Rehabilitation – wichtiger Partner im Netzwerk medizinischer Betreuung

So lautete das Hauptthema der 24. Jahrestagung der Gesellschaft für Rehabilitation bei Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen e.V. (GRVS) vom 16.-18. Juni 2016 im Parkhotel Bad Schandau und in der Falkenstein-Klinik unter Leitung von Kongresspräsident PD Uwe Häntzschel.

Nach 2004 ist es zum zweiten Mal gelungen die Jahrestagung der Gesellschaft für Rehabilitation bei Ver­dauungs- und Stoffwechselerkrankungen e.V. (GRVS) nach Bad Schandau zu holen und zu gestalten. Mit über 120 Teilnehmern, Gästen und hochkarätigen Refe­renten war es ein gelungener Kongress, der von einer interessanten Industrieausstellung und einem ansprechenden Rahmenprogramm begleitet wurde.

Der Schwerpunkt der Tagung lag auf der medizinischen Reha­bilitation insbesondere entsprechend dem fachlichen Profil der Gesellschaft für die Rehabilitation von Patienten bei Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Darüber hinaus sollte auf große Möglichkeiten und Leistungen der Rehabilitation aufmerksam gemacht werden, denn die Rehabilitation wird an vielen Stellen immer noch als „Stiefkind“ im Netzwerk der medizinischen Betreuung betrachtet. Da es sich bei der GRVS um eine Gesellschaft handelt, in der sich Mitarbeiter zahlreicher Rehabilitations-Kliniken sowohl in öffentlicher als auch privater Trägerschaft mit gleichen oder ähnlichen fachlichen Schwerpunkten aus ganz Deutschland bündeln, trafen sich Mitglieder aus fast allen Bun­desländern in der Sächsischen Schweiz.

Das spannende Rahmen­programm bestand aus einem Konzert in der Kirche Bad Schandau sowie einem gelungenen Gesell­schafts­abend auf der Burg Hohnstein mit dem Vortrag über die Tradition des Felskletterns in der Sächsischen Schweiz von Bernd Arnold. Das wunderschöne Ambiente des Parkhotels trug gleichermaßen zum Erfolg des Kongresses bei.

Bei der Eröffnung begrüßte der Kongresspräsident PD Dr. Uwe Häntzschel die Teilnehmer und bedankte sich zunächst bei den Mitarbeitern der Falkenstein-Klinik für die geleistete fleißige Arbeit bei der Organisation. Er stellte wichtige Leistungsträger der Klinik vor, so etwa die Pflegedienstleitung, das Gastroteam mit der leitenden Oberärztin, die Mitarbeiter des Diabetesteams sowie den Chefarzt der Kardiologie vor. Rehabilitation ist eben durch und durch Teamarbeit, wie auch Verwaltungsleiter Herr Singer noch einmal unterstrich.

Danach stellte der amtierende Präsident der GRVS, Herr Chefarzt Dr. Fischer aus Bad Driburg, kurz die Leistungen und das Anliegen der Gesellschaft vor (siehe auch www.grvs.de). Die stellvertretende Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Mittel­deutsch­land, Frau Dr. Ueber­schär, wies in ihrer Begrüßungsrede auf die großen Leistungen und Aufgaben der Rentenversicherung hin, aber auch auf die hohen Anforde­rungen, die von den vertraglich gebundenen Rehabilitations­kliniken erwartet werden. Schließlich würdigten der Bundestags­abgeordnete Klaus Brämig, Thomas Kunack, der Bürgermeister von Bad Schandau, und die Stellvertreterin des Landrates, Frau Hillig, den Kongress.

Gleich zu Beginn der Tagung gab es ein gesundheitspolitisches Highlight. Beim Podiumsgespräch und der Podiumsdiskussion mit dem Hauptthema „Stellenwert der medizinischen Rehabilitation“ nahmen maßgebliche Persönlichkeiten teil. Es wurde professionell moderiert von dem sehr erfahrenen Abteilungsleiter der Deut­schen Rentenversicherung Bund Herrn Dr. Buschmann-Steinhage. Frau Dr. Ueberschär stellte die Bedeutung der Rehabilitation, die Bemühungen des Rentenversicherers um Qualität sowie die enor-me gesundheitspolitische Bedeutung heraus. Dabei würdigte sie auch die Leistungen der Falkenstein-Klinik und weiterer Kliniken in der Sächsischen Schweiz.

