Neue Führung und Struktur im Zentrum für Seelische Gesundheit
Professorin Vjera Holthoff-Detto ist die neue Direktorin im Zentrum für Seelische Gesundheit am Universitätsklinikum. Das bekommt derzeit einen modernen Neubau, der neue Perspektiven für die Therapie ermöglicht.
Es ist eine echte Zäsur für die psychiatrische Versorgung von Patientinnen und Patienten am Universitätsklinikum Dresden. Für 95 Millionen Euro entsteht auf dem Klinikgelände ein moderner Neubau mit über 13.000 Quadratmetern Nutzfläche für das Zentrum für Seelische Gesundheit. Damit eröffnen sich für das Zentrum ganz neue therapeutische Möglichkeiten. 2025 soll die Arbeit in den Räumen beginnen. Derzeit findet der Innenausbau statt. Bevor allerdings die räumliche Ergänzung fertiggestellt wird, gab es bereits eine personelle Erneuerung. Seit dem Frühjahr 2024 leitet Professorin Vjera Holthoff-Detto nicht nur die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Die in Bonn geborene Ärztin agiert am Universitätsklinikum nun auch als Direktorin des Zentrums für Seelische Gesundheit. „Wir freuen uns sehr, mit Vjera Holthoff-Detto eine absolute Expertin auf dem Gebiet der seelischen Gesundheit bei uns am Klinikum zu haben“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum. Der bisherige Klinikdirektor Prof. Michael Bauer verantwortet zukünftig als Direktor Forschung und Lehre Psychiatrie wissenschaftliche Projekte sowie die Studentenausbildung im Fach.
Verstärkte Ambulantisierung
Der Neubau des Zentrums für Seelische Gesundheit stellt in vielerlei Hinsicht einen bedeutenden Fortschritt in der Versorgung dar. Ein wesentlicher Vorteil ist die nahtlose Integration von teilstationären und ambulanten Behandlungsangeboten. Um eine schnelle Versorgung zu ermöglichen, soll es künftig auch die Option geben, dass ein mobiles Team über die Institutsambulanz entsendet wird, um die Patientinnen und Patienten zu Hause zu behandeln. Damit werden nichtkritische Klinikaufenthalte vermieden, wodurch die Patientinnen und Patienten in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können. Die sogenannte Ambulantisierung kann für die Genesung eine wesentliche Rolle spielen und ist besonders wichtig für ältere Menschen und junge Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern müssen, sowie Menschen mit erheblicher Angst vor stationärer psychiatrischer Behandlung. Ambulant vor stationär, tagesklinisch vor vollstationär – so lautet der Grundsatz.
Offene Umgebung schafft Sicherheit
Der Neubau schafft zudem Räume, die eine intensivere, individuell angepasste Therapie ermöglichen. Einerseits durch eine Konstanz im Betreuungsteam und andererseits durch die nötige Infrastruktur für Gruppen- und Einzeltherapien. Die moderne Architektur des Gebäudes unterstützt dabei nicht nur die Heilung. Sie fördert auch die Selbstbestimmung und das Gefühl der Sicherheit. Ein innovatives Merkmal des Neubaus ist demnach eine therapeutische Atmosphäre, die sowohl Schutz als auch Freiheit bietet. Die Architektur sorgt dafür, dass Patientinnen und Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen in einer sicheren, aber dennoch offenen Umgebung behandelt werden können. Ein Innenhof und grüne Terrassen bieten Rückzugsmöglichkeiten und fördern die soziale Interaktion. Besonders hervorzuheben ist zudem die Gestaltung der geschützten Akutstation, die den Patientinnen und Patienten Bewegungsfreiheit in einem gesicherten Bereich bietet. Das trägt zur Reduktion von Angst und Anspannung bei, fördert eine positive Wahrnehmung der Behandlung und stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt
Zusätzlich bietet der Neubau eine exzellente Plattform für die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Ausbildung. So wird das Zentrum für Gesundes Altern ebenfalls in den Neubau ziehen, was die ohnehin bereits enge Kooperation zwischen beiden Zentren weiter stärken wird. Überhaupt liegt ein Schwerpunkt des neuen Zentrums auf der Behandlung älterer und hochaltriger Patientinnen und Patienten, da in der Altersgruppe ab 85 Lebensjahren psychische Erkrankungen besonders häufig auftreten. Vor diesem Hintergrund fördert die moderne Infrastruktur des Gebäudes den Austausch zwischen den verschiedenen Fachrichtungen und ermöglicht die Anwendung und Weiterentwicklung innovativer Therapiekonzepte. Das gilt auch für die Kooperation mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, aus der die jungen Menschen mit Erreichen der Volljährigkeit dann geplant und interdisziplinär in den Bereich Junge Menschen mit psychischen Erkrankungen übernommen werden können.
Eine neue Vision für die Versorgung psychischer Erkrankungen
Die architektonischen Neuerungen bedingen nicht nur neue Methoden in der Therapie, sondern bieten auch Impulse in der Ausbildung zukünftiger Fachkräfte sowie bei der Implementierung aktueller Forschungsergebnisse in die klinische Praxis. So wird der Neubau zu einem Zentrum für innovative, evidenzbasierte Behandlungsmethoden, die den Patientinnen und Patienten direkt zugutekommen. „Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Wir ziehen nicht einfach nur in ein neues Gebäude. Wir setzen eine neue Vision für unseren Fachbereich in Gang“, sagt Prof. Vjera Holthoff-Detto.
Redaktion: Philipp Demankowski