Seminar für männliche Patienten mit Harninkontinenz sorgt für mehr Lebensqualität

PD Dr. med. Martin Baunacke / © UKD
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An der Belastungsinkontinenz leiden vor allem Männer nach einer Prostataentfernung. Ein Patientenseminar am Universitätsklinikum Dresden verhilft den Betroffenen mit praktischen Tipps und Therapieempfehlungen zu mehr Lebensqualität.

Zwar leiden Frauen eher unter Harninkontinenz. Doch auch Männer können von der Erkrankung betroffen sein, die Stö­rungen der Blasenentleerung oder unkontrollierten Urin­ver­lust zur Folge hat. „Die Ursachen für die sogenannte Belas­tungs­inkontinenz bei Männern sind überwiegend operative Ein­griffe, da diese zu anatomischen Veränderungen führen“, sagt PD Dr. med. Martin Baunacke von der Klinik und Poliklinik für Urologie, die als anerkannte Beratungsstelle der Deutschen Kontinenz Gesellschaft über viel Ex­pertise bei dem Thema verfügt. Meist entwickeln Patienten eine solche Erkrankung, die nach einem Krebsleiden eine radikale Prostataentfernung durchleben mussten. Der Urologe, der sich mit Versor­gungs­­for­schung befasst, hat herausgefunden, dass ein großes Informa­tions­defizit hinsichtlich der therapeutischen Maßnah­men be­steht. „Das liegt daran, dass das Thema stark schambehaftet ist und es deswegen wenig angesprochen wird“, erklärt PD Dr. med. Martin Baunacke. „Die Inkontinenz ist per se ja nicht lebensbedrohlich und so nehmen die Patienten ihre Inkon­ti­nenz­pro­bleme mit den vielen Einschränkungen im Alltag oft hin“.

Zwangloser Erfahrungsaustausch
Um diesem Informationsdefizit entgegenzuwirken hat das Universitätsklinikum ein Angebot für die Betroffenen geschaffen, das mit praktischen Tipps mehr Lebensqualität verspricht. Dank der finanziellen Hilfe der „Stiftung Leben mit Krebs“ entwickelte PD Dr. Martin Baunacke das Projekt „ProKontinenz – Behandlungsangebote gegen und Leben mit ungewolltem Urin­verlust nach Totalentfernung der Prostata bei Prostata­krebs“. Bereits zweimal wurde das Seminar, an dem auf Wunsch auch die Frauen der Patienten teilnehmen können, erfolgreich durchgeführt. Der Seminarleiter stellt dabei nicht nur Hilfsmittel und Therapiemöglichkeiten vor, sondern schafft explizit auch eine Möglichkeit zum zwanglosen Erfahrungsaustausch zwischen den Patienten, um dem Thema ein Stück weit die Schwere zu nehmen. „Ich habe sehr viel Posi­tives aus dem Seminar mitgenommen“, sagt einer der Pa­tien­ten. „Heute muss ich bei vielen alltäglichen Dingen keine Angst mehr haben, dass das Problem von meiner Umwelt bemerkt wird.“

Hilfsmittel für mehr Bewegungsfreiheit im Alltag
Bei den Seminaren wird aber auch deutlich, wie wenig therapeutisches Wissen existiert. „Gut drei Viertel der Semi­nar­teil­neh­mer wussten nicht einmal, dass die Belastungs­inkon­ti­nenz operativ behandelt werden kann“, sagt PD Dr. Martin Bau­nacke. So gibt es künstliche Ersatzsysteme des Schließmuskels oder den Beckenboden unterstützende Bänder- oder Band­sys­teme. Auch wenn nicht operiert wird, können Hilfsmittel den Umgang mit der Erkran­kung erheblich erleichtern. Neben Vorlagen und Win­del­hosen können Män­ner auch die sogenannten Kondom­urinale nutzen, die zudem von der Kran­kenkasse bezahlt werden. Der übergelaufene Urin wird dabei über einen Katheter in einen Beutel am Körper geleitet, was zum einen die Geruchs­prob­le­matik eindämmt. Zum anderen können längere Aktivi­täten unternommen werden, ohne Angst, dass die Hose nass wird. Gerade für den Sommer kann zudem eine Penis­klemme eine brauchbare Option sein. Zwar ist diese nur kurzzeitig nutzbar, sie ermöglicht aber das Baden im Freien.

Redaktion: Philipp Demankowski

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