Ultraschalldiagnostik ist am Diako Dresden wegweisend

Chefarzt Prof. Dr. med. Jens-Uwe Erk (rechts) ist Facharzt für Innere Medizin/Gastroenterologie/Diabetologie am Diakonissenkrankenhaus Dresden. Links im Bild: Oberarzt Dr. med. Matthias Ziesch. / Foto: Franziska Pilz
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Die Kontrastmittelsonografie ist an manchen Kliniken ein immer noch unterschätztes diagnostisches Verfahren. Dabei ist die Untersuchungsmethode aus der Ultraschalldiagnostik beispielsweise besonders gut geeignet, um bei Patientinnen und Patienten Leberkrebs frühzeitig zu erkennen.

Im Vergleich mit anderen bildgebenden Verfahren wie der Computer- (CT) oder der Magnetresonanz-Tomographie (MRT) kann die Ultraschalldiagnostik mitunter weitaus präzisere Ergebnisse erzielen und strahlungsintensive Folgeuntersuchun­gen unnötig machen. Im Bauchzentrum des Diakonissen­kranken­hauses Dresden hat man sich auf die Ultraschall­diagnostik spezialisiert. Zum Interview trafen wir Prof. Dr. med. Jens-Uwe Erk, den Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, sowie Oberarzt Dr. med. Matthias Ziesch, der den Bereich Ultraschall­diagnostik in der Klinik verantwortet.

Was sind denn die neuesten Trends in der Ultra­schall­diagnostik?

Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Da gibt es aus meiner Sicht zwei Entwick­lungen. Einerseits die Etablierung hochspezialisierter Ultraschall­verfahren wie der Kontrastmittelsonografie, die gegenüber CT und MRT in vielen Fällen Vorteile bietet. Hinzu kommen weitere speziel­le Mess- und Darstellungsverfahren, die ,,High-End-Geräte“ vereinen und die Aussagekraft der Ultraschall­unter­suchung erhöhen. Diese Kombination verschiedener Ultraschall­verfahren in einem Gerät bezeichnen wir auch als multiparametrischen Ultras­­chall. Die zweite Entwicklung sind die POCUS-Geräte (Point of Care Ultrasound), die den ortsungebundenen Einsatz mit mobilen kleinen Ultraschallgeräten ermöglichen, z.B. in Kopp­lung mit einem Smartphone. So werden Untersu­chun­gen direkt am Kran­kenbett oder beim Hausbesuch leicht durchführbar.

Ist die Kontrastmittelsonografie eine neue Entwicklung?

Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Die Kontrastmittelsonografie ist schon seit Anfang der 2000er Jahre gut etabliert. Durch eine neue Generation von Kontrastmitteln und die exponentielle Entwicklung in IT und Computertechnik sind Qualität und Handhabbarkeit der Kontrast­mittelsonografie deutlich gewachsen.

Besonders stark ist das Verfahren für die frühzeitige Diagnose von Lebertumoren. Warum gerade in diesem Bereich?

Dr. med. Matthias Ziesch: Die Leber wird anatomisch gesehen über zwei unterschiedliche Gefäßtypen mit Blut versorgt. Daraus resultieren Unterschiede in der Durchblutung verschiedener gutartiger und bösartiger Tumorarten, welche wir nach Injektion von Kontrastmittel über eine Armvene sichtbar machen. Somit können wir mit hoher Sicherheit feststellen, welche spezielle Form eines Lebertumors vorliegt. Natürlich verbessert sich auch das Auffinden kleiner oder zusätzlicher Lebertumoren, da man mit der Kontrast­mittelsonografie sehr gut lebereigenes von leberfremdem Gewe­be, also einem Tumor, unterscheiden kann.

Oberarzt Dr. med. Matthias Ziesch ist Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie und arbeitet im Diakonissenkrankenhaus Dresden. / Foto: Franziska Pilz
Warum haben Sie sich in Ihrer Klinik auf den Ultraschall spezialisiert?

Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Ich möchte gern drei Punkte aufführen. Ganz vordergründig ist die Ultraschalldiagnostik die zuerst angewendete Untersuchungsmethode bei Bauchbeschwerden. Sie ist die direkte Fortsetzung der klinischen Untersuchung, „das Stethos­kop für den Bauch“. Ultraschalldiagnostik ist gut verfügbar, führt nicht zu einer Strahlenbelastung wie die Computertomographie und ist somit eine besonders patientenschonende diagnostische Methode. Zum Zweiten erhöhen wir durch ein gutes klinikinternes Ultraschall-Weiterbildungsangebot die Attraktivität unseres Hau­ses für zukünftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ultra­schall­diagnostik ist eine wichtige geforderte Basiskompetenz in der Facharzt-Weiterbildung junger Ärztinnen und Ärzte. Zum Dritten macht uns unsere Kompetenz in der Wissensvermittlung von Ultraschalldiagnosik deutschlandweit bekannt. Seit 25 Jahren sind in unserem Haus mehrtägige Bauchultraschall-Fortbildungspro­gram­me etabliert. Seit 2018 runden wir diese Angebote mit mehrtägigen Herzultraschall- und Gefäßultraschallkursen ab. Alleine 2019 – bevor wir pandemiebedingt pausieren mussten – haben 575 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus anderen Kranken­häusern, aber auch aus Praxen, unsere Kurse besucht.

Soll diese Expertise auch institutionalisiert werden?

Dr. med. Matthias Ziesch: Unsere Klinik verfügt über eine große „Manpower“ an Ärztinnen und Ärzten, die sich in der Ultraschall­diagnostik spezialisiert haben. Als Qualitätsindikator gilt u.a. das Stufensystem der DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin), in welchem wir hochrangig zertifiziert sind. Wir haben gerade im letzten Jahr durch die Anschaffung von zwei „High-End-Ultraschallsystemen“ weiter in unseren Gerätepark investiert. Die herausragende personelle und gerätetechnische Ausstattung ermöglicht eine sehr professionelle und hochspezialisierte Diagnostik und Therapie unserer Patienten.

Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Wir werden unsere Kompetenz mit einer Zertifizierung als DEGUM-Ultraschallzentrum institutionalisieren. Damit können wir auch unsere besonderen Kompetenzen in der interventionellen Diagnostik und Therapie herausstellen. Insbe­sondere bei Tumoren des Bauchraums spielt die unter sonographischer Sicht durchgeführte Gewebeentnahme mittels Nadel­biopsie eine große Rolle. Außerdem können verschiedene Flüssig­keits- und Eiteran­samm­lungen im Bauch­raum durch interventionelle Ultraschall­techniken, z.B. Draina­gen, elegant minimalinvasiv behandelt werden. Mit diesen Methoden kann man dem Patienten oft eine aufwändige Operation ersparen.

Welche Patienten kommen zu Ihnen?

Dr. med. Matthias Ziesch: Natürlich liegt ein wichtiger Fokus auf chronischen Leberkrankheiten wie der entzündlichen Form der Fettleber, der Hepatitis und der Leberzirrhose. Andererseits ist der Leberkrebs neben dem Bauchspeicheldrüsenkrebs eine Entität, die in den letzten Jahren deutlich an Häufigkeit zugenommen hat. Dabei spielen auch Zivilisationskrankheiten eine Rolle, die eine Fettleber und damit das Auftreten von Leberkrebs begünstigen. Zukünftige Überwachungsstrategien werden nur durch den breiten Einsatz der Ultraschalldiagnostik möglich sein.

Prof. Dr. Jens-Uwe Erk: Eine andere Gruppe sind Patientinnen und Patienten, die bereits an Krebs erkrankt sind und nun Töchter­geschwülste in der Leber gebildet haben.

Dr. med. Matthias Ziesch: Es gibt aber auch junge Menschen, bei denen im Ultraschall beim Hausarzt ein Lebertumor als Zufalls­befund diagnostiziert wird. Für diese Patientinnen und Patienten eignet sich die Kontrastmittelsonografie besonders gut, weil die häufig gutartigen Tumore sehr gut ohne Strahlenbelastung diag­nos­tiziert werden können.

Diakonissenkrankenhaus Dresden
Holzhofgasse 29, 01099 Dresden
Bauchzentrum Dresden
Leitung: Prof. Dr. med. Jens-Uwe Erk
Dr. med. Thorsten Jacobi
Telefon: 0351 810 – 14 41
www.diako-dresden.de

Interview: Philipp Demankowski

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