Lauf Mensch, lauf!

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Laufen ist eines der ersten Dinge, die wir lernen, wenn wir klein sind und etwas, das wir niemals aufgeben möchten. Der Drang, uns fortzubewegen ist groß. Laufen hat etwas Beruhi­gendes, beinahe Ent­schleuni­gendes. Während sich der Körper bewegt, kommt auch der Geist zur Ruhe und die Seele findet zurück ins Gleichgewicht.

Viele Wege, ein Ziel
,,Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen”, wuss­te bereits Johann Wolfgang von Goethe. Die Welt zu Fuß zu entdecken, avancierte besonders in den letzten Jahren zum regel­rechten Hype, obwohl das Wandern bereits eine sehr lange Tradition hat. Hape Kerkeling entfachte 2006 mit seinem Buch ,,Ich bin dann mal weg” die Neugierde auf den Jakobs­weg wieder, der wohl der bekannteste Pilgerweg der Welt ist und vom Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela führt. Es gibt jedoch viele historische Routen in Europa und auch selbsternannte Pilgerwege, die quasi von der eigenen Haustür bis zum auserwählten heiligen Ort führen können. Das Wandern selbst reicht weit in die Geschichte des Christen­tums zurück. Die erste Er­wäh­nung eines Jakobsweges gab es Mitte des 11. Jahr­hunderts. Pilger­märsche wurden damals von Kirchen organisiert und einige sogar von Fürsten subventioniert. Das Ziel ist ein sehr Ehrenwertes, nämlich das Finden innerer Ruhe und Gelas­sen­heit. Dabei gleicht der Weg dem Prozess des Loslassens (früher des Bußetuns). Erinnern wir uns an Forrest Gump, dessen Leben keinen leichten Anfang nahm. Zu seinem geringen Intelligenz­quotienten gesellte sich ein Wirbelsäulen­leiden, aufgrund dessen er als Kind Bein­schienen tragen musste. Dann wendete sich sein Schicksal überraschenderweise und er entdeckt seine besondere Gabe zum Laufen, was ihn eine Karriere als Football­spieler ermöglichte. Seinen ,,Pilgerlauf” unter­nimmt Forrest allerdings erst Jahre später. Um seinen Liebes­kummer loszuwerden und inneren Frieden zu finden, läuft er ganze drei Jahre durch Nord­amerika und wird damit zum Helden der Nation. Das aus dem Film stammende Zitat ,,Lauf Forrest, lauf!” hat solch einen hohen Bekanntheits- und Wiedererkennungs­grad erreicht, dass es bis heu­te umgangssprachlich verwendet wird.

Laufen ist die beste Prophylaxe
Auch wenn unsere Zivilisation heute die meiste Zeit im Sitzen verbringt, ist der Mensch im Grunde als Dauerläufer konzipiert, denn er kann extrem weite Strecken zurücklegen. Wissen­schaft­ler sagen, dass ein Mensch in seinem ganzen Leben zwischen 40.000 und 80.000 Kilometer läuft und pro Tag 3000 bis 6000 Schritte macht.  Empfehlenswert sind laut Robert-Koch-Institut sogar 10.000 Schritte am Tag. Laufen ist gesund, denn es kurbelt den Kreislauf und den Stoff­wechsel an und stärkt obendrein das Immunsystem. Regel­mäßiges Laufen baut Muskeln auf, reguliert durch die erhöhte Fettverbrennung das Gewicht und sorgt für einen erhol­samen Schlaf. Bewegung ist einfach die beste Prophylaxe gegen viele Krank­heiten. Der aufrechte Gang ist dabei die Voraussetzung für ,,richtiges” Gehen. Allerdings haben wir genau das verlernt beim vielen Sitzen am Rechner, im Büro oder im Auto. Haltungs­schäden wie herunterhängende Schultern und eine verkrümmte Wirbel­säule sind nicht die einzigen Folgen. Wenn wir gerade gehen, tun wir unseren Füßen einen großen Gefallen, denn die richtige Körperhaltung ist die Voraussetzung für gesundes Gehen und den richtigen Abrollmechanismus von der Ferse bis zu den Zehen.

