Ein Fachgebiet für alle Disziplinen
Die Ärzte der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie profitieren durch eine verbesserte medizintechnische Ausstattung sowie durch die Zentralisierung der Intensivstation maßgeblich vom Neubau des Operativen Zentrums Haus 32.
„Die Ärzte und Pflegekräfte der Anästhesiologie waren von Anfang an in die Planung des Neubaus miteinbezogen, da unsere Fachdisziplin beim gesamten Spektrum aller im Haus durchgeführten Operationen beteiligt ist“, erklärt Klinikdirektorin Prof. Dr. Thea Koch. „Unsere Leistungen werden auch im Schockraum der Notfallchirurgie gefragt sein.“ Wobei das Notfallteam bereits am alten Standort gut eingespielt war. Immerhin ist das Dresdner Uniklinikum bei der Anzahl der reanimierten Patienten, die 24 Stunden sowie 30 Tage nach der Notfallversorgung überlebt haben, führend in Deutschland. Gefragt sind die Anästhesiologen zudem in der Prämedikationsambulanz, in der die individuellen Risikofaktoren erfasst und mit den Patienten das geplante Anästhesieverfahren und die notwendigen Überwachungsmaßnahmen besprochen werden. Auch für diese Aufgaben wird es im neuen Operativen Zentrum Räume geben. Durch die enge Nachbarschaft zu den chirurgischen Ambulanzen werden für die Patienten die Wege verkürzt und die Vorbereitung des Patienten vor der Operation durch die Chirurgen und Anästhesisten optimiert.
Von der Einleitung bis in den Aufwachraum
„Die Hauptarbeitsplätze unseres Teams werden die 17 neu ausgestatten Operationssäle sein“, so Prof. Dr. Thea Koch. „Bei deren Gestaltung konnte ich mit unseren Ärzten der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie wesentlichen Einfluss nehmen, was natürlich zu optimalen Bedingungen für unser Team beiträgt.“ Denn die Anästhesisten sind während des gesamten Operationsprozesses gefordert: Zunächst erfolgt die Einleitung der Narkose im Vorraum des eigentlichen OP-Saales. Während der Operation stehen den Anästhesisten und Pflegekräften zukünftig hochmoderne Anästhesiegeräte und Monitore zur Überwachung und Steuerung der Narkose zur Verfügung. Neu ist der große Aufwachraum. Die Patienten werden dort postoperativ überwacht bis sie stabil genug sind, um auf die jeweiligen Stationen verlegt werden zu können. Durch die Ansiedlung der jeweiligen Stationen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Operativen Zentrum sind die Transportwege für die Patienten weitaus kürzer als bisher.
Höhere Effizienz
Bei der Bauplanung standen die Anästhesiologen in enger Abstimmung mit den Vertretern der Fachdisziplinen, die im neuen OP-Zentrum tätig sind. „Wir sind schließlich für alle da“, sagt Prof. Dr. Thea Koch. „Unsere Ärzte sind in dem Hybrid-OP, in den OP-Sälen mit Zugang zu intraoperativem MRT, aber auch in allen anderen neuen OP-Sälen beschäftigt.“ Unter diesen Gesichtspunkten wurde auch die Logistik der Geräte verbessert. Dank des neuen Lagerungssystems im Haus, stehen den Mitarbeitern die notwendigen Instrumente viel schneller zur Verfügung. Die Operationen können dadurch effektiver durchgeführt werden. Wartezeiten entfallen. Die Arbeitszeit kann besser genutzt werden.
