Immer auf Abruf für die Allerkleinsten
Dr. Anna Treptow leitet die Neonatologie im Diakonissenkrankenhaus Dresden
Wenn der Start ins Leben nicht ganz problemlos verläuft, sind schnelle Hilfe und besondere Fürsorge umso wichtiger. Früh- oder Kaiserschnittgeburten sind zum Beispiel solche Fälle, aber auch Geburten mit Saugglocke, wenn das Kind in Beckenendlage liegt oder wenn das CTG zur Aufzeichnung der Herzschlagfrequenz des ungeborenen Kindes unregelmäßige Herztöne zeigt. Dann muss die Fachärztin für Kinderheilkunde und Neonatologie Dr. Anna Treptow binnen weniger Minuten zur Stelle sein, wenn nötig auch in der Nacht. Sie ist immer mit im Kreißsaal, wenn abzusehen ist, dass eine Risikogeburt bevorsteht. Am Wochenende stehen sie oder ein Kollege 24 Stunden auf Abruf bereit. Seit Ende 2018 leitet Dr. Anna Treptow als Oberärztin die Neonatologie am Diakonissenkrankenhaus Dresden. Hier werden Frühgeborene, aber auch kranke Neugeborene intensivmedizinisch betreut, die Funktionstüchtigkeit der inneren Organe wie Herz und Nieren oder des Gehirns geprüft und überwacht, Atemhilfen angelegt oder Infusionen verabreicht, kurz: Hier wird alles getan, um am Ende ein gesundes Kind nach Hause entlassen zu können.
Immer Verlass aufs Team
Jedes Mal eine besondere Herausforderung sind für die Ärztin Notkaiserschnitte oder wenn das Neugeborene reanimiert werden muss. Eine Erstversorgungseinheit für das Kind steht dann direkt im Raum neben dem Kreißsaal bereit. In solchen Situationen kann sich Dr. Anna Treptow hundertprozentig auf ihr Team am Diako verlassen. Gemeinsam mit den Pflegefachkräften, Hebammen und Gynäkologen übt sie alle wichtigen Handgriffe bis hin zur Beatmung und Wiederbelebung eines Neugeborenen aus. In der Ge-burtshilfe des Diako mit perinatalem Schwerpunkt ist eine Entbin-dung ab der 34. Schwangerschaftswoche möglich, bei Zwillings-geburten ab der 36. Woche. Rund 1500 Kinder kommen hier pro Jahr zur Welt. Treten in den ersten Tagen nach der Geburt gesundheitliche Probleme beim Neugeborenen auf, stehen auf der Station sechs Plätze zur intensivmedizinischen Überwachung bereit. Manchmal benötigen die kleinen Patienten in den ersten Lebens-tagen Hilfe bei der Atmung oder leiden an Infektionen. Auch die Bestrahlung mit Blaulicht, die sogenannte Fototherapie zur Be-handlung der Neugeborenen-Gelbsucht, ist hier möglich. Sollte eine noch intensivere ärztliche Betreuung notwendig sein, beispielsweise wenn die sogenannte CPAP-Atemhilfe nicht ausreicht und das Kind intubiert werden muss, ist jederzeit eine Verlegung ins Städtische Klinikum Dresden Neustadt per Babynotarztwagen möglich. Denn das Diakonissenkrankenhaus hat mit dem Klini-kum eine Kooperationsvereinbarung.
Medizin statt Psychologie
Dr. Anna Treptow ist in beiden Häusern tätig. Anfangs übernahm sie im Diako die Vertretung des langjährigen Oberarztes der Neonatologie Winfried Möhr, seit dessen Ruhestand ist sie nun fast ausschließlich hier. „Ich habe schon immer gerne mit Neugeborenen gearbeitet. Im Neustädter Krankenhaus war ich dann hauptsächlich auf der Neugeborenenintensivstation“, erzählt sie. Bei dieser Tätigkeit, die von Anfang an extrem viel Verantwortung und eigenständiges Entscheiden und Handeln erfordert, fand Dr. Anna Treptow schließlich ihre Berufung und spezialisierte sich auf das Fachgebiet der Neonatologie. Dabei hatte sie anfangs ganz andere Pläne: „Ich wollte ursprünglich Psychologie studieren, habe mich dann aber auf den Rat eines Bekannten hin zum Medizinstudium hier in Dresden entschlossen.“ Die absolut richtige Entscheidung, wie sie betont.
Starke Bindung von Anfang an
Ihre Aufgaben auf der Neugeborenen-Station sind vielfältig. Zu ihrem Arbeitsalltag gehören, neben der Betreuung der Frühchen und kranken Kinder, vor allem die allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen in den ersten Lebensstunden und -tagen mit Stoffwechsel- und Hörtest, Sauerstoffmessung oder Ultraschall der Hüfte. Zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen von der Gynäkologie nimmt sie an der täglichen Visite teil. Dr. Anna Treptow, die selbst dreifache Mutter ist, weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig die Bindung zwischen Eltern und Kind ist. Bindungsfördernd wirkt der direkte Haut-zu-Haut-Kontakt, das sogenannte Bonding. „In den meisten Fällen können wir dies auch ermöglichen, wenn das Kind eine Atemhilfe braucht“, sagt die Neonatologin.
Qualität mit Siegel
Seit 2013 ist das Diakonissenkrankenhaus Dresden als „Babyfreundliche Geburtsklinik“ zertifiziert. Dabei werden die „zehn Schritte für eine babyfreundliche Einrichtung“ nach WHO und UNICEF umgesetzt und alle drei Jahre im Rahmen eines Audits durch externe Fachexperten überprüft. Erst im Mai wurde die Geburtshilfe am Diako erfolgreich rezertifiziert. Ein Bestandteil der Anforderungen ist es, den Müttern unmittelbar nach der Geburt direkten Haut-zu-Haut-Kontakt zu ihrem Kind zu ermöglichen. Als weiterer Grundsatz gilt beispielsweise, dass Muttermilch als alleinige Nahrung zu bevorzugen ist, wenn aus medi-zinischer Sicht nichts dagegen spricht. Im Jahr 2018 wurden 96 Prozent aller Mutter-Kind-Paare ausschließlich stillend aus dem Diakonissenkrankenhaus Dresden entlassen.
Ev.-Luth. Diakonissenanstalt Dresden e.V.
Holzhofgasse 29, 01099 Dresden
Terminvergabe
Telefon: 0351 810-1520
geburtshilfe@diako-dresden.de
Text: Ute Nitzsche