Grußwort zum Top Gesundheitsforum 2020/2021

Prof. Dr. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden / Foto: Christoph Reichelt
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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

viele Krankheiten haben über die Jahrhunderte ihren Schrecken verloren: Anders als im Mittelalter bringt ein schwerer Atem­wegsinfekt oder eine größere Wunde heute kaum noch Men­schen in Lebensgefahr. Dennoch sollten wir nicht allzu sorglos mit dem eigenen Körper umgehen. Wer kennt nicht den Zusammenhang zwischen Lebensstil und Zivilisations­krank­heiten? Unbestritten hinterlässt beispielsweise Bewegungs­mangel in Kombination mit zu viel und falscher Ernährung oder Tabak- und Alkoholkonsum Spuren. Trotzdem bleiben zu viele beim Thema Gesundheitsvorsorge gleichgültig. – Die Medizin wird´s schon richten.
Doch mit dem neuartigen Corona-Virus ist plötzlich alles anders. Die kaum erforschte Krankheit setzt bei nicht wenigen Menschen Ängste vergangener Jahrhunderte frei: Das Wort „Epidemie“ klingt nach Pest oder Cholera. So schlimm wie diese mittelalterlichen Infektionskrankheiten ist COVID-19 auch in den Hotspots in Bergamo oder New York nicht. Trotzdem wäre es fahrlässig, die Infektionsgefahr herunterzuspielen.

Zum Glück ist unsere Gesellschaft so weit gefestigt und verantwortungsbewusst, dass die Mehrheit der Menschen bereit ist, sich selbst und die Gemeinschaft zu schützen. Dies bildet das Fundament dafür, dass Politik, Behörden, Krankenhäuser und weitere Institutionen der Pandemie effizient und nachhaltig Grenzen setzen können. Die Hochschulmedizin Dresden – das sind das Universitätsklinikum und die Medizinische Fakultät der TU Dresden – haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, die nur schwer einschätzbare Lage in unserer Region stets unter Kontrolle zu halten. Möglich ist dies nur durch die vorbehaltlose Kooperation aller Beteiligten.

Dazu gehört es in der Pandemie, die eigene Expertise unvoreingenommen weiterzugeben, Aufgaben partnerschaftlich zu verteilen, zielstrebig nach Lösungen zu suchen und sie ge­mein­sam umzusetzen. Dass das prinzipiell möglich ist, hätte auch im Vorfeld von COVID-19 niemand bestritten. Dass es aber in der aufkommenden Krise Ende Februar und dann im März und April so hervorragend funktioniert hat, ist für uns alle dennoch ein wenig überraschend gewesen. Lesen Sie dazu den Beitrag „Mit dem Carus-Gen gegen das Corona-Virus“. Darin wird über die vielen internen wie externen Maßnahmen berichtet, die hierzu innerhalb von wenigen Tagen auf den Weg gebracht wurden. Etwa der Aufbau der ersten Dresdner Corona-Ambulanz sowie der Zentralen Krankenhaus-Leitstelle Corona Dresden/Ostsachsen oder die Starts von Patienten-SMS und Videosprechstunden. Zudem konnte die Dresdner Hoch­schul­medizin ihre Kompetenz in der patientennahen Forschung ausspielen. Etwa bei der Gabe des antiviralen Medikaments Remdesivir, bei innovativen Beatmungsverfahren oder Blut­plasma­spenden genesener COVID-19-Patienten. Selbstbewusst können wir sagen, dass Dresden und Sachsen beim Thema (Krisen-)Prävention Profis sind. In Pandemie-Zeiten ging es vor allem um die Zusammenarbeit von ganz unterschiedlichen Partnern, die bereits in kleinerem Maßstab umgesetzte Lösungen auf eine umfassendere Ebene gehoben haben.

Wenn wir 100 oder gar 200 Jahre zurückblicken, sehen wir Persönlichkeiten wie Carl Gustav Carus – der Namenspatron des Dresdner Uniklinikums –, Eduard Bilz oder Heinrich Lah­mann, die sich bereits mit der Prävention von Krankheiten beschäftigten und damit weit über die Grenzen der Stadt und des damaligen Königreichs Sachsen Maßstäbe setzten. Auch darüber berichtet die aktuelle Ausgabe des Top Gesundheits­forums.

Kooperationen sorgen nicht nur in Krisensituationen wie der COVID-19-Pandemie dafür, die Versorgung von Patienten auf höchstem Niveau sicherzustellen. Auch bei Therapien von Krebs­erkrankungen oder langfristig angelegten Behandlungs­strategien für Parkinsonpatienten sind Netzwerke ein wichtiges Instrument. Sie sorgen dafür, Menschen mit lebensbedrohlichen Leiden zu heilen oder ihnen ein längeres Leben in höchst­möglicher Qualität zu ermöglichen. Dazu trägt beispiels­weise das vom Dresdner Uniklinikum initiierte Netzwerk „PANOS“ sowie das Regionale Brustzentrum Dresden am NCT/UCC bei. Partner sind das Elblandklinikum beziehungsweise das Diakonissenkrankenhaus. Beide Kliniken stellen sich in dieser Ausgabe ebenfalls vor.

Diese in diesem Heft präsentierte Vielfalt an Themen und Ak­teu­ren des Gesundheitssektors in und um Dresden zeigt, dass wir uns in der Region auf eine umfassende wie gute medizi-nische Versorgung verlassen können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine interessante wie ermutigende Lektüre.

Ihr
Prof. Michael Albrecht
Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden

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