Ultraschalldiagnostik ist am Diako Dresden wegweisend

Die Kontrastmittelsonografie ist an manchen Kliniken ein immer noch unterschätztes diagnostisches Verfahren. Dabei ist die Untersuchungsmethode aus der Ultraschalldiagnostik beispielsweise besonders gut geeignet, um bei Patientinnen und Patienten Leberkrebs frühzeitig zu erkennen.
Im Vergleich mit anderen bildgebenden Verfahren wie der Computer- (CT) oder der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) kann die Ultraschalldiagnostik mitunter weitaus präzisere Ergebnisse erzielen und strahlungsintensive Folgeuntersuchungen unnötig machen. Im Bauchzentrum des Diakonissenkrankenhauses Dresden hat man sich auf die Ultraschalldiagnostik spezialisiert. Zum Interview trafen wir Prof. Dr. med. Jens-Uwe Erk, den Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, sowie Oberarzt Dr. med. Matthias Ziesch, der den Bereich Ultraschalldiagnostik in der Klinik verantwortet.
Was sind denn die neuesten Trends in der Ultraschalldiagnostik?
Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Da gibt es aus meiner Sicht zwei Entwicklungen. Einerseits die Etablierung hochspezialisierter Ultraschallverfahren wie der Kontrastmittelsonografie, die gegenüber CT und MRT in vielen Fällen Vorteile bietet. Hinzu kommen weitere spezielle Mess- und Darstellungsverfahren, die ,,High-End-Geräte“ vereinen und die Aussagekraft der Ultraschalluntersuchung erhöhen. Diese Kombination verschiedener Ultraschallverfahren in einem Gerät bezeichnen wir auch als multiparametrischen Ultraschall. Die zweite Entwicklung sind die POCUS-Geräte (Point of Care Ultrasound), die den ortsungebundenen Einsatz mit mobilen kleinen Ultraschallgeräten ermöglichen, z.B. in Kopplung mit einem Smartphone. So werden Untersuchungen direkt am Krankenbett oder beim Hausbesuch leicht durchführbar.
Ist die Kontrastmittelsonografie eine neue Entwicklung?
Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Die Kontrastmittelsonografie ist schon seit Anfang der 2000er Jahre gut etabliert. Durch eine neue Generation von Kontrastmitteln und die exponentielle Entwicklung in IT und Computertechnik sind Qualität und Handhabbarkeit der Kontrastmittelsonografie deutlich gewachsen.
Besonders stark ist das Verfahren für die frühzeitige Diagnose von Lebertumoren. Warum gerade in diesem Bereich?
Dr. med. Matthias Ziesch: Die Leber wird anatomisch gesehen über zwei unterschiedliche Gefäßtypen mit Blut versorgt. Daraus resultieren Unterschiede in der Durchblutung verschiedener gutartiger und bösartiger Tumorarten, welche wir nach Injektion von Kontrastmittel über eine Armvene sichtbar machen. Somit können wir mit hoher Sicherheit feststellen, welche spezielle Form eines Lebertumors vorliegt. Natürlich verbessert sich auch das Auffinden kleiner oder zusätzlicher Lebertumoren, da man mit der Kontrastmittelsonografie sehr gut lebereigenes von leberfremdem Gewebe, also einem Tumor, unterscheiden kann.