Wichtig war die Teilnahme der Bundestagsabgeordneten Maria Michalk als Vertreterin des Gesundheitsausschusses im Bun­des­tag, die die Problematik nur allzu gut kennt und wichtige Probleme und Ziele offenlegte. Der Vorsitzender der AOK Plus Herr Striebel und auch Frau Dr. Gabriele Krause vom MDK Sachsen beleuchteten Rehabilitation und Anschlussheilbehandlung (AHB) aus Sicht des Kostenträgers Krankenkasse. Beide bestätigten die Notwendig­keit des weiteren Ausbaus der medizinischen Betreuung und mahnten zu einer verbesserten Zusammenarbeit des stationären und ambulanten Sektors, zu vereinfachten Antragsstellungen, verkürzten Bearbeitungszeiten, zu Qualitätskontrolle, aber auch aus-reichenden finanziellen Mitteln, die den zu erbringenden Leis­tungen auch entsprechen.

Herr Dr. Hanzl als langjähriger stellvertretender Vorsitzender des Hausärzteverbandes und selbst praktizierender Hausarzt vertrat in seiner bescheidenen, erfahrenen, liebenswürdigen Art unsere Patienten und brachte praktische Beispiele zur Sprache, die Notwendigkeit und Probleme von AHB und Rehabilitation illustrierten. Als Vertreterin der Patientenverbände stellte Rosmarie Wallig, die Vorsitzende des Deutschen Diabetiker Bundes Land Sachsen und selbst Betroffene, die Bedeutung von hochqualifizierten Re-hakliniken heraus. Sie sprach auch im Namen der anderen teilnehmenden Patientenverbände und Selbsthilfegruppen: der Arbeits­gruppe der Pankreatektomierten (AdP e.V.), der Deut­schen Colitis-Crohn-Vereinigung (DCCV e.V.), des Ileo-Colos­toma-Verbandes (Deutsche ILCO e.V.) und des Lebertrans­plantierte Deutschland e.V.

Da der Präsident der Sächsischen Lan­des­ärztekammer Herr Dr. med. Bodendieck und auch Herr Dr. Rust als Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Sächsischen Akademie für Sozial- und Rehabilitationsmedizin kurzfristig absagen mussten, wurden die geplanten Impuls-Referate durch Frau Dr. Ueberschär ergänzt und überbrückt. Der Kongresspräsident würdigte in seiner zusammenfassenden Einschätzung die Rehabilitation als einen „Wirt­schafts­zweig“, der in den schwarzen Zahlen arbeitet und Arbeit­nehmer im Erwerbsleben hält bzw. diese ins Erwerbsleben zurückführt. Im Sinne der Rehabilitation baut er Gefährdungen ab, stabilisiert Gefährdete und zögert somit vorzeitige Berentungen hinaus oder verhindert diese. Dabei ist die Rehabilitation im Ver­gleich zu Akut- und ambulanter Medizin absolut kostengünstig.

Für die hohen Leistungen und Anforderungen, die in der Rehabilitation erbracht werden müssen, sind entsprechende Zertifizierungen notwendig. Dies müssen die führenden Rehabili­tationskliniken heute aufweisen, um Patienten vom Kostenträger zugewiesen zu bekommen. Bislang schlagen sich die Mühen und Kosten der Zertifizierung allerdings nicht ausreichend in Zu­weisungssteuerung und Bettenkostensatz nieder, auch wenn man wie die Falkenstein-Klinik als „Diabetologikum der DDG“ seit 2008 in der höchsten Liga der Diabetologie spielt. Im Konsens auch mit Diskussionsbeiträgen des Auditoriums wurde herausgestellt, dass die Anforderungen größer werden und die Finan­zierung der Rehabilitation über einen so genannten Gesamt-Betten-Kostensatz insbesondere durch die Krankenkassen einfach unzureichend ist.

Am Freitag, dem 17.6.2016, lag der Schwerpunkt auf der gastroenterologischen Rehabilitation. Es war gelungen, aktuelle Themen aus der Akutgastroenterologie den rehabilitationsspezifischen Pro­blemen gegenüberzustellen. Das Spektrum reichte von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen über Lebererkran­kungen und onkologischen Erkrankungen bis zur Pankrea­tologie.

