Diakonissenkrankenhaus Dresden: Dysplasiesprechstunde am Diako

© Viktoria Braunschweig
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Unter der Leitung von Chefarzt Dr. Stefan Ollig wurden 2020 das Gynäkologische Krebszentrum und 2022 die Dysplasie­sprechstunde am Diakonissenkrankenhaus Dresden von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Die Patientinnen profitieren sowohl von der onkologischen Expertise als auch von der Integration komplementärmedizinischer Ansätze und einem modernen Fallmanagement.

In der Dysplasiesprechstunde wird die Gefahr von Abweichun­gen der Gewebestruktur der inneren und äußeren Genitale beurteilt und gegebenenfalls behandelt. Vorsicht ist natürlich immer geboten, doch Dysplasien sind im ü̈berwiegenden Fall der Fälle ungefährlich. Denn unter dem Begriff versteht man erst einmal nur eine Zellveränderung, die bei Frauen entweder am Gebärmutterhals, in der Scheide oder im Bereich des äußeren Genitals vorkommt. „Diese Abwei­chungen fü̈hren nicht zwangsweise zu Krebszellen“, erklärt Dr. Stefan Ollig, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie am Diakonissenkrankenhaus Dresden. „Vielmehr gibt es verschiedene Grade. Je größer die Zell­veränderung, desto wahrscheinlicher die Tumorbildung.“ Um diesen Gefahrenherd besser einschätzen und im Bedarfsfall frühzeitig behandeln zu können, ist das Angebot spezieller Dysplasie-Sprech­stunden wichtig. Am Diako wurde erst im März diesen Jahres eine solche von der Deutschen Krebs­gesellschaft zertifiziert. Entdeckt werden die Auffälligkeiten ü̈berwiegend im Rahmen der Vorsorge­untersuchung bei den niedergelassenen Frauenärzten, in deren Verlauf ein Abstrich am inneren oder äußeren Genital gemacht wird. Seit Anfang 2020 gehört dieses Vorgehen zum bundesweiten Früherkennungs­programm für Gebärmutterhalskrebs und wird regelmäßig durchgeführt. Entsprechend häufen sich die Dysplasie-Fälle, die einer Ab­klärung bedürfen.

Mündige Patientinnen

Viele dieser Patientinnen kommen in die Dysplasie­sprech­stun­de am Diako, zumal diese Spezialsprechstunden in der Region rar gesät sind. Bei Auffälligkeiten wird dann zunächst eine Lupen­betrachtung vom Muttermund durchgeführt. Dabei kommt ein Kolposkop (Mikroskop für gynäkologische Untersuchungen) zur Anwendung. „Wir arbeiten mit einem Video-Kolposkop“, sagt Dr. Stefan Ollig. „Wenn sie möchten, können die Patientinnen auch zuschauen. Dadurch kann ich Auffälligkeiten besser erklären.“ Ohnehin möchten die Patientinnen heute zunehmend in alle Therapie­ent­scheidungen involviert werden. Da ist es umso wichtiger, dass diese Entscheidungen auf einer bestmöglichen Aufklärung fundieren. Dr. Stefan Ollig betont, wie wichtig ihm die Aufklärung ist: „Man sollte als Mediziner heute keine Ent­scheidungen mehr ohne Absprache mit dem Patienten fällen.“ Das betrifft auch die Ent­nahme einer Gewebeprobe aus dem auffälligen Areal, die schmerzfrei und noch unter dem Kolposkop durchgeführt wird.

HPV als Ursache

Dysplasien kommen ü̈berwiegend bei jüngeren Patientinnen vor, denn meist werden die Auffälligkeiten durch eine Infektion mit den Humanen Papillomaviren (HPV) verursacht. HPV ist stark verbreitet in der Bevölkerung und heilt normalerweise innerhalb eines Jahres von allein wieder aus. Wenn das Virus aber ü̈ber einen längeren Zeitraum wirkt, können Dysplasien und im schlimmsten Fall Krebszellen entstehen. Dabei wird das Virus sexuell ü̈bertragen, theoretisch bereits beim ersten Geschlechts-verkehr. Von der Übertragung bis zur Krebszelle vergehen dann ungefähr zehn Jahre, sodass man gut ausrechnen kann, dass die Patientengruppe in der Dysplasiesprechstunde meist zwischen Mitte 20 und Mitte 40 liegt. Natürlich gibt es aber auch ältere Patientinnen.

