Optometrie: Schnittstelle zwischen Optiker und Augenarzt

© Bastian Hanitsch
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Im Gespräch mit der Optometristin, staatlich geprüften Augenoptikerin und Augenoptiker­meisterin Janine Flor über die Bedeutung der Optometrie.

Es ist keine Übertreibung, Janine Flor als echte Koryphäe in der Augenoptik zu beschreiben. Seit 23 Jahren führt die Optometristin, staatlich geprüfte Augenoptikerin und Augenoptiker­meisterin ihr Geschäft in Dresden-Leubnitz. Dabei hat sie ihr Portfolio stets erweitert und neben den Standard-Leistungen in der Augen­optik rund um Brillen und Sehschule vor allem auf dem Gebiet der Optometrie großes Fach­wissen erlangt. Wir sprachen mit der Vorden­kerin über die Bedeutung der Optometrie an der Schnittstelle zwischen Optiker und Augenarzt.

Sie haben eine besondere Ausbildung in der Funktional­optometrie absolviert. Was hat Sie daran fasziniert?
Janine Flor: Im Rahmen meines Studiums in München habe ich eine Weiterbildung zur Funktionaloptometristin absolviert, die von ausländischen Dozenten geleitet wurde. Das hat mich damals wirklich beeindruckt. Diese spezielle Ausbildung gab es in Deutschland noch nicht als Hochschulstudium. Die Funktionalopto­metrie beschäftigt sich mit der Sehfunktion und wie das Gehirn visuelle Informationen verarbeitet. Es war für mich eine Heraus­forde­rung, die ich gesucht habe, um besser auf die Bedürfnisse meiner Kunden eingehen zu können.

Wie kamen Sie zur Optometrie?
Seit 2005 gab es die ersten Studiengänge Bachelor Sc. und Master Sc. für Augenoptik und Optometrie in Deutschland. Im Jahr 2013 begann ich berufsbegleitend an der Hochschule in Jena zu studieren.

Wie hilft Ihr Fachwissen einer Optometristin, um eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten?
Optometristen führen Untersuchungen zur Augen­gesund­heit durch. Sie sind darüber hinaus berechtigt und befähigt Verdachtsdiagnosen abzuleiten und bei Bedarf einen Arztbesuch zu empfehlen. Somit lassen sich Rückschlüsse von Sehproblemen der Patienten in Bezug zu Auffälligkeiten am Auge ziehen.

Welche spezifischen optometrischen Tests bieten Sie vor diesem Hinter­grund an, die bei herkömmlichen Untersu­chungen oft fehlen?
Wir ergänzen uns zum Beispiel hinsichtlich der Überprüfung funktioneller Sehverarbeitungsstörungen. Nicht immer helfen Brille, Kontaktlinsen oder Medikamente. Ein Visualtraining kann zielführender sein. Oft sind funktionelle Sehverarbeitungs­störungen erkennbar unter anderem durch Merkmale wie Konzen­trationsschwäche, unregelmäßige Schrift und Lesediskrepanzen. Zudem besteht bei uns die Möglichkeit, den Tränenfilm zu analysieren. Auch können die Kunden bei uns die Hornhaut, die Augen­medien, den Augenhintergrund und den Augeninnendruck überprüfen lassen. Für die Untersuchungen haben wir hochmoderne Geräte, direkt bei uns vor Ort im Geschäft.

Sie haben erwähnt, dass die Optometrie in Deutschland lange gebraucht hat, um sich zu etablieren. Woran liegt das?
Das ist eine gute Frage. In Deutschland herrscht oft eine gewisse Zurückhaltung gegenüber neuen Methoden und Ansätzen. Viele Dinge laufen nach dem Motto: ,,Das haben wir schon immer so gemacht.” Es braucht Mut und Offenheit, um neue Wege zu gehen. In Ländern wie England oder den USA ist die Optometrie schon viel weiter entwickelt. Dort wird die Zusammenarbeit zwischen Optometristen und Augenärzten aktiv gefördert.

