Aortenaneurysmen: Neue Chancen dank komplexer Operation

Prof. Dr. med. Christian Reeps im Gespräch mit Patientin Carola Zschocke, Foto: UKD/Thomas Albrecht
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Prof. Christian Reeps und das Team der Gefäß- und Endovaskulären Chirurgie an der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Dresden retten eine Patientin mit dem seltenen Marfan-Syndrom.

Dass Carola Zschocke überhaupt noch am Leben ist, grenzt an ein Wunder. Im November 2018 wurde sie mit einem diagnostizierten Riss in der Hauptschlagader (Aorta) mit dem Hubschrauber in das Dresdner Universitätsklinikum eingeliefert. Gleichzeitig war bei der damals 35-jährigen die Speiseröhre betroffen. Die um bis zu zehn Zentimeter erweiterte Aorta hatte ein Loch in das Organ gerieben und gleichzeitig auf das Herz gedrückt. „Krank hafte Erweiterungen der Hauptschlagader, sogenannte Aortenaneurysmen, stellen eine tödliche Bedrohung dar. Wenn sie platzen, geht es um Minuten, die Überlebenschancen sind sonst gering und wenn dann noch die Speise röhre betroffen ist, steht es noch schlechter um den Patienten“, sagt Prof. Christian Reeps. Vor fünf Jahren ist der erfahrene Gefäßchirurg aus München an das Uniklinikum Dresden gewechselt und hat hier seitdem den Bereich für Gefäß- und Endovaskuläre Chirurgie in der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie deutlich ausgebaut. Ge mein sam mit seinem Team konnte der Chirurg die junge Frau erfolgreich behandeln und begleitet sie seitdem medizinisch. Im neuen, operativen Zentrum des Klinikums – dem Haus 32 – können die Experten dafür auf eine hervorragende Infrastruktur inklusive zweier Hybrid-OPs setzen.

Komplexes OP-Verfahren

Besonders häufig leiden aktive und frühere Raucher an den sogenannten abdominellen Aortenaneurysmen, bedrohlichen Erweiterungen der Aorta. Der Grund für Erkrankungen der Hauptschlagader können aber auch erbliche Veranlagungen sein. So wie bei Carola Zschocke, die unter dem Marfan-Syndrom leidet. Nur ein bis zwei Menschen von 10.000 zeigen diese genetisch bedingte Bindegewebsschwäche, weshalb diese zu den seltenen Erkrankungen zählt. Dabei kommt es häufig zu gefährlichen Erweiterungen der Blutgefäße. Besonders betroffen davon ist die Hauptschlagader. So lässt sich auch das Aneurysma bei der Patientin aus Schönbrunn erklären. „Mir wurde auf Arbeit schlecht, dann habe ich Blut erbrochen“, sagt sie. Kollegen brachten sie in eine nahe Klinik. Von dort ging es mit dem Hubschrauber nach Dresden. In einer Not-Operation haben die Spezialisten der Gefäß- und Viszeralchirurgie am Uniklinikum Dresden zu – nächst die gerissene Brustschlagader ersetzt und zugleich einen Teil der ebenfalls betroffenen Speiseröhre entfernt. Für solche komplexen Operationen benötigt es ein Team aus verschiedenen Spezialisten, welche an einem Zentrum der Supramaximalversorgung rund um die Uhr verfügbar sind. Die erste Operation sowie die Anschluss- OP mit Ersatz der kompletten Bauchschlagader inklusive aller Organ- und Beckenarterien im März 2019 mussten die Ärzte am offenen Körper unter Einsatz einer Herz-Lungenmaschine durchführen, um während der OP die Durchblutung der Organ- und Bein arte rien sicherstellen zu können. Diese ECMO genannte Maschine („Extrakorporale Membranoxygenierung“) entnimmt das Blut des Patienten, um außerhalb des Körpers das Kohlendioxid zu entziehen und es mit Sauerstoff anzureichern. Anschließend wird das Blut dem Körper zur Durchblutung zurückgegeben.

Breites Kompetenzspektrum

Der Bereich für Gefäß- und Endovaskuläre Chirurgie am Uniklinikum Dresden setzt auf ein breites Kompetenzspektrum. Angeboten werden komplizierte Aorten-Operationen minimalinvasiv mittels Katheterverfahren, offene Maximaltherapien von Aortenerkrankungen und Operationen mit maschineller Kreislauf- und Lungenunterstützung. Letztere können nach entsprechender Risikoabwägung insbesondere bei jüngeren Patienten mit Erkrankungen der gesamten Hauptschlagader von Vorteil sein. Auch bei Patienten mit Bindegewebserkrankungen und Infektionen mit ausgedehntem Ersatz kommt die Methode zum Einsatz. Für eine offene Operation der gesamten Hauptschlagader sprechen bei jüngeren Patienten die guten OP- und Langzeitergebnisse.

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