da Vinci-gestützte Operationen auf dem Vormarsch
Bei immer mehr Operationen nutzen Chirurgen des Dresdner Uniklinikums den hochmodernen OP-Roboter „da Vinci Xi“. Das vor allem bei Eingriffen in Bauch und Brustkorb eingesetzte System bietet den Ärzten ein Höchstmaß an Präzision und soll so die Patienten schonen.
Seit 2017 steht den Ärzten der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum das neueste Modell des „da Vinci“-Operationssystems zur Verfügung. Bereits das Vorgängermodell „da Vinci Si“, das in der Klinik für Urologie steht, kam bei viszeralchirurgischen OPs zur Anwendung, doch der eigene „da Vinci Xi“ wird nun deutlich häufiger genutzt. Wöchentlich finden zwei bis vier roboterassistierte Eingriffe statt. Viszeralchirurgen nutzen den neuen „da Vinci“ vor allem für Operationen des Rektumkarzinoms (Enddarmkrebs), gefolgt von OPs bei Speiseröhrenkrebs und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen. Hinzu kommen Eingriffe am Magen sowie bei Darmerkrankungen. Aber auch die Thoraxchirurgen nutzen das System bei bestimmten Operationen im Brustkorb.
Radikal, aber funktionserhaltend
Zum Einsatz kommt der Roboter vor allem bei Patienten mit komplexen Krebserkrankungen. Dabei muss das vom Tumor befallene Gewebe radikal entfernt werden, damit der Krebs nicht erneut auftritt. Gleichzeitig möchten die Chirurgen wichtige Funktionen und damit die Lebensqualität der Patienten so gut es geht erhalten. Auch wenn ein formaler Beweis durch wissenschaftliche Studien noch aussteht soll die Präzision des „da Vinci“ dazu beitragen, vor allem solche Nerven bei dem Eingriff zu schonen, die beispielsweise für die Kontrolle der Harnblasen- oder Sexualfunktion zuständig sind. „Um diese Ansprüche zu gewährleisten, müssen wir sehr genau erkennen können, wie wir bei der Operation am besten vorgehen“, erklärt Klinikdirektor Prof. Jürgen Weitz. „Die hohe Bildqualität und die Zoomfunktion des ‚da Vinci‘ sind dafür nicht hoch genug zu bewertende Hilfsmittel. Auch feinste Strukturen wie Nerven und Blutgefäße sind sehr gut sichtbar.“
Schnellere Erholung
Zudem verringern sich die Belastungen, die sich aus den notwendigen Schnitten einer OP ergeben. Bei offenen Eingriffen zur Behandlung von Speiseröhrenkrebs etwa muss der Operateur einen großen Schnitt im Bauchraum und im Bereich des Brustkorbs ausführen. Bei der minimal-invasiven Chirurgie reichen stattdessen nur wenige kleine Schnitte. Der Patient erholt sich dadurch vermutlich wesentlich schneller von den Strapazen. Die roboterassistierte Chirurgie hat aber auch einen entscheidenden Vorteil gegenüber minimalinvasiven Eingriffen: Die Instrumente des „da Vinci“ verfügen über eine hochpräzise Beweglichkeit im dreidimensionalen Raum. Denn der Operateur führt die Instrumente nicht selbst mit der Hand. Stattdessen werden sie von den Roboterarmen gehalten und lassen sich in alle Raumrichtungen bewegen.
Erfahrung und Geschicklichkeit sind essenziell
Gesteuert wird der Roboter gleichwohl vom Operateur, der an einer Konsole sitzt und über den 3D-Monitor die Instrumente im Blick hat. „Der Arzt behält jederzeit die Oberhand. Deswegen ist der Begriff ‚Roboter‘ eigentlich falsch. Korrekt spricht man von einem ‚Telemanipulator‘“, sagt Prof. Jürgen Weitz. Anpassungsmöglichkeiten für die individuellen Bewegungen des Operateurs ermöglichen dabei hochpräzises Operieren. Die Steuerung verlangt allerdings von den Chirurgen ein Maximum an Geschicklichkeit. Sie müssen nicht nur Fingerfertigkeit, sondern auch viel Erfahrung im Umgang mit dem Roboter mitbringen. Aber auch vom besonders gut aufeinander eingespielten OP-Team erfordern die meist mehrstündigen Operationen ein Höchstmaß an Erfahrung.
Um den medizinischen Nachwuchs möglichst früh mit der Technik vertraut zu machen, üben die zukünftigen Ärzte an sogenannten Simulationsprogrammen, die einem Flugsimulator ähneln. Zudem verfügt der „da Vinci Xi“ über eine zweite Steuerkonsole, so dass der chirurgische Nachwuchs des Uniklinikums behutsam an das roboterassistierte Operieren herangeführt wird.
Text: Philipp Demankowski