Aktivierung ist wesentlicher Bestandteil der Parkinson-Therapie

Die Klinik am Tharandter Wald trägt ihren Beinamen „Klinik mit Herz“ / Foto: © Tim Paletzki
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Die Klinik am Tharandter Wald trägt ihren Beinamen „Klinik mit Herz“ absolut zurecht. Die Rehabilitationsklinik in Hetzdorf stellt den Menschen mit seinen körperlichen und seelischen Bedürfnissen jederzeit in den Mittelpunkt. Die Patientenzufriedenheit hat höchste Priorität.

Deutlich spürbar ist die freundliche Atmosphäre im Haus, die sowohl von den Mitarbeitern, als auch vom Miteinander der Patienten getragen wird. Dank der angrenzenden Wanderwege im Tharandter Wald und der hervorragenden medizinischen Infra­strukt­ur, die beispielsweise ein Schwimmbecken oder eine Salz­kammer beinhaltet, kommen viele Patienten auch zu einem Zweit- oder Drittaufenthalt nach Hetzdorf. Die Schwer­punkte der Rehabilitationsarbeit liegen in den Fach­rich­tun­gen Orthopädie und Unfallchirurgie, Innere Medizin und Kardiologie, Frühreha­bilitation Phase B und Weaning sowie Neuro­logie und Parkin­son. Dabei arbeiten die Fachbereiche im Sinne einer interdisziplinären Klinik in enger Verzahnung miteinander. Gerade im Bereich Parkinson verfügt das Haus über eine exzellente Expertise. Nicht umsonst ist die Klinik seit 2008 als Parkinson-Spezialklinik von der Deutschen Parkinson Vereini­gung zertifiziert. Ihren exzellenten Ruf bei Betreuung und Behandlung der Patienten hat sich die Klinik auch durch die Organisation der bundesweiten Parkinson­Tage erarbeitet, die aller zwei Jahre in Hetzdorf stattfinden; zuletzt vom 6. bis zum 8. April 2017. Chefarzt Dr. med. Peter Themann, der den Fachbereich seit 1998 mit aufbaut, berichtet im Gespräch mit dem Top Gesundheits­forum über mögliche Therapieformen.

Chefarzt Dr. med. Peter Themann / Foto: Felix Posselt

Welche Therapieformen bieten Sie Parkinson-Patien­ten an?
Dr. Themann: Da das Parkinson-Syndrom bei den Patienten in verschiedenen Variationen vorliegt, werden auch die Therapien unterschiedlich und individuell zusammengestellt. Als Ober­begriff hat sich der Terminus der „aktivierenden Therapien“ herauskristallisiert, die etwa physikalische, physiotherapeutische, Ergo- oder Musiktherapie umfassen und ergänzend zur medikamentösen Therapie eingesetzt werden. Mit den aktivierenden Therapien können wir im Gehirnstoffwechsel viel erreichen. Manchmal mehr als mit Medikamenten. Aktivierung ist das A & O der Parkinson-Therapie.

Wie gehen Sie bei der Zusammenstellung der Behand­lung vor?
Wir identifizieren zunächst die Schwerpunkt­symptome, die den Patienten im Alltag am meisten beeinträchtigen. Diese werden dann spezifisch medikamentös und mittels aktivierender Therapie individuell behandelt. Ziel der Behand­lung ist die bestmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu erreichen und die Lebensqualität zu verbessern.

Was können das für Symptome sein?
Das können Gleichgewichtsstörungen sein, andere Patienten klagen darüber, nur noch langsam gehen zu können. Auch häufige Stürze können Symptome sein. Viele Betroffene empfinden wiederum die nicht motorischen Symp­to­me als besonders belastend, etwa Depressionen, Störung der Blasenfunktion oder Schlafstörungen. Verbreitet ist auch das sogenannte „Freezing“, plötzlich auftretende Gehblockaden, die sich etwa bei Türschwellen oder Engpässen bemerkbar machen.

Was können die Patienten nach dem Aufenthalt von den Therapien mitnehmen?
Wir bemühen uns, den Patienten verschiedene Übungen für die Zeit nach der Therapie mitzugeben. Beim Freezing-Symptom hat sich die Sequenzierung von Bewegungen oder die Anwendung von Hinweisreizen (sogenanntes Cueing) als besonders hilfreich herausgestellt. Auch die BIG-Methode, das gezielte Üben von Bewegungen mit großem Umfang, ist förderlich. Es ist natürlich unrealistisch zu glauben, dass der Aufenthalt bei uns alle Symptome verschwinden lässt. Wir helfen dabei, die Beeinträchtigungen zu vermindern. Die Patienten sollten das Gelernte aber nach dem drei- bis fünfwöchigen Aufenthalt genauso zuhause umsetzen, um weiter davon zu profitieren. Deshalb haben wir ein eigenes Buch mit einem Haus­übungs­programm verlegt, das alle Parkinson-Patienten mitbekommen können.

Ist die Therapie bei Ihnen eher ein Aufhalten der Funk­tions­­störungen oder stellen die Patienten wirklich konkrete Verbes­serungen fest? 
Die Patienten profitieren tatsächlich. Bei einer Untersuchung haben wir festgestellt, dass die subjektive Beurtei­lung des Gesundheitsempfindens bei der Entlassung fast um eine Schulnote besser war als zu Beginn der Rehabilitations­maß­nah­men.

Wie sind die Therapien von der Krankenkasse gedeckt und können die Patienten auch auf eigene Kosten kommen?
In der Regel wird der Aufenthalt bei uns von den Krankenkassen alle vier Jahre bezahlt, bei Härtefällen auch mal alle zwei Jahre. Darüber hinaus haben wir auch entsprechende Selbstzahler-Angebote für stationäre Rehabilitationsbehand­lungen. Diese beinhalten die ärztliche Beratung und entsprechende individuelle aktivierende Therapieprogramme.

Kann man in absehbarer Zeit Parkinson heilen?
Dr. Themann: Die Heilung der Parkinsonerkrankung ist ein Thema, an dem zur Zeit intensiv geforscht wird und aktuell schon sehr interessante Therapieansätze vorliegen, die sich in den nächsten Jahren beweisen müssen. Die zur Zeit angewandten Möglichkeiten der medikamentösen und aktivierenden Therapien zeigen vor allen Dingen gute Effekte auf die Sympto­me und die Lebensqualität der Patienten. Darüber hinaus zeigen immer mehr Untersuchungen, dass Patienten durch sportliche Aktivität die Generierung und Reifung von Nerven­zellen im Gehirn verbessern können.

Welche Rolle spielt der Patient selbst und welche die Angehörigen bei der Therapie? Kann man mit Parkinson noch arbeiten?
Man muss die Patienten erst einmal kennen lernen, Stärken und Schwächen identifizieren. Dann kann man entscheiden, welche Belastungen angemessen sind. Essenziell ist die Einbeziehung der Angehörigen. Schließlich muss die ganze Familie mit dieser Krankheit leben lernen, die mitunter die ganze Lebensplanung verändern kann. Die Diagnose Parkinson bedeutet allerdings nicht gleich, dass der ausgewählte Beruf nicht mehr fortgeführt werden kann. Mit entsprechenden therapeutischen, medikamentösen und aktivierenden Therapien ist es heute möglich, viele Parkinsonpatienten noch über viele Jahre in ihrer Berufs- und Arbeitsfähigkeit zu halten.

Klinik am Tharandter Wald
Herzogswalder Straße 1, 09633 Halsbrücke
Telefon 035209 270
www.reha-hetzdorf.de

Text: Philipp Demankowski

 

 

 

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