Ohne Tränen geht es nicht

Ohne Zweifel: Trockene Augen sind eine Volkskrankheit. Jeder fünfte Patient, der hierzulande einen Augenarzt aufsucht, leidet an der Krankheit, so der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Auch Dr. Anne Lux vom Augen­centrum Dresden kann das nur bestätigen: „Die Fallzahlen sind jetzt schon ziemlich hoch, werden aber durch unsere Lebens­umstände sicher noch steigen. Zum einen schauen wir heute ständig auf PC-Monitore oder in unsere Smartphones. Zum anderen haben wir vor allem in den Städten schlechte Luftqualität oder halten uns häufiger in Gebäuden mit trockener Luft auf. Das sind alles Faktoren, die die Entstehung eines trockenen Auges begünstigen.“

Multitalent Träne

Die Krankheit entsteht dadurch, dass die Tränenflüssigkeit auf der Augenoberfläche zu wenig oder von zu schlechter Qualität ist. Die Tränenflüssigkeit, die durch den Lidschlag gleichmäßig verteilt wird, hat gleich mehrere Aufgaben. Sie glättet nicht nur die Hornhaut, sie versorgt sie auch mit Sauerstoff. Zudem sorgt die Tränenflüssigkeit auch dafür, dass Bakterien und Viren abgewehrt sowie Fremdkörper aus dem Auge weggespült werden. „Auch die Brechung des Lichts funktioniert nur dann gut, wenn ausreichend Tränenflüssigkeit vorhanden ist“, erklärt Dr. Anne Lux. Um alle Aufgaben erfüllen zu können muss die aus drei Schichten bestehende Tränenflüssigkeit ausreichend dicht sein. Wird nun zu viel Feuchtigkeit aus dem Auge geschwemmt oder zu wenig davon produziert, entsteht das trockene Auge.

Dr. Anne Lux vom Augen­centrum Dresden / Fotos: Volker Metzler

Verschiedene Symptome

Immer wieder beschriebene Symptome sind ein starkes Sand­korn­gefühl im Auge und verstärkter Tränenfluss. Auch Licht­empfind­lichkeit, Juckreiz, vermehrtes Blinzeln oder Müdigkeit gehören zu immer wiederkehrenden Anzeichen für die Krank­heit. Die Diagnose ist für den Augenarzt nicht immer einfach. Oft sehen die Befunde wesentlich weniger dramatisch aus als die Symptome von den Patienten beschrieben werden. Die Psyche und die Sensibilität des Patienten sind definitiv Einflussfakto­ren. Auch das Geschlecht und das Alter spielen eine Rolle. Bei Frauen und älteren Menschen kommt die Erkrankung häufiger vor. Neben der Beschreibung der Symptome der Patienten schauen sich die Augenärzte für die Diagnose die Augen­oberfläche und die Tränenflüssigkeit selbst genau an. Mit verschiedenen relativ simplen Tests wie zum Beispiel dem Schirmer-Test oder Break-up-Time kann man auch die Quantität und die Qualität des Tränenfilms bestimmen.

Augentropfen und Lidrandhygiene helfen

Die Behandlung der Krankheit ist abhängig vom Schweregrad. Manchmal hilft bereits eine Veränderung der Lebensumstände. Zum Beispiel bei der PC-Arbeit bewusst häufiger zu blinzeln oder öfters Pausen zu machen kann schon helfen. Wenn die Be­schwer­den aber dennoch bestehen bleiben, sollten Tränen­ersatzmittel ge­nutzt werden, die meist in Form von Augen­tropfen vorkommen. Bei diesen in der Apotheke und sogar in der Drogerie erhältlichen Medikamenten gibt es unterschiedliche Wirkungs­grade von mild bis stark. Da es sich um reine Pflegeprodukte handelt, rät Dr. Anne Lux erst einmal zur Selbstmedikation. Die Patienten können Ver­träg­lichkeit und Wirk­samkeit selber am besten einschätzen. Die An­wendungs­häufigkeit kann variabel gewählt werden von zweimal täglich bis stündlich. Erst wenn es damit nicht besser wird, sollte man den Augenarzt aufsuchen. Dieser wird dann je nach Befund zu anderen Tropfen mit festem Tropfregime  raten und zusätzlich eine sogenannte Lidrandhygiene empfehlen, um das Leiden zu lindern. Dafür sollte man einen heißen feuchten Waschlappen für mindestens fünf Minuten auf die geschlossenen Augen legen und die Augenlider danach mit leichtem Druck ausmassieren. Dadurch wird der Sekretstau in den Lidrandrüsen gelöst und die für die Tränenflüssigkeit nötige Fettproduktion wieder verbessert.

Mit Stöpseln für die Feuchtigkeit

Wenn diese einfachen Maßnahmen nicht helfen, werden im zweiten Schritt dann zusätzlich kortisonhaltige Medikamente gegeben. Durch die Trockenheit des Auges entzündet sich die Augen­oberfläche, wodurch sich wiederum das trockene Auge verstärkt. Diesem Kreislauf versuchen die Augenärzte mit dem Entzün­dungs­hemmer Kortison entgegenzuwirken. Diese Be­hand­lung ist nicht selten nötig. Vermutlich die Hälfte der betroffenen Patienten werden mit kortisonhaltigen Steroiden therapiert. Falls für das trockene Auge eine deutlich zu geringe Trä­nen­produktion ursächlich ist, setzt man auf sogenannte Punctum Plugs. Dabei wird ein kleiner Stöpsel in die Tränen­kanälchen am Unter- und gegebenenfalls auch am Oberlid des Auges eingeführt. Dadurch wird das Ablaufen der Flüssigkeit aus dem Auge über die Tränenwege in die Nase verhindert. Eher selten ist die Be­hand­lung mit Serumaugentropfen. Das ist eine Tränen­ersatz­flüssigkeit, die man aus dem Blut der Patienten selber gewinnt. Diese Therapie kommt nur bei speziellen Fällen zur An­wen­dung, zum Beispiel bei Patienten, die nach einer Stamm­zellen­transplantation eine sehr schwere Form des trockenen Auges haben.

Ausdauer gefragt

Für alle Patienten gilt aber, dass bei der Therapie viel Geduld ge­fragt ist. „Viele Patienten müssen sich auf einen langen Be­hand­lungsverlauf und eine permanente Medikation einstellen. Meis­tens können wir die Erkrankung auch nur lindern und nicht heilen“, stellt Dr. Anne Lux klar. Eine Besserung der Symptome tritt nicht sofort ein. Man muss die Behandlung konsequent über Wochen und Monate beibehalten, weil der Kreislauf aus Ent­zün­dung und trockenem Auge erst einmal durchbrochen werden muss. Bringt man genug Ausdauer bei der Therapie auf, gelingt es aber, dass die Patienten nur noch eine mildere Form des trockenen Auges bemerken. Und diese ist im Alltag gut verträglich.

 

AUGENCENTRUM DRESDEN, Medizinisches Versorgungszentrum, Prof. Dr. med. Andreas Böhm, Dr. med. Anne Lux & Kollegen

Trompeterstraße 5, 01069 Dresden, Tel.: 0351 89 66 35-0, E-Mail: info@augencentrum-dresden.de, www.augencentrum-dresden.de

Redaktion: Philipp Demankowski

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