Kindgerechtes Operationsumfeld

Das Operative Zentrum Haus 32 verfügt über ein eigenes OP-Cluster speziell für die Behandlung von Kindern. Fast alle Kinder am Universitätsklinikum werden ab sofort in diesen vier OP-Sälen operiert. Von den neuen Bedingungen profitiert auch die Kinderchirurgie in hohem Maße.

Neben den Gefäßchirurgen sind die Ärzte der Klinik für Kinderchirurgie wohl diejenigen Spezialisten am Uni­ver­si­tätsklinikum, die am meisten vom neuen Operativen Zentrum profitieren. Schon bei seiner Berufung auf den Lehrstuhl für Kinderchirurgie an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden im Jahr 2012 formulierte der Leiter der Klinik Prof. Dr. Guido Fitze den Anspruch, dass ein operatives Cluster für die Behandlung von Kindern am Universitätsklinikum geschaffen werden muss. Mit dem Neubau wurde dieser Plan nun in die Tat umgesetzt. Bis dato wurden die Kinder abhängig von den jeweiligen Fachbereichen an verschiedenen Standorten operiert. „Das war nicht nur aus logistischen Gründen, sondern auch hinsichtlich der Patienten­sicher­heit eine unbefriedigende Lösung“, sagt Prof. Dr. Fitze. Der Anspruch besteht schließlich, dass die Patienten stets von den jeweils gefragten Spezialisten in einer OP-Umgebung behandelt werden, die den besonderen Anforderungen bei der Behandlung von Kindern gerecht wird.

Kooperationen mit anderen Fachdisziplinen

Insgesamt sind im Operativen Zentrum Haus 32 vier Opera­tions­säle für die Behandlung von Kindern entstanden. Nahezu alle Eingriffe bei Kindern am Universitätsklinikum finden damit ab sofort im Cluster des neuen Zentrums statt. „Davon stellt die Kinderchirurgie zwar nur einen Teil dar“, erklärt Prof. Dr. Fitze. „Aber es wurde ein OP-Umfeld geschaffen, das interdisziplinäres Agieren und dadurch letztlich auch Synergie­effekte möglich macht.“ So werden die Kinderchirurgen ge­meinsam mit den Hals-, Nasen-, Ohren-Ärzten operieren. Auch Koopera­tio­nen mit den Kinderorthopäden sind bereits anberaumt. Ge­ra­de bei polytraumatisierten Kindern sind Opera­tio­nen verschiedener Fachärzte in einer einzigen Narkosephase denkbar, was Belastung und Erholungsdauer für die Patienten deutlich reduziert. „Damit ergibt sich eine Situation, die eine deutliche Verbesserung darstellt, sowohl für Ärzte und Pflege­kräfte als auch für die Patienten“, bestätigt Prof. Dr. Fitze.

Dr. Christian Kruppa (leitender Oberarzt) und Prof. Dr. Guido Fitze (Klinikdirektor) / Fotos: Universitätsklinikum Dresden/Thomas Albrecht

