Exzellenz in der Fläche

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Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden streut seine Kompetenzen für eine zukunftssichere Krankenversorgung auch in die Region. Für die Lausitz gibt es verschiedene auf konsequenter Digitali­sierung basierende Versorgungsstrategien.

Eine hochwertige Krankenversorgung in der Fläche zu sichern, ist eine absolute Notwendigkeit, um die ländlich geprägten Regionen attraktiv zu halten. Die vom Struktur­wan­del geprägte Lausitz könnte bei der Etablierung einer hochvernetzen, volldigitalisierten medizinischen Infra­struk­tur Modell­charakter haben. Das hat auch das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden erkannt, das verschiedene Visionen für moderne Versorgungs­stra­tegien entwirft. Sie sollen den anstehenden Wandel in der Gesundheitsversorgung begleiten. „Dabei gehen wir davon aus, dass der Ballungsraum Dresden robust genug ist, die notwendigen Umbrüche in Eigenregie zu meistern“, erklärt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vor­stand des Dresdner Uniklinikums. „Die ländlich geprägte Lau­sitz dagegen benötigt mehr Unterstützung, um die Zukunft erfolgreich zu gestalten und attraktiv für alle Gene­rationen zu bleiben. Um das zu schaffen, gilt es, Neuland zu erobern. Die Hochschulmedizin Dresden möchte dieses ambitionierte Vorhaben ganz gezielt begleiten.“

Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden / © Blickpunktstudio Christoph Reichelt

Keine Einbahnstraße
Dabei sind die Initiativen keine Einbahnstraße. Die Inno­vationen verleihen nicht nur wichtige Entwicklungsimpulse für die Region, sondern tragen auch zur Weiterentwicklung der Hochschulmedizin Dresden bei. Im Mittelpunkt steht da­bei das Versorgungsnetzwerk Lausitz, das standortunabhängige Lö­sungen für die universitäre Spitzenmedizin liefert. Vor­aus­setzung für dieses erweiterte Netz­werk, das dauerhafte Da­seinsvorsorge und Versorgungs­gerechtig­keit sicherstellt, ist aber eine hocheffiziente Struk­turierung. Denn Personal­knapp­heit und Wirt­schaft­lichkeit ma­chen eine permanente Ver­fügbarkeit von Expertise in sämtlichen medizinischen Teilbe­reichen unmöglich. Das wird am Bei­spiel der Notärztinnen und -ärzte deutlich, die potenziell ein Spek­trum an The­rapieoptionen von Kin­dernot­fällen, Poly­traumata und Schlag­anfällen bis hin zu Herzinfarkten beherrschen müssen.

Unterstützung für Notfallmedizin
Telemedizinische Angebote können hier in speziellen Ein­satz­lagen eine wertvolle Unterstützung bieten, wobei die Ärztinnen und Ärzte vor Ort auf die Expertise und den Erfahrungs­schatz von Kliniken der Schwerpunkt- oder Maximalver­sor­gung zurückgreifen können. Bei der Re­ani­ma­tion eines Kleinkindes können erfahrene Kinder­intensiv­medizinerinnen und -mediziner bezüglich Maßnah­men, Medikamenten­do­sierung und einsatztaktischen Ent­schei­dungen beraten und unterstützen. Dabei ist dieses Szenario nicht als Ergänzung zu existierenden Systemen zu verstehen und muss bei der Ent­wicklung neuer Versor­gungs­konzepte wie dem Tele-Notarzt be­rücksichtigt werden. Die intensive Zusammenarbeit mit den Ret­tungsleitstellen hat sich gerade in der Bewältigung der Corona-Pandemie bewährt und soll deshalb fortgesetzt und ausgebaut werden.

