Kurze OP mit großer Wirkung

Die Patientin lächelt, ihr Mann steht neben dem Krankenhausbett und wirkt sichtlich erleichtert. Dabei ist die OP erst einen Tag her und schon geht es ihr bedeutend besser als nach den früheren Eingriffen in anderen Kliniken. Dr. Mario Marx, der die Brustkrebspatientin operiert hat, schaut kurz bei ihr vorbei. „In vier bis sechs Wochen kann sie wieder den Haushalt schmeißen“, scherzt er in Richtung ihres Partners.

Mario Marx ist Chefarzt der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Brustchirurgie am Elblandklinikum in Radebeul und Standortleiter des regionalen Brustzentrums Dresden. Er ist sowohl ausgebildeter Facharzt für Chirurgie als auch für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie. Seine Leidenschaft, wie er selbst sagt, gilt der weiblichen Brust und ihren „Webfehlern“. Senologie nennt sich dieses Fachgebiet der Medizin. Seit rund 25 Jahren behandelt Mario Marx Frauen – aber auch Männer – mit Veränderungen und Erkrankungen der Brust, seit 2012 am Elblandklinikum. „Hier habe ich ein kreatives Umfeld, das ich für meine Arbeit brauche“, erklärt er. „Mein Team und ich wollen die Medizin weiterentwickeln. Diese Möglichkeit habe ich hier.“ Immer besser werden, querdenken – so lauten die Schlagworte, welche die Arbeit von Mario Marx und seinem Team ausmachen.

Fächerübergreifende Kompetenz bringt hohe Erfolgsquote

Das Team ist interdisziplinär aufgestellt. Fachärzte für Allge­meine Chirurgie sowie für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Gynäkologen, Onkologen, Pathologen, aber auch Psychologen arbeiten Hand in Hand. Zudem sind speziell ausgebildete Breast Care Nurses für die Patientinnen da. Diese große Bandbreite an Spezialisten und ihre Leidenschaft für das, was sie tun, macht es möglich, die Patientinnen optimal zu betreuen. Denn ein Groß­teil der Frauen, die Hilfe bei Mario Marx suchen, ist an Brust­krebs erkrankt oder hat eine solche Erkrankung hinter sich. Mit Chemotherapie, Bestrahlung und OP ist es aber meist nicht getan, viele kämpfen mit den Folgen der Behandlung. Eine sehr häufige Nachwirkung ist dabei ein Lymphödem, vereinfacht gesagt Wassereinlagerungen im Arm. Es entsteht, wenn durch die Krebstherapie vernarbtes Gewebe die Lymphgefäße bei ihrer Arbeit behindert. Sie knicken ab und die Lymph­flüssig­keit kann nicht abfließen, staut sich und verursacht schmerzhafte Bewe­gungseinschränkungen. Meist sind die Frauen in ihrem Alltag gehandicapt und können ihren Arm je nach Schwere­grad kaum noch bewegen. Vielen von ihnen wird dann zu einem Kompres­sions­strumpf geraten, jedoch mit mäßigem Erfolg. Auch ständige Lymphdrainagen bringen allenfalls kurzfristige Linderung.

Um diesen Frauen zu helfen, hat Mario Marx eine so wirkungsvolle wie simple OP-Methode entwickelt. Dabei wird das vernarbte Gewebe unter Ultraschallsicht und dem Mikroskop vollständig entfernt, der daraus entstandene Hohlraum wird an­schlie­ßend mit Fettgewebe und funktionstüchtigem Lymph­gewebe aus der seit­lichen Brustwand wieder aufgefüllt. Das OP-Verfah­ren nennt sich ganz einfach „Turn-over-Flap zur Reaugmenta­tion der Axilla“ und erfordert nur einen überschaubaren Auf­wand. Bisher wurden schon über 20 Patientinnen erfolgreich operiert. Sogar Kollegin­nen sind darunter. Eine Kinderärztin aus Leipzig berichtet schon wenige Tage nach ihrer Operation, dass ihre Beschwerden zu diesem Zeitpunkt schon deutlich nachgelassen haben. „Den Kompres­sions­strumpf, den mir andere Ärzte als einzige Mög­lich­keit empfohlen haben, habe ich direkt nach dem Erst­ge­spräch mit Dr. Marx weggeschmissen“, erzählt sie schmunzelnd. Um die Methode auch in Zukunft erfolgreich anwenden zu können, beginnt man jetzt in Radebeul, sie zusammen mit dem Brust­krebszentrum an der Uni-Frauenklinik in Tübingen in Studien wissenschaftlich aufzuarbeiten.

