Wider den Keimen

Die Erwärmung des Wassers erfolgt nach einem spezifischen Desinfektionszyklus. Nach 5 - 6 Zyklen ist der Prozess abgeschlossen. Der MoveoSiphon schaltet in den Standby, bis erneut Wasser zufließt. / Fotos: Visualisierungen MoveoMed GmbH
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Die Radebeuler Firma MoveoMed GmbH tritt mit ihrem Produkt MoveoSiphon an, um den Keimen in der Sperrflüssigkeit unter Wasch­becken den Garaus zu machen.

Zwar ist die Infektionsgefahr im Krankenhaus in den letzten Jahren durchaus im öffentlichen Diskurs angekommen. Doch noch immer besteht viel Unsicherheit im Umgang mit den Hygienevorschriften in Kliniken. Vor allem auf Stationen mit vielen immungeschwächten Patienten wie der Onkologie, der Neonatologie oder der Intensivstation gibt es nach wie vor hohe Erregerrisiken, die auch eine noch so gewissenhafte Des­infektion nicht beseitigen kann. Ein verstecktes Keimreservoir sind etwa die Ge­ruchsverschlüsse oder Siphons, die sich unterhalb von Wasch­becken befinden. Da­rauf verweisen auch Prof. Popp und Prof. Zas­trow von der Deutschen Gesell­schaft für Krankenhaus­hygiene (www.dgkh.de, Hygiene-Tipp Mai 2016).

Mit Erwärmung und Vibration

Durch Wasserzulauf können sich an der Oberfläche der Sperrflüssigkeit in den Geruchs­verschlüssen sogenannte Aerosole bilden, die die Keime bis zu 1,5 Meter im Umkreis des Siphons verbreiten können. Dadurch können so viele Mikroorganismen in die Raumluft gelangen, dass eine mess­bare Übertragung von Keimen aus der Sperr­flüssigkeit auf die Hände des Patien­ten oder des Pflege­per­sonals stattfindet. Mit dem MoveoSiphon der Radebeuler Firma gibt es nun ein Gerät, das den Kei­men mittels verschiedener technischer Verfahren den Garaus macht. Entwickelt wurde es 1996 von Dr. Schluttig von der Lautaer Firma Biorec. Bald wurde das Biorec-System erfolgreich an der Univer­sitäts­klinik Tübingen getestet und auch die Langzeit-Untersuchung, die ab 2002 im Ober­lausitz-Klinikum Bischofs­werda stattfand, lieferte zufriedenstellende Ergeb­nisse. Nachdem Dr. Schluttig kürzertreten musste, nahm sich der Phar­ma-Fachmann Jan-Michael Albrecht der Weiter­entwick­lung des Geräts an und gründete 2012 die Firma MoveoMed GmbH in Rade­beul. Seitdem kommt das nun MoveoSiphon getaufte Gerät in zahlreichen Kliniken in Deutsch­land zum Einsatz. Dabei macht es sich zwei Verfahren zunutze. Einer­seits wird der Siphon erwärmt, wobei es zu einer Ab­tötung aller pathogenen Keime kommt. Im zweiten Schritt wird mittels Vibration die Anhaftung von Kalk und Partikeln an der Innenwand des Geruchs­verschlusses verhindert. Der sogenannte Biofilm, in dem sich Keime besonders wohlfühlen, kann dadurch nicht entstehen.

Fotos: Visualisierungen MoveoMed GmbH

Verminderung von Infektionen

Dabei erfolgt das Hochheizen auf die einstellbare Soll­temperatur und eine langsame Abkühlung während der nachfolgenden Vibrationsreinigung. Beim Erreichen der Minimal­temperatur beginnt der Heizprozess und damit der Desinfek­tions-Reinigungs-Zyklus erneut. Der ganze Prozess findet also komplett ohne den Einsatz von Chemikalien statt. Das Wirk­prin­zip ist so ausgeklügelt, dass die Keime bereits nach dem ersten Desinfektionszyklus effektiv reduziert werden. Die Patienten­kolonisierung und das Auftreten von Infektionen durch Wasserkeime wird um 50-70 % vermindert. Dadurch er­geben sich auch ökonomische Vorteile, denn der Antibiotika-Ver­brauch wird um 30 % und die Isolationstage der Patienten werden um 35 % gesenkt. Neben dem MoveoSiphon vertreibt das Radebeuler Unternehmen noch weitere Produkte für die Krankenhaushygiene, so etwa die absorbierenden Hygiene­beutel der Firma Cleanis sowie das Desinfektionssystem Nocospray von Oxy’pharm zur Raum- und Flächen­des­infektion mittels Trocken­­vernebelung von Wasserstoffperoxid.

MoveoMed GmbH
Gartenstraße 34a, 01445 Radebeul
Tel: 0351 / 4 26 43 000, Fax: 0351 / 4 26 43 00 88
E-Mail: kontakt@moveomed.de
Internet: www.moveomed.de

Text: Philipp Demankowski

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