Medizinische Versorgung in der Ukraine
Sächsische Ärzte leisten weiterhin humanitäre Hilfe: Auf nationaler und internationaler Ebene unterstützt die Ärzteschaft die Menschen in der Ukraine. Vielfältige Aktionen tragen seit Februar 2022 dazu bei, die humanitäre Notlage der Geflüchteten in der Ukraine wie auch in Deutschland und anderen Ländern zu mildern. Der Weltärztebund (WMA), der Ständige Ausschuss der Europäischen Ärzte (CPME) und das Europäische Forum der Ärzteverbände in der WHO-Europaregion (EFMA) haben gemeinsam mit den Ärztekammern von Polen, der Slowakei sowie dem slowakischen Ärzteverband den „Ukraine Medical Help Fund“ ins Leben gerufen. Dort sind über 2,2 Millionen Euro an Spendengeldern eingegangen. Ziel des Spendenfonds ist es, Arzneimittel und medizinische Güter in die Ukraine zu schicken und den Bedürftigen dort zukommen zu lassen.
Die Sächsische Landesärztekammer ist aktuell in die Organisation einer solchen Spendenaktion des WMA eingebunden. Dabei geht es um Medizintechnik und Ausrüstung für den Oblast Cherkassy und ein Perinatalzentrum in Mikolajiw. Gespendet werden unter anderem Geburtsbetten, Anäthesie und Beatmungsgeräte für Kleinkinder, Überwachungsmonitore sowie Sauerstoffgeneratoren im Volumen von 400.000 EUR.
Aufgrund ihrer Erfahrungen aus vorhergehenden Spendenaktionen kann die Sächsische Landesärztekammer dabei auf ein sehr effizientes Netzwerk für die Beschaffung, Logistik und Kommunikation zurückgreifen, insbesondere mit dem Verein „Hope for Ukraine“ in Dresden. Bereits im März wurden Krankenhausbetten, Medikamente, Medizintechnik, Verbandsmaterial und ein Krankentransportwagen an Krankenhäuser in Novovolynsk und Kiew übergeben. Daneben hatten sich weitere Organisationen diesem Hilfstransport angeschlossen, sodass zusätzlich Heil- und Hilfsmittel, Feuerwehrhelme und Schutzwesten bereitgestellt werden konnten. Bei einem zweiten Transport im Mai wurden mit Unterstützung der Apotheke Johannstadt vor allem Betäubungsmittel in die Ukraine nach Shytomyr geliefert, ab der polnisch-ukrainischen Grenze sogar mit Polizeischutz.
„Ich danke allen Beteiligten für die enorme Hilfsbereitschaft solche Transporte zu ermöglichen“, betont der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck. ,,Das andauernde Leid der Menschen in der Ukraine ist unvorstellbar. Unsere humanitären Spenden sind weiterhin notwendig.“
Aufgrund der anhaltenden russischen Angriffe wird weiterhin Hilfe durch sächsische Ärzte geleistet. So haben die Ärzte im Vogtland aktuell rund 5.000 EUR gespendet. Von diesem Geld werden 80 gebrauchte Pflegebetten mit neuen Matratzen und Dekubitusauflagen ausgestattet und Mitte September in die Ukraine geschickt.
Auch andere Ärztekammern, Krankenhäuser, Arztpraxen und Einzelpersonen setzen sich weiterhin für eine direkte Unterstützung ein. So organisiert die Sächsiche Landesärztekammer mit ihrem Netzwerk eine Spende der Bayerischen Landesärztekammer für das Nationale Krebszentrum in Kiew. Dr. Beznosenko, Chefarzt am Nationalen Krebszentrum, beschreibt die aktuelle Lage dort so: „Wiederholt schlagen Geschosse in die onkologischen Abteilungen in Chernihiv, Sumy und Mikolajiw ein und trotzdem nehmen sie weiterhin Patientinnen und Patienten auf. Doch es gibt viele Versorgungslücken: Es fehlen Basis-Systemtherapeutika, Material zur Stromversorgung, Verbandsmaterial für Wundinfektionen und OPBedarf. Wir brauchen die Hilfe der globalen medizinischen ‚Community‘. “
Außerdem konnte durch Vermittlung der Ärztekammer Ausrüstungsmaterial für mobile Krankenhäuser in Bucha beschafft werden. Der Verein Plattform Dresden e.V. und das Ukrainische Koordinationszentrum haben für das Projekt ,,Spital Maidan“ zwei gebrauchte Fahrzeuge gekauft, welche derzeit umgebaut werden. Es ist angedacht, dass ein Bus in einen mobilen OP-Saal mit zwei ITS-Betten umgebaut und der andere Bus als stationäre Notaufnahme verwendet wird. Vielen Dank an das Elblandklinikum Meißen und das Herzzentrum Leipzig für die Unterstützung.
„Das Engagement der Ärztekammer erfolgt ausschließlich aus humanitären Gründen, denn Ärzte fühlen sich aufgrund ihres beruflichen Ethos dazu verpflichtet“, so der Präsident Erik Bodendieck. „Doch wir helfen nicht nur den Menschen in der Ukraine, sondern auch den Geflüchteten.“ Für Ärztinnen und Ärzte, die aus der Ukraine nach Sachsen geflüchtet sind, hat die Landesärztekammer eine Servicestelle eingerichtet. Diese wird von der Ärztin Tetiana Rohovska betreut. Sie ist im März mit ihrem Sohn von Odessa nach Dresden geflohen. Sie zeigt ihren Landsleuten berufliche Perspektiven in Sachsen auf, auch wenn diese mit hohen Hürden, wie für alle Nicht-EU-Ärzte, verbunden sind. Rund 150 Mediziner werden aktuell von ihr beraten.
Bei jeder Spende werden sehr strenge Kriterien an den Spendenzweck und den Transport gestellt. Von den Spendengeldern wird nur tatsächlich benötigte medizinische Ausrüstung gekauft. Dazu gibt es im Vorfeld eine enge Bedarfsabstimmung mit den jeweiligen Krankenhäusern, den Regionalverwaltungen und den Ministerien in der Ukraine. Dmytro Sonkin, Vorsitzender des Vereins „Hope for Ukraine“ in Dresden, kann dabei auf ein großes Netzwerk zurückgreifen. Geprüft werden unter anderem sichere Transportwege, Übergabemodalitäten und die Verlässlichkeit der Empfänger in der Ukraine.
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