Motivieren für eine Zukunft ohne Crystal und Co.

Sächsisches Krankenhaus Arnsdorf / Foto: © André Wirsig
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Der Konsum von Crystal ist in Sachsen in den letzten Jahren stark gestiegen. Wer Crystal konsumiert, nimmt zumeist auch andere Drogen, um endlich einmal wieder schlafen zu können.

Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Sächsischen Krankenhauses Arnsdorf bietet drogensüchtigen Erwachsenen eine spezielle Behandlung über vier Wochen an: Nach der Entgiftung schließt sich gleich ein Motivationsprogramm an, um den Betroffenen Handwerks­zeug für ein drogenfreies Leben mitzugeben.

Crystal Meth einnehmen, um morgens in die Gänge zu kommen. Abends wird dann der Joint geraucht, um wieder runterzukommen. Irgendwann nimmt der Konsum an Crystal und anderen Drogen zu, die sich oft gegenseitig in der Wirkung aufheben oder verstärken. Bei dem süchtigen Erwachsenen, der in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie anruft, brennt oft wahrlich die Luft. „Viele waren tagelang wach, was auf Dauer niemand durchhält“, berichtet Manuela Teuber, Oberärztin und Leiterin der Suchtabteilung im Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf.

Manuela Teuber, Oberärztin und Leiterin der Suchtabteilung im Krankenhaus Arnsdorf / Foto: @ Sächsisches Krankenhaus Arnsdorf

Häufig kommen auch Betroffene hierher, die die Auflage haben, eine Suchttherapie zu machen. Dabei spielt Beschaf­fungs­kriminalität ebenso eine Rolle, wie der Wunsch, seine Kinder wiederzubekommen, die vom Jugendamt in Obhut ge­nommen wurden. Je nach Auslastung dürfen die Hilfe­suchenden sofort in die Klinik kommen oder warten maximal zwischen einer Woche und 14 Tagen, um für die Regel­behandlung mit speziellem Motiva­tionsprogramm aufgenommen zu werden.

Zuerst wird der Körper entgiftet. „Ab wann die Patienten in das Therapieprogramm eingebunden werden, richtet sich nach ihrem Zustand. Wenn es nötig ist, lassen wir ihnen die ersten drei bis vier Tage Zeit“, sagt die Oberärztin. Die Regeln für die vierwöchige Therapie sind sehr klar. Gewalt und Drogenbesitz sind strengs­tens verboten. Und unter Aufsicht muss immer wieder einmal unangekündigt von einer Pflegeperson begleitet Urin für das Dro­genscreening abgegeben werden. Wer ohne Bescheinigung des Stationsarztes Thera­pie­stunden schwänzt, bekommt Minus­punkte.

Die Motivationstherapie setzt sich zu­sammen aus der medizinischen Be­hand­lung als auch psychotherapeutischen Gruppen- und Einzeltherapien so­wie Ein­zeltherapien, um medizinische und psychologische „Nebenbaustellen“ wie beispielsweise Depres­sionen oder Gewalter­fahrungen anzugehen. Die Sozialtherapie soll Starthilfe für das Leben nach der Therapie einleiten. Sport- und Bewe­gungs­therapie, Ergotherapie und Entspannungs­verfahren gehören ebenfalls dazu.

Manuela Teuber betont, dass der selbst erstellte Notfallplan für daheim das Kernstück sei: „Hier steht, was der Patient sofort machen kann, um gegen den Suchtdruck vorzugehen. In diesem Zustand können viele nicht mehr klar denken. Bei dem einen kann im Notfall das Laufen einer Runde um den Block, bei dem anderen das Hören lauter Musik helfen.“ Wer eine Abhängigkeit entwickelt, behält diese ein Leben lang. Das Suchtgedächtnis hat alles gespeichert. Der „Teufelskreis“ der Sucht beginnt beim ersten Drogenkonsum wieder von vorne. „Deshalb sind wir für unsere ehemaligen Patienten auch jederzeit im Notfall telefonisch erreichbar“, so Teuber. „Wer bei uns anruft, erreicht immer eine Pflegeperson, die sich dann für ein Gespräch Zeit nimmt.“

Sächsisches Krankenhaus Arnsdorf
Akademisches Lehrkrankenhaus der TU Dresden
Hufelandstraße 15, 01477 Arnsdorf
Telefon: 035200 26 0
E-Mail: poststelle@skhar.sms.sachsen.de
www.skh-arnsdorf.sachsen.de

Text: Birte Urban-Eicheler

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