Eine Parallelsitzung widmete sich unterdessen den praktischen Gesichtspunkten der Rehabilitation. Denn die GRVS ist nicht nur eine Gesellschaft für Ärzte, sondern für Mitarbeiter aus dem gesamten Rehateam: Psychologen, Pflegedienst, Schwestern, Sporttherapeuten, Ökotrophologen, Diätassistenten, Diabetes­beraterinnen sowie Stoma- und Wundteams. Deshalb sollte das Berufsbild der Rehabilitationsfachschwester auch im Hinblick auf die dringend erforderliche Qualifizierungs- und Ent­wick­lungsmöglichkeiten für den Pflegeberuf ins Leben gerufen und honoriert werden. Patientenverbände und Selbst­hilfegruppen hatten Informationsstände aufgebaut, um ihre Aufgaben­bereiche und Erfahrungen mit Kurzvorträgen für Betroffene bzw. chronisch Kranke vorzustellen. Die Teilnehmer konnten interessante Vorträge und Seminare anhören und oder aber auch zur hochinteressanten Industrieausstellung wechseln.

Der Samstag war dann der Rehabilitation bei Stoffwechsel­erkrankungen, Adipositas und Diabetes gewidmet. Eine hochinteressante Sitzung gab einen Einblick in die noch nicht voll erschlossenen Möglichkeiten des Heilfastens für die Reha­bilitation. Bekanntermaßen haben dicke Diabetiker eine andere Darmflora als schlanke stoffwechselgesunde Menschen, die sich vegetarisch oder asketisch ernähren. Forschungs­er­gebnisse der Epigenetik unterstreichen diese Therapieansätze. Es lohnt sich, mit einfachen Mitteln und auch ohne Tabletten oder Spritzen etwas für Körper, Seele und Geist zu tun, so etwa wie mit Askese und Heilfasten, einem der stärksten Mittel innerhalb der Naturheilkunde.

Die Kollegen des Klinikums Dresden-Neustadt berichteten über die immer häufigeren operativen Verfahren bei schwerwiegender Adipositas. Meist haben Betroffene mit morbider Adipositas nur so eine ausreichende Chance, abzunehmen und einen Teil der Gesundheit zurückzuerlangen. Abgerundet wurde der Tag durch den hochinteressanten Vortrag von Frau Dr. Gericke aus Chemnitz über die Zusammenhänge zwischen Hormonhaushalt und Stoffwechsel. Auch die langjährigen Erfahrungen der Mitarbeiter der Falkenstein-Klinik bezüglich der Rehabilitation von Insulinresistenten, meist hochgradig adipösen Patienten, aber auch Typ 1-Diabetikern fand großes Interesse. Die Rehabilitation kann besonders bei Diabetes- und Stoffwechselkrankheiten enorm viel leisten. Die zum „Diabe­to­logikum“ zertifizierte und hochspezialisierte Rehaklinik kann hervorragende Ergebnisse vorweisen.

Zusammenfassend bleibt zu konstatieren, dass die Reha­bilitation ein wichtiger Partner im Netzwerk medizinischer Betreuung ist, der mehr gewürdigt und im Sinne einer engen Kooperation mit den ambulanten und stationären Bereichen ausgebaut werden muss. Die hochqualifizierte Betreuung durch entsprechend zertifizierte Rehakliniken muss sich dabei auch finanziell niederschlagen, z.B. in Form erhöhter bzw. abgestufter Bettenkostensätze entsprechend den erbrachten Leistungen und dem Leistungsprofil, wobei der Vergleich mit Einstufung von Hotels nach Sternen naheliegt. Dies ist nicht nur Wür­di­gung, sondern auch Voraussetzung für eine effektive Reha­bilitation, die über die Grenzen von Deutschland hinaus sogar ein Exportmodell darstellen könnte.

Text: PD Dr. med. Uwe Häntzschel

Falkenstein-Klinik AHB- und Reha-Klinik für Innere Medizin und Kardiologie
Ostrauer Ring 35, 01814 Bad Schandau
Tel.: 03 50 22 / 45-0, Fax: 03 50 22 / 45-950
E-Mail: info@falkenstein-klinik.de, www.falkenstein-klinik.de

Sie interessieren Sich möglichweise auch für:

X