Neuer Therapiebaustein bei Eierstockkrebs

Die Arzneigruppe der PARP-Inhibitoren bietet verbesserte Therapieoptionen bei der Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstock-, Eileiter- oder Bauchfellkrebs. Durch die Medikation im Anschluss an eine Chemotherapie wird eine längere krankheitsfreie Zeit erreicht.
Hoffnung gibt die neue Therapie vor allem für Patientinnen mit sogenannten BRCA-Mutationen. Dabei handelt es sich um Trägerinnen einer erblichen Form von Brust- und Eierstockkrebs. Die Gene BRCA1 und BRCA2 sind für die Reparatur von Fehlern in der DNA verantwortlich. Ist diese Funktion durch eine erbliche Genveränderung gestört, erhöht sich das Risiko für die Erkrankung an Brust-, Eierstockkrebs und anderen Krebsarten deutlich. Der Anteil der Patientinnen mit erblichem Eierstockkrebs liegt bei 20%. Da Eierstockkrebs in der Regel erst relativ spät entdeckt wird, ist die Lebenserwartung niedrig und das Risiko einer Rückkehr des Tumors nach erfolgreicher Standardtherapie hoch. Werden Patientinnen mit BRCA-Mutationen mit den neuen Medikamenten behandelt, wird der Zeitraum bis zum Wiederauftreten signifikant verlängert. In einer Studie wurde gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit des Wiederauftretens der Erkrankung in den ersten dreieinhalb Jahren nach der Standardtherapie um 70 Prozent reduziert werden konnte. „Die endgültigen Daten zum Gesamtüberleben stehen zwar noch aus, aber das sind schon jetzt wirklich sensationelle Ergebnisse“, sagt Privatdozentin (PD) Dr. Karin Kast von der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Dresden, die gemeinsam mit der Direktorin der Klinik, Prof. Pauline Wimberger, auf eine langjährige Erfahrung mit der Gabe von PARP-Inhibitoren zurückblickt.
Wirkung bei Patientinnen mit und ohne BRCA-Mutationen
Mit der bereits vorliegenden Zulassung dieser Behandlung als zusätzlichen Therapiebaustein bei neu diagnostiziertem Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs erhoffen sich Dr. Karin Kast und ihr Team zudem langfristig eine Erhöhung der Heilbarkeit der Erkrankung. Ovarialkarzinome gehören zu den aggressivsten Tumoren bei Frauen, da sie bei ihrer Diagnosestellung in der Regel bereits weit fortgeschritten sind. Es wurden darüber hinaus aber auch Effekte bei Patientinnen ohne BRCA-Mutationen und einem späten Wiederauftreten der Erkrankung im Anschluss an ein Ansprechen auf eine erneute platin-haltige Chemotherapie nachgewiesen. Zwar ist die Wirkung geringer als bei Patientinnen mit BRCA-Mutationen, aber die erzielten krankheitsfreien Zeiten sind auch in dieser Gruppe beachtlich. „Als Nebeneffekt tragen die Ergebnisse dazu bei, dass sich die BRCA-Analyse nicht nur in der Diagnostik, sondern auch schon als Präventionsinstrument bei gesunden Patientinnen weiter etablieren wird“, vermutet Dr. Karin Kast. „Denn im Falle einer Anlageträgerschaft lässt sich mit dem rechtzeitigen, vorsorglichen Entfernen von Eierstöcken und Eileitern das Auftreten der Erkrankung erfolgreich verhindern.“
Effekte auch bei Brustkrebs
An der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Dresden ist bereits seit 2010 die Teilnahme an Therapiestudien mit PARP-Inhibitoren möglich. „Erfreulicherweise haben wir nun seit wenigen Tagen auch eine Zulassung bei metastasierten BRCA1/2-Mutationsträgerinnen mit Brustkrebs“, berichtet Dr. Karin Kast. Potenziell ist dies auch für andere Krebsarten denkbar, so bei Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. In bisherigen Studien wurde allerdings festgestellt, dass sich bei der Behandlung dieser Tumorarten geringere Effekte erzielen ließen. „Zwar handelt es sich auch bei diesen Patientengruppen um eine wirksame Therapie mit vergleichsweise geringen Nebenwirkungen. Es werden allerdings nicht die beispiellosen Ergebnisse auf die Krankheitsfreiheit wie beim Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs von Patientinnen mit BRCA-Mutationen erzielt“, erklärt PD Dr. Karin Kast.
Text: Philipp Demankowski