„Medizinischer Fortschritt ist kein Selbstläufer!“
Die Dresdner Praxisklinik Herz und Gefäße feiert ihren 25. Geburtstag. Das Top Gesundheitsforum sprach mit Prof. Dr. med. Stefan G. Spitzer, Hauptgeschäftsführer der Einrichtung, in der man stolz auf das Erreichte ist, aber trotzdem noch viel vor hat.
Die Praxisklinik begeht ihr 25 jähriges Jubiläum. Was hat sich auf Ihrem Leistungsgebiet seit Gründung der Einrichtung getan?
Professor Dr. med. Stefan G. Spitzer: In den letzten 25 Jahren sind enorme Fortschritte im Bereich der Herz-Kreislauf-Medizin zu verzeichnen. Heute können mittels Kathetertechniken die meisten Einengungen an den Herzkranzgefäßen mit modernen medikamentenbeschichteten Stents gut behandelt werden. Druckmessungen in den Herzkranzgefäßen ermöglichen die Abschätzung der Relevanz vorhandener Einengungen. Auch die Bildgebung mittels Myokardszintigraphie, CT und MRT hat sich gravierend verbessert – dies führt zu kürzeren Untersuchungszeiten und brillanten Bildern der Herzstrukturen und der Herzdurchblutung, deren diagnostischer Informationsgehalt denen einer Herzkatheteruntersuchung gleichwertig ist. Im Bereich der Rhythmologie haben sich bedeutsame Fortschritte ergeben – so lassen sich heute durch Implantate nicht nur lebensgefährliche Zustände mit zu langsamem oder zu schnellem Puls wirksam behandeln; auch eine Herzschwäche kann bei vielen Patienten durch die sog. kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) gebessert werden. Die häufigste Herzrhythmusstörung, das Vorhofflimmern, ist oft durch eine Katheterablation zu beseitigen. Aber das sind alles Momentaufnahmen. Die Entwicklung geht weiter.
Wie sind Sie damals gestartet?
1993 gab es natürlich eine ganz andere Versorgungssituation auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Sachsen. Wir hatten uns damals vorgenommen, in einer gut funktionierenden Gemeinschaft sehr erfahrener Fachärzte aus Ost und West mit großer Nachhaltigkeit ein fachärztliches Kompetenzzentrum aufzubauen, das nicht nur mit höchster Zuverlässigkeit seinen Versorgungsauftrag erfüllt, sondern in seiner Arbeit auch Qualitätsführer sein will und alle innovativen Verfahren und Methoden beherrscht, die in einer Einrichtung wie der unseren durchgeführt werden können.
Wie konnten Sie das über die Jahre hinweg gewährleisten?
Ein Garant dafür ist, dass wir von Anfang an eine sehr hohe fachärztliche Kompetenz in unserer Einrichtung zusammenführen konnten. Auf Gründungsgesellschafter, die bis auf Prof. Sternitzky und meine Person in den verdienten Ruhestand gegangen sind, folgten ebenso kompetente wie ambitionierte Gesellschafter nach. Aber eins ist auch klar: Ohne unsere hochqualifizierten angestellten Ärzte und Mitarbeiter können wir nicht die Verwirklichung unserer ehrgeizigen Absichten erreichen. Alles in allem arbeiten heute an allen Standorten unserer Einrichtung in Dresden, Senftenberg und Elsterwerda neben den sieben Gesellschaftern und Eigentümern der Praxisklinik 26 Ärzte und 160 nichtärztliche Mitarbeiter. Entsprechend groß ist die Versorgungsverantwortung, die wir Tag für Tag für unsere Patienten zu gewährleisten haben. Sich einen guten Ruf zu erarbeiten, ist das eine, verteidigen muss man ihn aber immer wieder täglich aufs Neue. Das verlangt eine gute Arbeitsorganisation, viel Arbeitsdisziplin und stete Augenhöhe mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt in der Medizin. Aber wir wissen auch, was wir können und wozu wir noch in der Lage sind. Zum Beispiel stellen über 100.000 diagnostische und therapeutische koronare Eingriffe in den vergangenen 25Jahren einen enormen Erfahrungsschatz dar. Unser Anspruch wird auch in Zukunft die Kombination aus höchstmöglichster Qualität und optimalem Service für die Patienten sein.
Das klingt, als könnten Sie sehr zufrieden sein?
Wir sind alle stolz auf unsere Einrichtung, das ist schon richtig. Aber uns mit dem Erreichten zufrieden geben, das wollen wir nicht. Auch in der Medizin ist der technische Fortschritt kein Selbstläufer. Wir haben noch sehr viel vor und wir wollen weiter vorankommen bei der Verbesserung der Behandlung von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Das Entwicklungstempo in den von uns vertretenen medizinischen Fächern ist rasant, und in den gesetzlichen Rahmenbedingungen unserer Arbeit sind durchaus noch nicht alle Effektivitätsreserven ausgeschöpft. Unter anderem engagieren wir uns auch in diversen Selektivverträgen der Krankenkassen, in denen wir spezifische Versorgungsverbesserungen in koordinierten Behandlungsabläufen in die Realität umsetzen konnten. Auch in der Medizin ist die Umsetzung von Versorgungsinnovationen in die Regelversorgung ein schwieriger, komplexer und langwieriger Prozess. Das liegt auch daran, dass nicht alles, was an neuen Vorschlägen auf den Tisch der Gesundheitspolitik kommt, auch wirklich innovativ und fortschrittlich ist.
Wenn Sie also einen Wunsch frei hätten …?
…dann würden wir uns einen schnelleren Abbau der im Schnittstellenbereich der Versorgungssektoren „ambulant“ und „stationär“ immer noch bestehenden überlebten und verkrusteten Strukturen wünschen. Gerade in unseren Fächern und Disziplinen werden moderne Versorgungsangebote gebraucht. Immerhin bemüht man sich jetzt mit Hilfe eines sog. Innovationsfonds neue, innovative Versorgungslösungen in die Regelversorgung zu überführen. Das wird sich hoffentlich auch in der regionalen Bedarfsplanung bemerkbar machen. Wir würden uns über so eine Entwicklung freuen, denn wir wollen noch mehr beitragen zu der für unsere Bevölkerung sehr wichtigen Behandlung der Erkrankungen des Herzens und der Gefäße.
Standorte, Kontakt etc. unter www.praxisklinik-dresden.de
Interview: Helga Uebel