OP-Säle unterschiedlich ausgestattet

Dadurch, dass möglichst viele verschieden geartete Opera­tio­nen in dem Cluster stattfinden sollen, unterscheidet sich auch die medizintechnische Ausstattung der vier OP-Säle stark. So gibt es einen Saal speziell für minimalinvasive chirurgische Eingriffe, der es den Kinderchirurgen stärker noch als bisher ermöglicht, die entsprechenden Eingriffe durchzuführen und zu entwickeln. Auch die angestrebte Digitalisierung des Equipments im Saal hat entscheidende Vorteile während der Operation. „Wir können auf Geräte zur direkten Bild­ver­ar­bei­tung und sogar zur Inter­aktion mit dem Patienten zurückgreifen. Das sind Dinge, die uns bisher einfach noch nicht zur Verfügung standen“, sagt Prof. Dr. Fitze. Im besonderen Maße ziehen zudem die Kinder­anäs­the­sisten Nutzen aus der Zentrali­sierung der OP-Räume. Ohne­hin gehört es zum Standard, dass ein Operationssaal für ein Kind über separate Bereiche sowohl für die Ein- als auch für die Aus­leitung der Narkose haben muss. Zudem unterscheidet sich auch die Klima­ti­sierung der Säle von denjenigen für Erwachsene. „Wir operieren in der Regel un­ter klimatischen Bedingungen zwischen 25 und 30 Grad. Das ist im Erwachsenen­alter so nicht üblich“, erklärt Prof.  Dr. Fitze. „Natürlich unterscheidet sich auch die Ausstattung von den OP-Sälen für Erwachsene. Das reicht von kindgerechten Operationstischen über spezielle Wärme­mat­ten bis hin zu den besonderen Anforderungen an die Diagnostik. Dabei profi­tieren die Kinderchirurgen auch von der Kooperation mit Philips. Die Fima stellt hochmoderne Lösungen für das Patien­tenmonitoring und die Ultraschall-Diagnostik zur Verfügung.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinderchirurgie bei der Arbeit / Fotos: Universitätsklinikum Dresden/Thomas Albrecht

Separater Bereich auch in der Notaufnahme

Die Ärzte und OP-Schwestern der Kinderchirurgie standen über den gesamten Bauzeitraum mit dem Bauherrenteam in Verbindung, um die Ansprüche an ein kindgerechtes Ope­rieren konkret zu formulieren. „Das war ein kontinuierlicher Prozess, der mit einem Konsens für alle Beteiligten abgeschlossen wurde“, freut sich Prof. Dr. Fitze. Das gilt nicht nur für die OP-Säle, sondern auch für die Ausgestaltung der Räume in der Notaufnahme, die ebenfalls über einen separaten Bereich für die Behandlung von Kindern verfügt. Auch diese Räume, zu denen etwa ein Kindergipsraum gehört, wurden an das Alter der zu behandelnden Patienten angepasst bis hin zur farblichen Gestaltung. „Die Schaffung eines separaten Bereiches ist auch durchaus sinnvoll, denn es zeichnet sich ab, dass gut ein Drittel aller Patienten, die in der chirurgischen Notaufnahme ankommen, Kinder sind“, betont Prof. Dr. Fitze. Ohnehin nimmt die Versorgung von Unfällen aus der Notaufnahme einen großen Teil der Arbeit von Prof. Dr. Fitze und seinem Team ein. Gut 40 Pro­zent aller stationären Patienten in der Kinderchirurgie kommen über die Rettungsstelle.

Eine kindgerechte Umgebung verkürzt den kleinen Patienten die Wartezeit / Fotos: Universitätsklinikum Dresden/Thomas Albrecht

Breites Behandlungsspektrum

Die Bandbreite der operativen Verfahren an der Klinik für Kinderchirurgie wird durch den Neubau zwar nicht erweitert, zumal die Klinik ohnehin schon fast alle Verfahren abdeckt und in Deutschland damit zu den führenden Spezialkliniken in diesem Bereich gehört. Von der Kinderunfallchirurgie über die Kinder­urologie und Fehlbildungschirurgie bis hin zur Kinder­onko­logie reicht das Behandlungsspektrum. „Da ist gar nicht mehr viel möglich abseits unserer Leistungen“, sagt Prof. Dr. Fitze. Aber Prof. Dr. Fitze und sein Team versprechen sich von den neuen OP-Bedingungen eine Weiterent­wick­lung und Spezialisierung bestimmter OP-Techniken. So birgt die Mög­lich­keit, am offenen MRT zu operieren, enorme Potenziale für die Behandlung von Kindern mit Tumor­er­krankungen. Interessant in diesem Zusam­menhang wird auch das Wechsel­spiel mit dem experimentellen Operations­saal im neuen Gebäude des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) sein.    

Text: Philipp Demankowski

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