Diakonissenkrankenhaus Dresden: Qualität in kleinen Häusern

© FOTOGRAFISCH / Sven Claus
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Das Diako Dresden zeigt, dass medizinische Expertise und die Behandlungsqualität nicht zwangsläufig mit der Größe eines Krankenhauses zusammenhängen. Fünf Organkrebszentren sind am Haus nach den strengen Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert.

Darin versorgt das kleine Haus einen erheblichen Anteil der Tumorpatienten von Dresden und Umgebung nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Mindestfallzahlen garantieren eine hohe Expertise der behandelnden Ärzte. Und dennoch ist fraglich, ob es so ein Angebot zukünftig noch geben darf.

Worin unterscheiden sich die Anforderungen, die die Deut­sche Krebsgesellschaft an einen 2.000-Betten-Maximal­ver­sorger stellt von denen, die ein 200-Betten-Krankenhaus erfüllen muss? Es sind genau dieselben Anforderungen! Egal, ob Mindest­­fallzahlen für die Einrichtung und einzelne Ärzte, die ständige Prüfung der Qualität oder die Vernetzung von Kompetenzen und Angeboten – die Kriterien für ein zertifiziertes Organkrebs­zentrum sind immer gleich, immer hoch und werden regelmäßig von unabhängiger Stelle überwacht. Dennoch wird häufig der Eindruck erweckt, größere Häuser hätten zwangsläufig erfahrenere Ärzte und modernere Methoden – egal, für welches Krankheits­bild. Daraus leitet sich die gesundheitspolitische Forderung ab, dass immer weniger große Häuser immer mehr Leistungen erbringen sollen. Aber lässt sich so wirklich die Qualität verbessern? Und was haben letztendlich die Patienten davon?

Patienten profitieren von der Spezialisierung – nicht von der Größe einer Einrichtung
Die Größe eines Krankenhauses sagt zunächst nichts über die Expertise in einem bestimmten Bereich aus. Denn wenn sich kleinere Einrichtungen spezialisieren, können sie überproportional hohe Patientenzahlen erreichen und ihre Ressourcen bündeln. Der einzelne Arzt verfügt in diesem Fall über große Erfah­rung, weil er genauso viele, mitunter sogar mehr Patienten mit einem bestimmten Krankheitsbild zu Gesicht bekommt. Das Krankenhaus ist durch den Fokus außerdem in der Lage, viele Ressourcen auf einzelne Krankheitsbilder zu konzentrieren. Das Diakonissenkrankenhaus Dresden betreibt beispielsweise nur sechs Prozent der Dresdner Krankenhausbetten. Vor mehr als zehn Jahren wurde hier dennoch Sachsens erstes Zentrum für Bauchspeicheldrüsenkrebs zertifiziert. Heute behandeln die Ärzte des Hauses etwa zwanzig Prozent aller Dresdner, die an dieser Tumorart erkranken. Ähnlich sieht es für Prostatakrebs aus: Jedes Jahr erkranken daran in Dresden etwa 500 Menschen. Jeder fünfte von ihnen wird im Diako behandelt. Die Zahl der behandelnden Ärzte ist hier geringer, die Erfahrung jedes Einzelnen dafür groß.

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Kleinere Krankenhäuser sind auf vielen Gebieten nicht schlechter – auf einigen sogar besser
Wenn kleinere Einrichtungen es lediglich schaffen, in einigen Berei­chen gleich gut zu sein, warum wählen dann so viele Patienten ganz gezielt Krankenhäuser mit einer überschaubaren Anzahl an Betten aus? Der Gesundheitssektor in Deutschland ist von Wettbewerb geprägt. Und im Wettbewerb können grund­sätzlich auch kleinere Einrichtungen punkten. So bietet beispielsweise der inhabergeführte Einzelhändler vielleicht individuelle Serviceleistungen an, zu denen eine große Kette nicht in der Lage wäre. Im Wettbewerb der Krankenhäuser um das beste Versor­gungs­­­angebot verhält es sich ähnlich. So gibt es in großen Maxi­mal­­versorgern selbst für seltene Erkrankungen noch Experten. Oft finden technische Innovationen hier ihren Anfang. Im Diako Dresden werden die Patienten dafür während der gesamten Behandlung durch gleichbleibende Ansprechpartner begleitet. Gerade in einem Krebszentrum gibt das Sicherheit, denn hier sind zahlreiche Experten in die Versorgung involviert. Zudem sind in kleinen spezialisierten Häusern die Wege kurz, die Abstimmungen schnell. So kann auch eine Diagnose sehr zeitnah gestellt werden – wichtig bei Patienten mit Verdacht auf Krebs. Für sie ist die Ungewissheit oft eine große psychische Belastung.

Trägervielfalt erhöht den Wettbewerb – und damit die Qualität
Im Wettbewerb der Angebote können auch kleinere Einrich­tungen Vorteile bieten. In Dresden ist seit der Wende eine vielfältige medizinische Versorgungsstruktur gewachsen, die von hoher Qualität geprägt ist. Die hiesige Krankenhauslandschaft zeichnet sich durch eine gesunde Vielfalt an Häusern mit verschiedenen Spezialisierungen, Ausrichtungen und von unterschiedlichen Trägern aus. Noch haben Patienten die Wahl, welche Einrichtung sie wählen, auch für komplexere Therapien. Dieser Wettbewerb spornt die Einrichtungen an, höhere Qualität, mehr Service oder eine bessere Atmosphäre zu schaffen. Wenn die Krankenhauslandschaft verödet, kommt das den Patienten nicht zugute. Aufgabe der Politik ist es, bestehende Probleme zu lösen. Dazu gehört unter anderem, die Qualität der Versorgung zu verbessern, Fehlanreize durch die Finanzierung zu beseitigen oder den Investitionsstau abzubauen. Funktio­nie­­ren­­de Strukturen von hoher Qualität hingegen gilt es, zu erhalten und zu stärken.

Diakonissenkrankenhaus Dresden
Holzhofgasse 29, 01099 Dresden
Telefon: 0351 810 0
www.diako-dresden.de

Redaktion: Victor Franke

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