Vorreiter im Kampf gegen den Krebs

Dr. Martin Wermke von der NCT/Early Clinical Trial Unit am Universitätsklinikum Dresden / Foto: KONVEX Fotografie/Franziska Pilz
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Die NCT/UCC Early Clinical Trial Unit am Universitätsklinikum Dresden forscht an den Krebstherapien der Zukunft. Dazu erprobt die Einrichtung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT) innovative Therapien im Rahmen wissenschaftlicher Studien. Im Mittelpunkt stehen dabei verschiedene Formen der Krebsimmuntherapie, die einen der größten Fortschritte in der Geschichte der Krebsmedizin markieren.

Ganz besonders gilt dies für Therapien, bei denen chimäre Antigenrezeptor T-Zellen (CAR-T-Zellen) zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um körpereigene Abwehrzellen, die mit Methoden der Gentherapie zu einer hocheffektiven Waffe im Kampf gegen den Krebs umgebaut werden. In hochspezialisierten Laboren erhalten diese Zellen eine Art Navigations­system, mit dem sie die Tumorzellen aufspüren können.
Für die Identifikation ihrer Ziele nutzen die CAR-T-Zellen dabei ein bestimmtes Oberflächenmerkmal des Tumors, etwa CD19, das vor allem bei Lymphdrüsen- und Blutkrebs­erkran­kungen vorkommt. Sobald sie die Tumorzellen erkennen, setzen die im Labor vermehrten CAR-T-Zellen Abwehrstoffe frei, die den Untergang der Tumorzelle bewirken. Die Ergebnisse der Therapie sind beeindruckend: „Bei etwa 40 Prozent der Pa­tienten, bei denen zuvor alle konventionellen Therapien versagten, verschwindet der Krebs langfristig“, sagt Dr. Martin Wermke.

Weiterentwicklung der CAR-T-Zell-Therapie
Der Mediziner ist Leiter der NCT/Early Clinical Trial Unit am Universitätsklinikum Dresden. Diese Einrichtung darf neuartige Therapiemethoden testen, weil sie die hohen Qualitäts­an­for­derungen an frühe klinische Studien (Phasen I und II) gewährleisten kann. Ziel der Dresdner Ärzte ist es zugleich, möglichst vielen Patienten Therapien mit innovativen Wirkstoffen abseits der Routine­therapien anzubieten.
Auch bei der Entwicklung der seit Mitte 2018 zugelassenen CAR-T-Zell-Therapie spielte die NCT/Early Clinical Trial Unit eine wesentliche Rolle. „Wir konnten unseren Patienten als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland CAR-T-Zellen im Rahmen von Studien anbieten. Jetzt arbeiten wir an der nächsten Stufe der Therapie“, erklärt Dr. Wermke. „Dabei versuchen wir CAR-T-Zellen zu entwickeln, die bei Bedarf an- und ab­schaltbar sind. Auf diese Weise wollen wir die Nebenwirkungen der Therapie besser kontrollierbar machen. Im Rahmen unserer Studien arbeiten wir zudem daran, die zelluläre Therapie auch auf solide Tumoren wie Haut- oder Bauchspeichel­drüsenkrebs übertragen zu können und bieten hier neben CAR-T-Zellen auch andere Formen wie T-Zell-Rezeptor-modifizierte T-Zellen und tumorinfiltrierende Lymphozyten an.“

Effiziente Translation
Ein Alleinstellungsmerkmal der Dresdner NCT/Early Clinical Trial Unit ist dabei die Tatsache, dass Behandlungen über das gesamte Spektrum der Krebserkrankungen angeboten werden: „Wir machen Studien mit den Hämatologen, Dermatologen, mit Urologen, mit den Gynäkologen oder Neuchirurgen“, sagt Dr. Wermke. „Die interdisziplinäre Zusammenarbeit funktioniert dabei hervorragend. Durch das breite Behandlungsspektrum gilt die NCT/Early Clinical Trial Unit deutschlandweit als eines der Kompetenzzentren für zelluläre Therapieansätze und Immuntherapie im Allgemeinen.“

Auch Patienten, die nicht an den frühen Phasen der klinischen Studien teilnehmen, profitieren: Ein wichtiger Grund dafür ist, dass in Dresden Forschung und Routineversorgung effizient verschränkt sind – damit gelingt es besonders schnell, innovative Therapien in die Krankenversorgung einzuführen. So hat etwa die CAR-T-Zell-Therapie am Universitätsklinikum mittlerweile den Status eines zugelassenen Standard­ver­fahrens. „Wir sind in Dresden in der glücklichen Lage, innovative und vielversprechende Therapieansätze schnell größeren Patientenzahlen zur Verfügung zu stellen“, sagt Dr. Wermke. „Das ist auch bei Standorten der Universitätsmedizin keine Selbstverständlichkeit.“ Voraussetzung für die Translation, wie der effiziente Übergang von der Forschung in die Routine­therapie genannt wird, ist dabei auch die ausgezeichnete medizinische Infrastruktur in Dresden.

Text: Philipp Demankowski

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