Der Fuß ­– ein wahres Meisterwerk der Evolution
Im Laufe der Evolution haben sich unsere Füße stark verändert.  Mit dem aufrechten Gang hat sich unser gesamtes Körper­gewicht auf unsere zwei Füße verlagert. Unglaublich, wenn man bedenkt, was das für eine Herausforderung sein muss, auf so kleiner Standfläche größtmögliches Gewicht zu halten und dennoch flexibel zu bleiben! Rein anatomisch betrachtet, offenbart sich der Fuß als komplexes Meister­­­werk, besteht er doch aus 26 Knochen, über 30 Gelenken, 200 Sehnen und 60 Muskeln! Aufgrunf der vielen einzelnen Gelenke ist er in alle Himmels­richtungen dreh- und streckbar. Der Fuß stützt und gibt Halt, er federt durch seine Beweg­lich­keit den Körper ab und sorgt für Balance. Als Meister der Fein­motorik ist der Fuß ebenso wie die Hand in der Lage, Dinge zu greifen und festzuhalten. Wie in den Händen befinden sich in unseren Füßen die meisten Sinneszellen, denn cirka 72.000 Nervenbahnen laufen hier zusam­men, was sie besonders empfindlich macht. Die Reflex­zonen spiegeln laut Alter­nativmedizin alle Organe und Muskel­gruppen auf und unter der Hautoberfläche wider. Wer einmal in den Genuss einer Fußreflexzonenmassage gekommen ist, weiß um die unmittelbare, beinahe magische Wirkung dieser Behand­lung. Vor allem bei Durchblutungs- und Stoff­wech­sel­störungen, Magen-Darm-Pro­blemen und in der Schmerz­thera­pie angewandt, ist die Fuß­reflex­zonenmassage eine traditionelle fernöstliche Methode, die sich vor allem in der ganzheitlichen Medizin bewährt hat.

Zeigt her Eure Schuhe
Unsere Füße bilden das Fundament unseres Körpers und das sollten wir ihnen auch regelmäßig danken. Barfuß laufen (am besten auf einer Wiese oder im Urlaub am Strand!) ist eine große Wohltat für unsere Füße, sind sie doch die meiste Zeit in mehr oder weniger unbequemes Schuhwerk eingezwängt. Gesunde Füße liegen niemals mit der gesamten Fläche auf. Nur so wird das Körper­gewicht optimal verteilt. Fuß­fehlstellungen sind mitunter auf falsches Schuh­werk, zu wenig Bewegung, falsche Körper­haltung oder zu langes Stehen zurückzuführen. Abge­sehen von genetischen Defek­ten haben wir also einen gro­ßes Ein­fluss darauf, wie lange uns unsere Füße durch das Leben tragen. Fehlbelastungen, Über- oder Unter­forderung können sich in chronischen Fußleiden, aber auch in Knie-, Hüft- und Rücken­be­schwerden bemerkbar machen. Snea­kers, Sandalen oder Stiefel ­– im Grunde ist alles erlaubt, das be­quem ist, nicht schmerzt oder die Füße anschwellen lässt. Pro­blematisch sind Schuhe mit hohen Absätzen wie Pumps oder High Heels, weil sie eine Ver­kürzung des hinteren Muskulatur- und Seh­nen­­appa­rates bewirken. Auch Flip Flops sind nicht gut zu unseren Füßen, da sie eine Ent­wick­lung von Hammer- oder Krallen­zehen be­günstigen. Wer nicht auf die Etikette verzichten möchte, sollte vor allem für Ab­wechs­lung sorgen, denn das Tragen verschiedenen Schuh­werks ist aus Ortho­päden-Sicht nicht nur empfehlenswert, sondern absolut ratsam!

Text: Sabine Dittrich

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