Die Telemedizin-Plattform „CCS Telehealth Ostsachsen“
Zahlreiche ländliche Regionen in Deutschland kämpfen tagtäglich mit dem Problem großer Distanzen in der Gesundheitsversorgung. Patienten müssen größere Entfernungen zum nächsten Krankenhaus oder zum Hausarzt in Kauf nehmen. Auch wird in Deutschland sehr viel dokumentiert, aber in akuten Situationen sind diese Informationen meist nicht erhältlich oder abrufbar. Die Lösung für beides wäre eine landesweite Vernetzung des Gesundheitssystems.
Insgesamt steht die Gesundheitswirtschaft heute vor einem riesigen Umbruch. Die digitale Entwicklung schreitet nicht nur in allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen mit enormem Tempo voran, auch im Gesundheitswesen ist sie präsenter denn je. Deutlich zu spüren ist das einerseits bei der Vielzahl an Gesundheits-Apps oder FitBits, andererseits beim Radiologen. Oftmals gibt er keine CD mehr aus, sondern schickt Bilddaten elektronisch zum Hausarzt. Mit dem Beginn der Digitalisierung der Medizin erwarten Experten von digitalen und mobilen Health-Lösungen zunehmende Verbesserungen in der Gesundheitsvorsorge und Krankheitsfrüherkennung sowie Kosteneinsparungen und Qualitätsverbesserungen in der Leistungserbringung. Auch rechnet man mit neuen Konzepten, um Einschränkungen in der Mobilität unserer alternden Industriegesellschaften zu überbrücken und durch einen optimierten Ressourceneinsatz den Ärzte- und Pflegekräftemangel zu kompensieren. Durch die fortschreitende Digitalisierung erhalten wir heute schneller und umfassender Informationen über Erkrankungen und Therapieverläufe. Diese können sinnvoll für den fachlichen Austausch mit Kostenträgern, Ärzten, Krankenhäusern und Patienten eingesetzt werden. Wirtschaftsexperten prognostizieren daher im Segment der Telemedizin bis zum Jahr 2020 jährliche Wachstumsraten von fast fünfzig Prozent.
Dennoch gleicht die Telemedizin in Deutschland bislang eher einem Flickenteppich. Bundesweit laufen zahlreiche Pilotvorhaben, jedoch zumeist als medizinisch eng definierte, zeitlich befristete und lokal begrenzte Insellösungen. Jedes Projekt wird technisch anders umgesetzt, ist anders finanziert, anders organisiert und mit jeweils anderen IT-Systemen und Schnittstellen zu erreichen. Und viele innovative Versorgungsmodelle scheitern an der hohen Schwelle zur nachhaltigen Finanzierung im Regelbetrieb.
Die Carus Consilium Sachsen GmbH (CCS) initiiert und setzt seit mittlerweile mehr als acht Jahren sehr erfolgreich innovative Versorgungsprojekte in Ostsachsen um. Mit der Durchführung des EU-Modellprojekts „CCS Telehealth Ostsachsen“ (CCS THOS) hat CCS in der Region einen neuen Weg beschritten. Mitte 2015 ging mit CCS THOS die zukunftsweisend breit angelegte, offene IT-Infrastruktur für diverse medizinische Fachgebiete in Betrieb und steht seitdem allen interessierten Partnern in Sachsen und darüber hinaus zur Verfügung. Als Vorbild für ähnliche Projekte in Europa wurde das Modellvorhaben mit insgesamt 9,8 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und aus Mitteln des Freistaates Sachsen gefördert, hinzu kamen rund zwei Millionen Euro Eigenmittel der Beteiligten. Es war das größte Förderprojekt im EFRE-Förderprogramm des Sächsischen Ministeriums für Soziales und Verbraucherschutz in der Strukturfondsförderperiode 2007 bis 2013. Betreiber der Plattform sind die Carus Consilium Sachsen GmbH gemeinsam mit der Telekom-Tochter T-Systems International.
Das bisher einmalige Kernanliegen von CCS Telehealth Ostsachsen ist es, eine neutrale Systemgrundlage für telemedizinische Anwendungen verschiedenster Disziplinen und Fachrichtungen zur Verfügung zu stellen. Diese Plattform birgt enormes Potential für alle beteiligten Interessensgruppen. So profitieren die medizinischen Ideengeber – meist sind dies Ärzte ohne vertieften IT-Hintergrund – von einem wesentlich vereinfachten Zugang zu datenschutzsicheren Patientenakten sowie zu modularen Lösungen für Kommunikation und Prozessmanagement.
Kliniken, Praxisgemeinschaften, Reha-Einrichtungen etc. profitieren von Vernetzungslösungen auf Basis etablierter Standard-Schnittstellen. Der einmal eingerichtete Plattformzugang kann dann für alle vorhandenen Anwendungen gleichermaßen genutzt werden, was die Lösung zukunftssicher und effizient macht. Angesichts knapper Finanzierungsmittel ist dies gerade im Gesundheitswesen ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Im Gegensatz zu den bisher existierenden Insellösungen ist zukünftig nicht bei jeder Anwendungserfindung eine eigene Netzwerkinfrastruktur, Datenschutzlösung und in den meisten Konstellationen auch keine eigene Schnittstellensoftware mehr erforderlich. Über standardisierte, fest implementierte Schnittstellen kann die Plattform unterschiedlichste Computersysteme und Programme, die zurzeit in der Medizin angewandt werden, miteinander verbinden.
Aus Versorgungssicht – und damit aus Sicht der Patienten – bietet die entwickelte Plattform eine hervorragende Möglichkeit zur Vernetzung der Gesundheitsakteure im ländlichen Raum, wo die Versorgungsdichte auch demografiebedingt zunehmend nachlässt. Sei es durch einen unkomplizierten Austausch zwischen Ärzten (Telekonsultation) oder zwischen Patienten und deren Ärzten (Telemonitoring), die Plattform und ihre Anwendungen sollen Versorgungsunterschiede zwischen gut ausgestatteten urbanen Zentren und ländlichen Regionen verhindern.
Text: Dr. Olaf Müller (Geschäftsführer), Frank Penesch
Carus Consilium Sachsen GmbH Fetscherstraße 74,
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