerer bis völliger Innenohrschwerhörigkeit, bei denen konventionelle Hörgeräte keine Besserung mehr versprechen. Eine der Patientinnen ist Claudia Sahlmann, die mit ihrer Familie eine kleine Konditorei samt Hotel und Restaurant in Augustusburg betreibt. Bei der alltäglichen Arbeit ist es wichtig, dass sie mit ihren Kunden spricht, ihre Wünsche hört und sich mit ihnen austauschen kann. Aufgrund einer angeborenen Innenohrschwerhörigkeit fiel ihr dies aber zunehmend schwerer. Auch mit den Hörgeräten, die sie seit dem 35. Lebensjahr trägt, hatte sie immer stärkere Probleme. „Oft war es mir unangenehm, wenn ich die Kunden nicht verstanden habe und nachfragen musste“, erzählt die 52-Jährige. Vor zwei Jahren hat sie sich deshalb für ein Cochlea-Implantat (CI) auf dem rechten Ohr entschieden. Seitdem wird sie im Sächsischen Cochlear Implant Centrum (SCIC) am Uniklinikum betreut.

Über 1.800 Operationen in 25 Jahren

Bei der CI-Operation wird das Implantat operativ hinter dem Ohr eingesetzt. Das System besteht aus einem Gehäuse, das die Elektronik beinhaltet, einem Elektrodenträger und einer Empfangsspule mit Magneten. Der Audioprozessor kann entweder hinter dem Ohr oder ohne Kontakt zum Ohr direkt über dem Implantat getragen werden. „Für unsere Patienten ist die Operation ein ‚einschneidender‘ Moment – für uns als spezialisierte Operateure ein hochstandardisierter Eingriff“, sagt Prof. Dr. med. Marcus Neudert, der stellvertretende ärztliche Leiter am SCIC. „Daher stellt die CI-Operation in der Hand eines über Jahre gewachsenen und erfahrenen Teams aus Pflege, Narkoseärzten, CI-Technikern und Ärzten eine der sichersten Ohr-Operationen überhaupt dar. Bei 130 Operationen im Jahr sind alle aufeinander eingespielt und können so höchste Qualität im OP-Alltag garantieren.“ Über 1.800 Operationen sind in den 25 Jahren seit der Gründung des SCIC zusammengekommen, wobei Patienten mit Lebensaltern zwischen acht Monaten und 93 Jahren behandelt wurden.

Ein Plus an Lebensqualität

Vor der eigentlichen OP kümmert sich ein Team aus Ärzten, Therapeuten, Audiometristen, Technikern und Psychologen um die individuellen Krankheitsbilder, die Beschwerden und Therapiemöglichkeiten. Das ganzheitliche Konzept umfasst darüber hinaus auch Rehabilitation und lebenslange Nach – sorge im SCIC. Denn die Patienten kehren in den Jahren nach der Operation immer wieder an das SCIC zurück, um das Hören mit dem Implantat zu trainieren. „Dieser Versorgungsweg geschieht in enger Abstimmung zwischen der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, der Abteilung für Phoniatrie und Audiologie und unserer Rehabilitationseinrichtung am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden“, erklärt Prof. Dr. med. Thomas Zahnert, der ärztliche Leiter am SCIC und Klinikdirektor der HNO-Klinik. „So bleiben den Patienten lange Wege zwischen den Institutionen erspart.“ Claudia Sahlmann ist rückblickend sehr glücklich mit ihrer Entscheidung: „Die Operation verlief sehr gut und ich bin sehr zufrieden mit der Betreuung im SCIC bei der Reha und Nach – sorge. Im kommenden Jahr werde ich auch das Hörgerät am linken Ohr durch ein CI ersetzen lassen. Das Implantat schenkt mir viel Lebensqualität, in der Arbeit und im Privaten. Ich empfinde es als großes Glück, meine Familie, die Kinder, Nichten und Neffen sowie meine Enkel zu hören und sie zu verstehen.“

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