Seelische Erkrankungen gezielter behandeln
Um das Potenzial der in den vergangenen Jahren deutlich verbesserten Therapiemöglichkeiten und -erfolge bei Erkrankungen der Psyche voll ausschöpfen zu können, bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen. Im Neubau des Zentrums für Seelische Gesundheit (ZSG) ist dies gegeben. Neben den adäquat dimensionierten Räumen und ihrer Gestaltung tragen dazu neue Versorgungskonzepte bei.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich mehr und vielfältig gestalteter Raum nicht nur positiv auf Anspannung sowie Stresserleben von Patientinnen und Patienten auswirkt, sondern dass er auch eine raschere sowie anhaltende Genesung fördert. „Deshalb ist ein Neubau mit mehr Raum, Licht und Vielfalt für Menschen mit psychischen Erkrankungen so wichtig“, sagt Prof. Michael Bauer, Sprecher des Zentrums für Seelische Gesundheit sowie Direktor Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Doch genauso entscheidend ist es, dass der Neubau die Zusammenarbeit unterschiedlicher Fächer befördert. Das Gebäude steht für die interdisziplinäre Zusammenarbeit, den bruchlosen Wechsel von der stationären zur tagesklinischen Versorgung sowie für therapeutische Angebote derjenigen Patientinnen und Patienten, die aufgrund des Übergangs vom Jugendlichen- ins Erwachsenenalter eines besonderen Behandlungssettings bedürfen.
Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Dresdner Uniklinikums bietet erwachsenen Patientinnen und Patienten das gesamte Spektrum des Fachs an. Neben medikamentösen Behandlungsmethoden und Psychotherapieverfahren setzt das Klinikteam weitere spezielle Angebote wie die Elektrokrampf- oder die Lichttherapie ein. Vervollständigt wird das Behandlungsangebot durch spezialisierte Physio-, Ergo-, Kunst- und Sporttherapien. Je nach Erkrankungsschwere variieren die therapeutischen Angebote, zu denen eine Akutstation, drei offene Stationen mit angeschlossenen Tageskliniken, eine interdisziplinäre akutgeriatrische Station sowie zahlreiche Spezialsprechstunden gehören. Die Klinik verfügt damit über 90 stationäre und 30 tagesklinische Plätze. In den Neubau ziehen zudem die bereits bestehende, interdisziplinär geführte geriatrische Station sowie zwei neue gemeinsam mit den beiden anderen Kliniken des ZSG betriebene Stationen. Darin werden künftig junge Mütter mit ihren Kindern beziehungsweise junge Menschen mit beginnenden psychischen Erkrankungen versorgt.
Im Neubau ist es künftig möglich, die Kontinuität der Behandlung zu wahren: Patientinnen und Patienten werden nach Ende der stationären Therapie am selben Ort und von denselben Therapeutinnen und Therapeuten tagesklinisch versorgt. Damit lassen sich Brüche und Verzögerungen in der Versorgung – etwa durch Informationsverluste, den notwendigen Aufbau neuer Beziehungen oder das Gewöhnen an eine neue Umgebung vermeiden, die bei einem Wechsel in eine separate Tagesklinik vorprogrammiert sind.
Auch dem demographischen Wandel, der mit einer Zunahme an altersbedingten seelischen Erkrankungen verbunden ist, wird das Zentrum für Seelische Gesundheit mit dem Neubau gerecht: „Ein hohes Lebensalter begünstigt nicht nur das Entstehen von Demenz, sondern auch von Depressionen. Da betagte Menschen mit diesen Erkrankungen häufig von organischen Leiden betroffen sind, ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei deren stationärer Versorgung entscheidend. Dies wird künftig einfacher werden, wenn sich die akutgeriatrische Station im selben Haus befindet“, so Prof. Bauer. Die Nachbarschaft zu anderen Stationen, in denen Menschen mit Depression behandelt werden oder die gemeinsam von allen Kliniken und Stationen genutzten Räume für Physio-, Ergo-, Kunst- und Sporttherapie des Neubaus sind nur zwei Beispiele dafür.
Und noch ein Punkt spricht für den Neubau: Aufgrund der räumlichen und sanitären Gegebenheiten entspricht der aktuelle Standort der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Haus 25 nicht mehr den Anforderungen einer modernen psychiatrischen Universitätsklinik. „Deshalb ist es auch für die Mitarbeitenden der Klinik wichtig, dass mit dem Neubau moderne Arbeitsplätze für sie entstehen. Meine Kolleginnen und Kollegen leisten tagtäglich und oft in kritischen Situationen Hervorragendes und erleben den vor 25 Jahren eigentlich als Übergangslösung angedachten genutzten Altbau seit vielen Jahren als Belastung“, so Prof. Bauer.
Redaktion: Holger Ostermeyer