Warum haben Sie sich in Ihrer Klinik auf den Ultraschall spezialisiert?
Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Ich möchte gern drei Punkte aufführen. Ganz vordergründig ist die Ultraschalldiagnostik die zuerst angewendete Untersuchungsmethode bei Bauchbeschwerden. Sie ist die direkte Fortsetzung der klinischen Untersuchung, „das Stethoskop für den Bauch“. Ultraschalldiagnostik ist gut verfügbar, führt nicht zu einer Strahlenbelastung wie die Computertomographie und ist somit eine besonders patientenschonende diagnostische Methode. Zum Zweiten erhöhen wir durch ein gutes klinikinternes Ultraschall-Weiterbildungsangebot die Attraktivität unseres Hauses für zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ultraschalldiagnostik ist eine wichtige geforderte Basiskompetenz in der Facharzt-Weiterbildung junger Ärztinnen und Ärzte. Zum Dritten macht uns unsere Kompetenz in der Wissensvermittlung von Ultraschalldiagnosik deutschlandweit bekannt. Seit 25 Jahren sind in unserem Haus mehrtägige Bauchultraschall-Fortbildungsprogramme etabliert. Seit 2018 runden wir diese Angebote mit mehrtägigen Herzultraschall- und Gefäßultraschallkursen ab. Alleine 2019 – bevor wir pandemiebedingt pausieren mussten – haben 575 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus anderen Krankenhäusern, aber auch aus Praxen, unsere Kurse besucht.
Soll diese Expertise auch institutionalisiert werden?
Dr. med. Matthias Ziesch: Unsere Klinik verfügt über eine große „Manpower“ an Ärztinnen und Ärzten, die sich in der Ultraschalldiagnostik spezialisiert haben. Als Qualitätsindikator gilt u.a. das Stufensystem der DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin), in welchem wir hochrangig zertifiziert sind. Wir haben gerade im letzten Jahr durch die Anschaffung von zwei „High-End-Ultraschallsystemen“ weiter in unseren Gerätepark investiert. Die herausragende personelle und gerätetechnische Ausstattung ermöglicht eine sehr professionelle und hochspezialisierte Diagnostik und Therapie unserer Patienten.
Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Wir werden unsere Kompetenz mit einer Zertifizierung als DEGUM-Ultraschallzentrum institutionalisieren. Damit können wir auch unsere besonderen Kompetenzen in der interventionellen Diagnostik und Therapie herausstellen. Insbesondere bei Tumoren des Bauchraums spielt die unter sonographischer Sicht durchgeführte Gewebeentnahme mittels Nadelbiopsie eine große Rolle. Außerdem können verschiedene Flüssigkeits- und Eiteransammlungen im Bauchraum durch interventionelle Ultraschalltechniken, z.B. Drainagen, elegant minimalinvasiv behandelt werden. Mit diesen Methoden kann man dem Patienten oft eine aufwändige Operation ersparen.
Welche Patienten kommen zu Ihnen?
Dr. med. Matthias Ziesch: Natürlich liegt ein wichtiger Fokus auf chronischen Leberkrankheiten wie der entzündlichen Form der Fettleber, der Hepatitis und der Leberzirrhose. Andererseits ist der Leberkrebs neben dem Bauchspeicheldrüsenkrebs eine Entität, die in den letzten Jahren deutlich an Häufigkeit zugenommen hat. Dabei spielen auch Zivilisationskrankheiten eine Rolle, die eine Fettleber und damit das Auftreten von Leberkrebs begünstigen. Zukünftige Überwachungsstrategien werden nur durch den breiten Einsatz der Ultraschalldiagnostik möglich sein.
Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Eine andere Gruppe sind Patientinnen und Patienten, die bereits an Krebs erkrankt sind und nun Töchtergeschwülste in der Leber gebildet haben.
Dr. med. Matthias Ziesch: Es gibt aber auch junge Menschen, bei denen im Ultraschall beim Hausarzt ein Lebertumor als Zufallsbefund diagnostiziert wird. Für diese Patientinnen und Patienten eignet sich die Kontrastmittelsonografie besonders gut, weil die häufig gutartigen Tumore sehr gut ohne Strahlenbelastung diagnostiziert werden können.


Diakonissenkrankenhaus Dresden
Holzhofgasse 29, 01099 Dresden
Bauchzentrum Dresden
Leitung: Prof. Dr. med. Jens-Uwe Erk
Dr. med. Thorsten Jacobi
Telefon: 0351 810 – 14 41
www.diako-dresden.de
Interview: Philipp Demankowski