© Bastian Hanitsch

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und den Augenärzten in Ihrer Region aus?
Es ist eine überwiegend gute und konstruktive Zusam­menarbeit. Unsere Aufgabe als Optometristen ist es, die medizinischen Auffälligkeiten zu selektieren und umfassend für die Augen­­ärzte zu dokumentieren, dies dient dem Kunden/ Patienten und dem Augenarzt für weiterführende Untersuchun­gen und eventuelle Behandlungen. Wenn wir beispielsweise einen Verdacht auf Glau­kom haben, verweisen wir gezielt auf entsprechende Spezia­listen. So profitiert am Ende der Patient von einer optimalen Betreuung.

Ihnen liegt auch die Arbeit mit Kindern besonders am Herzen?
Die Arbeit mit Kindern ist eine große Verantwortung, weil das Sehen in jungen Jahren entscheidend für die Entwicklung ist. Kinder können oft nicht genau beschreiben, wie sie sehen, und es erfordert viel Fachwissen und Einfühlungsvermögen, um Sehprobleme bei ihnen zu erkennen und zu messen. Ich habe gesehen, wie wichtig es ist, frühzeitig zu intervenieren, um langfristige Probleme zu vermeiden. Deshalb habe ich mich unter anderem mit auf die Kinderoptometrie spezialisiert.

Ein aktuelles Thema ist die Vorsorge bei der Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern. Was können Sie hierzu mitteilen?
In jungen Altersgruppen ist die Entwicklung des Auges vorrangig. Die Myopievorsorge zielt darauf ab, das Verhältnis zwischen Baulänge des Augapfels zu den entsprechende Dioptrien (Sehstärke) mit dem Alter zu stellen. Hier gibt es verschiedene Interaktionen zu Erbanlagen, Umwelteinflüssen und Verhalten der Kinder. Der Augapfel wächst bis zirka zum 21. Lebensjahr. Ein zu langer Augapfel birgt das erhöhte Risiko von Augenerkrankungen. Daher ist das Ziel mit verschiedenen Hilfsmitteln das Wachstum zu verlangsamen bei den Kindern, deren Myopie zügig voranschreitet.

Wie wichtig sind Ihnen Fortbildungen und die Weiterent­wicklung in Ihrem Beruf?
Sehr wichtig! Die Augenoptik und die Optometrie verändern sich ständig, und es ist entscheidend, dass man immer auf dem neuesten Stand bleibt. Ich bin dankbar, dass mein Team mit Begeisterung regelmäßig an Fortbildungen teilnimmt. Das ermöglicht es uns, den hohen Standard zu halten und unseren Kunden die bestmögliche Versorgung zu bieten.

Wie groß ist Ihr Team und wie arbeiten Sie zusammen?
Unser Team besteht derzeit aus sieben Personen, aber wir suchen nach Mitarbeitern, um unser Angebot auszuweiten. Wir arbeiten interdisziplinär mit Kinderärzten, Augen­ärzten, Thera­peuten und Schulen zusammen, um eine umfassende Betreuung für unsere jungen Patienten sicherzustellen. Diese Zusammen­arbeit ist essenziell, um die bestmögliche Ver­sor­gung zu gewährleisten.

Abschließend, was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Branche?
Ich wünsche mir, dass die Optometrie in Deutsch­land weiter an Bedeutung gewinnt. Eine gute Ausbildung und ständige Weiterbildung sind dabei das A und O, um den hohen Anforderun­gen gerecht zu werden. Es ist ein anspruchsvoller, aber auch unglaublich erfüllender Beruf, mit dem man wirklich etwas bewegen kann!

Janine Flor – Augenoptik
Wilhelm-Franke-Straße 12
01219 Dresden
Telefon: 0351 479 46 21
www.janine-flor.de

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