Zentralisierte Intensivstation
Auch die neue Intensivstation im ersten Obergeschoss mit insgesamt 30 Betten wird von den Anästhesiologen geleitet. Dadurch ist es möglich, alle Intensivpatienten, die bisher auf drei Standorte auf dem Klinikgelände verteilt waren, auf einer Station zu betreuen. (Zuvor waren die bisherigen Stationen mit 24Betten über drei Standorte auf dem Klinikgelände verteilt.) „Hinsichtlich der Arbeitsorganisation und der Logistik war das ein schwieriger Zustand, der uns immer wieder vor Probleme stellte, zumal die Intensivstationen teilweise auch in Räumlichkeiten untergebracht waren, die ohnehin nur provisorisch vorgesehen waren“, erklärt Prof. Dr. Thea Koch. „Deshalb freuen wir uns sehr über die Zentralisierung.“
Neueste Gerätegeneration
Intensivbetten erfordern im Gegensatz zu normalen Klinikbetten weitaus höhere technische Anforderungen. Neben besseren Schutzmöglichkeiten für bettlägerige und beatmete Patienten müssen die Betten über Anschlussmöglichkeiten für Überwachungsprozesse und Beatmungstechnik verfügen. Auch die Infusionstechnik und Geräte für Organersatzverfahren sind in der modernen Intensivmedizin von essenzieller Bedeutung. Eine besondere Spezialisierung der anästhesiologischen Intensivstation besteht in der Behandlung des akuten Lungenversagens mit extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO). Diese Therapieform findet Anwendung, wenn beispielsweise die Lungenfunktion so stark eingeschränkt ist, dass der Organismus nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann. Mit Hilfe der ECMO und einem speziell qualifizierten Team wird das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert und von CO2 befreit. In der Intensivstation des Operativen Zentrums entspricht die technische Ausstattung nun dem höchsten Standard. Alle Betten sind mit der neuesten Gerätegeneration ausgestattet. Einher geht der Umzug der Intensivstation mit einer deutlichen Aufstockung des Pflegepersonals. Aber auch im ärztlichen Bereich gibt es mit der gestiegenen Anzahl an OP-Sälen und Intensivbetten einen Stellenaufbau.
Elektronische Erfassung der Patientendaten
Auch bei ihren Forschungsaktivitäten profitiert die Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie vom neuen operativen Zentrum. Dank der hochwertigen medizinischen Ausstattung gibt es bessere Bedingungen für klinische Studien. Die Klinik erforscht Fragestellungen in all ihren Teilbereichen, in der Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und in der Notfallmedizin. Einen deutlichen Zugewinn in der Qualität bei der Patientenbetreuung verspricht sich Prof. Dr. Thea Koch auch von einem neuen Anästhesie-Dokumentationssystem, das im Zuge des Neubaus eingeführt wird. Bisher wurden die Narkose-Protokolle noch handschriftlich ausgefüllt und über ein Belegleser-System in eine Datenbank überführt. „Mit dem neuen elektronischen Datenmanagement-System erhoffen wir uns eine komplettere Datenerfassung und eine bessere Auswertung klinisch relevanter Problemstellungen“, meint Prof. Dr. Thea Koch.
Hilfe für Schmerzpatienten
Als Fachärzte eines typischen medizinischen Querschnittfachs kommen die Anästhesiologen nicht nur im Laufe der Operation für die Narkose und in der Intensivmedizin zum Einsatz. Zu den weiteren Aufgaben gehört neben der Notfallmedizin die Schmerztherapie, die postoperativ, aber auch bei Patienten mit chronischen Schmerzen angewendet wird. Für diese Fälle wurde das interdisziplinäre SchmerzCentrum gegründet, das im Haus 15 untergebracht ist und von Prof. Dr. Rainer Sabatowski geleitet wird. Neben der Tagesklinik und der ambulanten Betreuung von Schmerzpatienten gibt es auch einen stationären Bereich, der nun ebenfalls ins Operative Zentrum umziehen soll, da dort die personelle Ausstattung besser ist. Viele Leistungen der Klinik werden also im neuen Operativen Zentrum konzentriert. Gleichwohl sind die Anästhesiologen auf dem Gelände des Dresdner Uniklinikums auch noch in jenen Kliniken tätig, deren Eingriffe nicht im neuen Operativen Zentrum stattfinden, etwa in der Urologie, der Kinderklinik sowie in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schließich ist die Anästhesiologie ein Fachgebiet, das für alle Disziplinen da ist.
Text: Philipp Demankowski