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Bilaterale Kooperationen
Vor Ort in den Kliniken erfahren telemedizinische Ansätze eine immer stärkere Akzeptanz. So gibt es neben den etablierten Tele-Tumorboards verschiedene direkte Kooperationen zwischen Uniklinikum und den Partnerkliniken in der Region. Beispiele hierfür sind das TraumaNetzwerk Ostsachsen, das Kinder Tele-Intensiv-Netzwerk und das Feto-Neonatale Netz­werk. Auch die Akutversorgung bei Schlagan­fällen im bereits seit 2007 etablierten SOS-TeleNET unter Einbeziehung der Neuroradiologie bezüg­lich der endo­vaskulären Therapie bei Großhirn­infarkten zählt zu diesen Maßnahmen.
Aufbauend auf den Erfahrungen aus diesen Projekten, werden neue Angebote in weiteren me­dizinischen Bereichen entwickelt und gezielt für das Lausitzer Revier konzipiert. Hier sind insbesondere Projekte zur Verbesserung der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung im Landkreis Görlitz, der Aufbau eines Netzwerks für Infektiologie sowie ein Stoff­wechsel-Präven­tionsprojekt zu nennen. Gemeinsam ist den Vorhaben die Vernetzung aller Akteure, der zielgerichtete Ein­satz innovativer Technologien und der Fokus auf Personal­ge­winnung und -weiterbildung mit dem Ziel einer nachhaltigen flächendeckenden Gesundheitsversorgung.

Medizinischen Nachwuchs fördern
Das Netzwerk in der Gesundheitsregion Carus Consilium Sachsen Region spielt zudem auch bei der Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses seine Stärken aus. In aktiver Zu­sam­menarbeit mit teilnehmenden Hausarztpraxen, niedergelassenen Fachärzten, Krankenhäusern und Reha­kliniken hat es sich der Weiterbildungsverbund Carus Consilium Sachsen (CCS) – ein Tochter­unternehmen des Dresdner Univer­sitäts­klinikums – zur Aufgabe ge­macht, junge Me­dizinerinnen und Medi­zi­ner in Dresden und im Umland für die Weiterbildung zur Fachärztin bzw. Facharzt für Allgemein­medizin zu begeis­tern. Der Verbund bietet Un­terstützung in der Vorbereitung auf die zu­künf­tige Tätigkeit als niedergelassene Hausärztin bzw. Hausarzt. Das Ziel der Initiative ist auch hier die Auf­recht­erhaltung der wohnortnahen Versorgung. Der medizinische Nach­wuchs durchläuft bei der Weiterbildung eine mindestens fünfjährige Rotation durch verschiedene ambulante und stationäre Weiterbildungsabschnitte, die den Inhalten und Vor­gaben der Sächsischen Landesärztekammer entsprechen.

Der Jahresbericht „Neuland“ aus dem Jahr 2021 zeigt mögliche Entwicklungschancen für die Region Ostsachsen. / © Blickpunktstudio Christoph Reichelt

Digitale Gesundheitsfürsorge für ältere Menschen
Eine weitere Strategie bezieht sich auf verschiedene Digita­li­sierungs­projekte zur integrierten Gesundheitsfürsorge älterer Menschen, die von der CCS GmbH koordiniert und umgesetzt werden. Eines davon ist das Projekt HoCare2.0, das innovative Produkte und Dienstleistungen im Bereich der häuslichen Pfle­ge entwickelt und evaluiert hat. Ein Beispiel ist die assis­tierte Videosprechstunde, die von pflegebedürftigen Men­schen getestet und beurteilt wurde, um die Dienstleistung weiterzuentwickeln. Das Projekt SHAPES (Smart and Healthy Ageing through People Engaging in Supportive Systems) wiederum konzentriert sich insbesondere auf die optimale An­passung eines altersgerechten Wohnumfeldes und die Ent­wick­lung von Mehrgenerationengemeinschaften und -quar­tie­ren. Weiterhin zielt das Projekt GATEKEEPER auf die Entwicklung einer Plattform ab, die intelligente und personalisierte Lö­sungen zur Früherkennung von Risiken für Menschen ab 50Jahren anbietet. Schließlich nimmt die Digitalisierung auch in dem Interreg Central Europe geförderten Projekt Health Labs4Value die patientenorientierte Gesundheits­ver­sorgung in den Fokus. Elf Projektpartner aus sechs europäischen Ländern fördern durch Living Labs die Ein­füh­rung von digitalen Lösungen in den Versorgungsalltag. Hierfür werden aktuell noch Seniorinnen und Senioren gesucht, die Interesse haben, eine digitale Gesundheits­anwendung im Rahmen des Projektes zu testen.
Kontakt: info@carusconsilium.de

Redaktion: Philipp Demankowski

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