Behandlung mit der Thermoschlinge

Nach der Diagnostik entscheidet der Schweregrad der Dysplasie ü̈ber den weiteren Behandlungsverlauf. Viele Auffälligkeiten heilen von allein aus und bedürfen allenfalls einer regelmäßigen Kon­trolle. Bei höhergradigen Veränderungen führen die Ärzte eine soge­nannte Konisation durch, die auch als Kegel­ent­fernung bekannt ist. Dabei ist es das Ziel, am Gebärmutter­hals so wenig wie möglich zu entfernen. Deshalb setzen die Gynä­ko­logen heute meist eine Thermoschlinge statt eines Skalpells ein. „Damit lässt sich unter Strom ein ganz flaches, scheibenförmiges Areal entfernen, wobei der Bereich gleichzeitig verödet, damit keine Blutung entsteht“, sagt Dr. Stefan Ollig. Dass Dysplasien gerade in diesem Bereich so häufig entstehen, liegt daran, dass die verschiedenen Zelltypen am Muttermund und an der Scheidenwand miteinander konkurrieren, absterben und wieder neu entstehen. Bei diesen Vorgängen können dann auch unregelmäßige Zellen – Dysplasien – entstehen.

Ziel: Gebärfähigkeit erhalten

Weist die kolposkopische Untersuchung und der Laborbefund be­reits ein Karzinom aus, muss die Weiterbehandlung der Patientin genauer erörtert werden – dies geschieht im Gynäko­logischen Krebs­zentrum des Diakonissenkranken­hauses, das eben­falls von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert ist. Zunächst wird abgeklärt, ob der Krebs schon gestreut hat, bevor die Therapie individuell abgestimmt wird. „Bei der Behandlung von Gebärmutter­halskrebs gibt es viele spannende neue An­sätze“, legt der Gynäko­loge dar. „Das Ziel muss es aber stets sein, dass die Patientinnen nicht ü̈bertherapiert werden. Meist ist es besser, mehrere kleine Eingriffe vorzunehmen, um die Organe bestmöglich zu erhalten und die Gebärfähigkeit aufrechtzuerhalten.“ Kommt eine Dys­plasie in der Schwangerschaft vor, muss eine Konisation je nach Areal­befall genau abgewogen werden, damit die Patientinnen die Föten behalten können. In der Regel muss die Schwangerschaft nicht abgebrochen werden. Meist wird die Konisation nach dem Wochenbett durchgeführt.

Fünf Organkrebszentren am Diakonissenkrankenhaus

Das Vertrauen zum Diakonissenkrankenhaus ist sowohl auf Seiten der Patientinnen als auch bei den Frauenärzten hoch. Immerhin unterhält die Klinik eines von nur fünf Gynäkolo­gischen Krebs­zentren in ganz Sachsen. Mit Zentren fü̈r Darm­krebs, Pankreas­krebs, Prostatakrebs und Brustkrebs kommt das Diakonissen­kran­ken­haus damit inzwischen auf fü̈nf Organ­krebs­zentren, die nach den strengen Vorgaben der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert sind. Das ist keine Selbstverständ­lichkeit fü̈r ein kleines Haus der Grund- und Regelversorgung und zeugt von einer enormen Expertise in der Onkologie. „Auch wenn es in der flächendeckenden medizinischen Versorgung in Deutschland den Trend zur Zentralisierung gibt, ist es wichtig, dass die Patienten eine Wahl haben, wo sie ihre medizinische Leistung in Anspruch nehmen wollen“, sagt Dr. Stefan Ollig. „Die Bandbreite muss gewahrt bleiben.“

© Diakonissenkrankenhaus Dresden

Diakonissenkrankenhaus Dresden
Holzhofgasse 29, 01099 Dresden, www.diako-dresden.de
Klinik für Gynäkologie
Chefarzt Dr. med. Stefan Ollig
Terminvereinbarung: 0351 810 – 13 31
andrea.korte@diako-dresden.de

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