Medizinische Präzision durch robotische Unterstützung

© UKD/Michael Kretzschmar
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Neben den Da-Vinci-OP-Robotern wird in der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Dresden nun auch der sogenannte HUGO eingesetzt. Mit der neuen Professur für Minimalinvasive und Robotische Chirurgie werden die Techniken noch stärker in die medizinische Lehre implementiert.

Der Einsatz der Roboterchirurgie hat sich in der Dresdner Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie längst etabliert. Seit über zehn Jahren wird mit der Assistenz von OP-Robo­tern gearbeitet, um Eingriffe an Magen, Darm, Bauch­speichel­drüse, Speiseröhre und Leber vorzunehmen. In Dresden werden die Systeme ebenfalls in der Urologie und der Gynä­ko­lo­gie verwendet. Die Vorteile liegen auf der Hand. Operationen, bei denen erfahrene Chirurginnen und Chirurgen robotische OP-Systeme nutzen, zeichnen sich durch eine gesteigerte Präzi­sion aus. „Bei der Entfernung eines bösartigen Tumors geht es oft um Millimeter, die über das Schicksal der Pa­tien­tinnen und Pa­tienten entscheiden“, sagt Klinikdirektor Prof. Jürgen Weitz. „Beim Enddarmkrebs zum Beispiel kann der Schnitt in der fal­schen Schicht dazu führen, dass der Tumor zurückkommt. Und trifft man die Nerven, besteht die Gefahr von Inkontinenz oder Impotenz.“ Hinzu kommt, dass die Eingriffe für die Pa­tien­tinnen und Patienten wesentlich schonender als konventionelle Operationen sind. „Bei der Wahl der Opera­tions­art – also of­fen, minimalinvasiv oder roboter­assistiert – ist aber in erster Linie die Patientensicherheit entscheidend“, betont der Chirurg.

Prof. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Dresden, mit Prof. Marius Distler, Professur für Minimalinvasive und Robotische Chirurgie an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden / © UKD/Michael Kretzschmar

Da Vinci wird von HUGO ergänzt
Bisher wurde an der Klinik der OP-Roboter Da Vinci genutzt, der über die Jahre immer weiter verbessert wurde und neue Updates bekam. „Die Firma Intuitive Surgical hatte hier lange ein Alleinstellungsmerkmal. Doch Konkurrenz belebt nicht nur das Geschäft, sie führt auch zu mehr Qualität. Des­halb haben wir stets auch ein Auge auf Weiterentwicklungen“, erklärt Prof. Jürgen Weitz. Seit dem Frühjahr wird in der Klinik deshalb nun auch das HUGO-System genutzt, zunächst vor allem bei Operationen im Darmbereich. Schon im Oktober vergangenen Jahres nutzte die Urologie das System, als deutschlandweit erste Klinik in diesem Fachbereich. Der Hauptunter­schied zwischen den Robotersystemen liegt in ihrer technischen Ausführung. Während der Da-Vinci-Roboter vier Arme an einem Gerät hat, bietet der HUGO mehr Flexi­bilität durch einzeln montierte Arme. „Man muss allerdings lernen, wie man mit dieser Flexibilität umgeht“, erklärt Prof. Weitz. Ein an­schauliches Beispiel für die Effektivität des HUGO-Systems ist die Entfernung eines faustgroßen Darm­tu­mors bei der 74-jäh­ri­gen Patientin Marita Grell­mann. Dank der robotergestützten Methode verliefen Operation und Heilung schnell und komplikationslos. Das war wichtig, denn die Patientin leidet seit vielen Jahren an der Lungenerkrankung COPD. „Durch die schonende Opera­tion gab es dadurch aber keine Probleme“, sagt Prof. Marius Distler, stellvertretender Direktor der VTG-Klinik. Wenige Tage nach der Operation fühlte sich Marita Grellmann bereits sehr gut. Sie hatte keine Beschwerden mehr.

Patientin Marita Grellmann mit Prof. Marius Distler / © UKD

Künstliche Intelligenz als Zukunftsversprechen
Trotz der Vorteile des HUGO-Roboters gibt es – wie bei der Ein­führung jedes neuen Verfahrens – noch „eine gewisse Ge­wöhnungsphase des Teams, die durchlaufen werden muss“, erklärt Prof. Jürgen Weitz. „Dies betrifft aber keine für die Patien­tensicherheit oder den Behandlungserfolg relevanten Dinge“. Mit steten Verbesserungen in Hardware und Software ist wie beim Da Vinci auch beim HUGO zu rechnen. Vor allem von der Implementierung Künstlicher Intelligenz (KI) versprechen sich die Medizinerinnen und Mediziner radikale Fort­schritte. Die Integration von KI zielt darauf ab, operative Ab­läufe zu optimieren und durch datenbasierte Entschei­dungen die Patientensicherheit und -versorgung zu verbessern.

Integration in die Ausbildung
Auch in der Ausbildung spielt die roboterassistierte Chirurgie am Universitätsklinikum eine immer wichtigere Rolle, wovon die neu geschaffene Professur für Minimalinvasive und Robotische Chirurgie an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden zeugt. „Die Professur passt hervorragend in die Aus­richtung von Uniklinikum und Medi­zini­scher Fa­kul­tät. Damit setzt die Hochschulmedizin Dresden erneut Akzente in Me­di­zin, Forschung und Lehre“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medi­zinischer Vor­stand am Uniklinikum Dresden. Die neue Pro­fessur wird von Prof. Marius Distler be­setzt und zielt darauf ab, modernste OP-Tech­niken in die medizinische Ausbildung zu integrieren. „Es ist wichtig, dass wir die Expertise, die wir er­langt ha­ben, an junge Medizinerinnen und Mediziner weitergeben, indem sie Eingang in deren Ausbildung findet“, sagt der Chirurg. Dass der Fokus auf den Techniken gerade in Dresden so groß ist, leuchtet ein. „Wir haben in Dresden mit der Ver­schränkung von Hochschulmedizin und Technischer Uni­versi­tät beste Bedingungen für die Etablierung und Weiter­ent­wicklung hochtechnisierter OP-Varianten“, ergänzt Prof. Jürgen Weitz.

Praktische Schulung im Skills Lab
Im Skills Lab des Uniklinikums Dresden erlernen angehende Ärztinnen und Ärzte die praktische Handhabung der Robo­ter­technik. Dabei stehen sowohl physische als auch virtuelle Simulationen zur Verfügung. „Übung im Umgang mit den Systemen ist enorm wichtig, ebenso wie das Feedback dazu“, sagt Prof. Marius Distler. „Man muss verstehen, wie die Operation funktioniert, und man muss die Technik beherrschen“, ergänzt Prof. Jürgen Weitz und vergleicht die virtuelle Erprobung mit der Ausbildung von Piloten im Flugsimulator. Gleichwohl bedienen am OP-Tisch nur Ober- und erfahrene Assistenzärztinnen und -ärzte die Roboter. Insgesamt verfügt das Universitätsklinikum Dres­den über drei Da-Vinci- und einen HUGO-OP-Roboter, wobei eines der Da-Vinci-Systeme ausschließlich für wissenschaftliche Projekte und klinische Studien genutzt wird. Ziel ist es, die effektivste Nutzung der verschiedenen Robotik-Systeme für unterschiedliche Eingriffe zu erforschen.

Redaktion: Philipp Demankowski

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