Innovatives Brustzentrum kurz vor der Eröffnung

Mario Marx ist nicht nur der „Erfinder“ der Methode, sondern bislang auch der weltweit einzige Arzt, der diese Technik anwendet. Doch das soll sich bald ändern, möglichst viele Kollegen sollen sie sich aneignen. Immerhin erkrankt im Laufe ihres Lebens jede neunte Frau an Brustkrebs, allein in Deutschland, so schätzt der Mediziner, gibt es rund 300.000 Betrof­fene, denen mit der neuen Methode geholfen werden könnte. Und dafür, so das Ziel, soll am Elblandklinikum in Radebeul eines der innovativsten Brustzentren Deutsch­lands entstehen. Direkt vis à vis der jetzigen Station befindet sich ein nagelneu errichtetes Gebäude. Im Moment noch ein Rohbau, werden sich hier ab Frühjahr 2019 die Arbeitsbedingungen mit hochmoderner Infrastruktur, neuester medizinischer Technik erheblich verbessern.

Zwei OP-Säle werden dann für die Senologie zur Verfügung stehen, um die operative Therapie und die digitale Ver­netzung mit der Uni in Tübingen weiter voranzutreiben. So sollen auch Livebilder direkt aus dem OP gesendet werden, so dass andere Kollegen quasi bei der Operation dabei sein können – auch wenn sie in dem Moment zum Beispiel im Ausland sind. Denn schließlich macht eine Krankheit wie Brustkrebs nicht vor Landes­grenzen halt. Derzeit suchen nicht nur Patientinnen aus Deutschland Hilfe in Radebeul, sondern auch aus Griechenland, Japan oder Amerika waren schon Frauen da, um sich von Mario Marx und seinem Team behandeln zu lassen.

Austausch mit Kollegen hat hohen Stellenwert

Dass eine solche Einrichtung notwendig ist, davon haben die Unternehmensleitung und Mario Marx mit vereinten Kräften die sächsische Landesregierung und das sächsische Sozial­minis­te­rium überzeugt. Auch der Initiative, Kreativi­tät und Hart­näckigkeit des anerkannten und engagierten Medi­ziners ist es zu verdanken, dass Fördergelder vom Freistaat bereit­gestellt wurden. Voraus­setzung dafür war der innovative Gedanke hinter dem Projekt. Und wenn es um Innovationen, vorausschauendes Denken und moderne, fächerübergreifende Medizin geht, ist Mario Marx der richtige Mann.

Gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen, dem Vorstand der Elb­land­kliniken Stiftung & Co. KG, Frank Ohi, und dem Aufsichtsrat ist es nun gelungen, diese visionäre Idee zu realisieren. Vor allem der Austausch mit Kollegen ist für ihn das A und O. So ist er unter anderem seit 16 Jahren regelmäßig am Brustzentrum in Tübingen, um andere Mediziner zu treffen, sich über Be­hand­lungs­methoden zu informieren und seinerseits eigene Erfah­rungen weiterzugeben. Das ist auch das Hauptanliegen der „Camping-Ski-Tage“ der Seno­logie. Was sich anhört wie ein lockerer Ausflug unter Kollegen, ist ein viertägiges Symposium mit hochkarätigen Teil­nehmern, Fachvorträgen und OP-Work­shops, bei dem die Kurs­teil­nehmer ein breites Spektrum an brustchirurgischen Ein­grif­fen kennen­lernen und bei Operatio­nen dabei sein können. Mario Marx und seine Fach­kollegen verlangen dafür keinerlei Honorar. In diesem Jahr findet die Veranstal­tung bereits zum neunten, aber sehr wahrscheinlich nicht zum letzten Mal in Radebeul statt. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass die Diagnose Brustkrebs in Zukunft ihren Schrecken verliert und die Lebensqualität der Patientin­nen sich immer mehr verbessert. Das erweiterte Brust­zentrum in Radebeul ist ein großer Schritt in diese Richtung.

Kontakt: ELBLANDKLINIKEN Stiftung & Co. KG, Elblandklinikum Radebeul, Klinik für Plastische-, Rekonstruktive und Brustchirurgie, Heinrich-Zille-Straße 13 I 01445 Radebeul, Telefon 0351 833 33 50, www.elblandkliniken.de

Redaktion: Ute Nitsche

 

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