Gesundheit 4.0

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Wie sich die digitale Welt auf die Medizin auswirkt

Die Menschheit entwickelt sich durch ihre Neugierde und Kreativität weiter und erschafft technische Innovatio­nen. Auch die Medizin hat sich technisiert. Wo früher Medizinische Fachangestellte Termine per Hand im Termin­kalender des Hausarztes eingetragen haben, übernehmen nun zum Teil leistungsfähige Prozessoren die Daten­auf­nah­me und -verarbeitung. Im Grunde handelt es sich aber immer um Entwick­lungen, welche niemals von der ersten Minute an perfekt funktionieren, sondern die sich weiterentwickeln oder „lernen“. Dazu bedarf es Geduld, Verständnis und Umdenken. Denn die „analoge Welt“ kann nicht einfach in ein digitales Format umgesetzt werden. Hochfliegende Träume und Wünsche müssen mit der realen Welt in Einklang gebracht werden. Die Aus­wirkun­gen greifen in unsere gesamte Gesellschaft ein.

Corona-Warn-App

Aktuell sehen wir es an der Pandemie. Um dieser auch technisch entgegen zu wirken und deren Ausbreitung zu verhindern, arbeiten Professionen der Bereiche Entwicklung, Elektro­nik, Technik und Medizin eng zusammen. Mit Einführung der Corona-Warn-App wurde die technische Evolution in der Medizin vielleicht erstmals einer breiten Gesellschaft bewusst. Hauptfunktion der App ist es, die Infektionsketten einzudämmen. Dies wird gewährleistet, indem Nutzer der App die Ergebnisse ihrer PCR-Tests teilen. Die App erfasst und warnt anschließend vor Risikobegeg­nungen im öffentlichen Verkehr, wodurch die Effektivität der App mit der Anzahl der Nutzer steigt. Mithilfe der Corona-Warn-App wird zusätzlich die Arbeit der Gesundheitsämter unterstützt, die die Aufgabe haben, Corona-positiv getestete Personen und deren Kontakte zu erfassen sowie nachzuverfolgen. Bereits in der kurzen Zeitspanne – von der Initiie­rung bis zur jetzigen Durch­dringung – haben sich die Funk­tionalitäten der App erweitert. Mitt­lerweile existiert in der App auch ein Zertifikats-Wallet, in der Test­zertifi­kate für PCR- und Schnell­tests, Impf- oder „Genese­nen­zertifi­kate“ integriert und verwaltet werden können.

Erik Bodendieck, Präsident der Sächsi­schen Landesärzte­kammer und Ausschuss­­vorsitzender ,,Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung“ an der Bundesärztekammer / © FOTOGRAFISCH Juliane Mostertz & Sven Claus
Digitaler Impfausweis

Mit der Pandemie ging auch eine Er­höhung der Effizienz digitaler Wege einher, sodass der digitale Impf­nach­weis als eine Alternative zur Dokumen­­ta­tion von Corona-Impfun­­gen eingeführt wurde. Geimpfte können ihre persönlichen Informationen zum Impfzeit­punkt und Impfstoff einfach auf ihrem Smartphone per Corona-Warn-App oder CovPass-App mit sich führen. Hauptabsicht des digitalen COVID-Impfzertifikates ist es, den freien Personenverkehr innerhalb der EU zu erleichtern durch das schnelle und leichte Nach­weisen von Corona-Impfungen. Im digitalen Format können auch Nachweise von Angehöri­gen, beispielsweise von Kindern, zusätzlich verwaltet werden. Die digitalen Zertifikate sind EU-weit sowie in Island, Liechten­stein, Norwegen und der Schweiz nutzbar.

Gesundheits-Apps/Digitale Gesundheitsanwendungen

Aber natürlich sind der digitale Impfnachweis und die Corona-Warn-App sowie die CovPass-App nicht die einzigen virtuellen Helfer in der Gesundheitslandschaft. Die Akteure des Gesund­heitssystems fördern stetig die Digitalisierung von Abläufen und Therapieangeboten. Dafür werden immer wieder auch nützliche Apps für Mediziner und Patienten auf den Markt gebracht. Doch was sind überhaupt vorrangiges Ziel und Nutzen dieser sogenannten „Gesundheits-Apps“? Gesund­heits-Apps sind Unter­stützer im Bereich eines gesunden Lifestyles. Sie können Patien­ten helfen, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, motivieren Sport zu treiben, Präven­tions­maßnahmen anbieten, als Tagebücher für Krankheits­verläufe dienen oder medizinische Werte messen, speichern und analysieren. Für Mediziner können sie Hilfsmittel sein bei der Ermittlung von Diagnosen, der Konzipierung und Überwachung von Therapien oder in Einsatzbereichen wie Prävention und Nachsorge. Ebenso kommen zunehmend digitale Therapieanwendungen auf den Markt.

Seit Oktober 2020 haben Versicherte Anspruch auf digitale Gesundheits­anwendungen (DiGA), die sie sich von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin verschreiben lassen können. Dafür müssen die Gesundheits-Apps erst ein Prüfverfah­ren durchlaufen und bestehen, um ins Verzeichnis des Bundesinstituts für Arznei­mittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen zu werden. Voraussetzungen für die Erstattung der Kosten durch die Krankenkasse sind:
• Die Aufnahme der App in das Verzeichnis für digitale Gesundheits­heitsanwen­dungen nach der Prüfung auf Datensicher-
heit, Datenschutz und Funktionalität
• Die Verordnung des Arztes
einer im Verzeichnis des BfArM
gelisteten App
• Das Vorliegen einer begründeten Diagnose

Eine wichtige Frage dabei ist für Ärztinnen und Ärzte oft: Wie sind denn nun Gesundheits-Apps zu verordnen? Dafür benötigen die Mediziner einfach das Arzneimittelrezept, das für Arznei- und Hilfsmittel gilt. Das ausgestellte Rezept reichen Patienten bei ihrer Kranken­kasse ein. Diese vergibt einen Code, um die verordnete App in einem Online-Store herunterladen und frei­schalten zu können. Die zertifizierten digitalen Helfer auf Kassen­kosten sind mit Sicher­heit eine Berei­che­rung für die Beteilig­ten des Ge­sund­­heits­systems – in der Gestaltung der individuellen Therapie als auch für die Optimierung der Kom­mu­ni­kations­wege.

Fazit

Der technische Fortschritt ist auch im Bereich der Medizin nicht mehr wegzudenken. Alle laufenden Projekte der Medizin 4.0 besitzen ihre Vorteile. Jedoch begleitet fast jede technische Innovation die gleichen Probleme. Der Datenschutz und die Datensicherheit sind zwei Faktoren, die oftmals Initiierungen erschweren. Es benötigt ein ganzes Fass voll von fachlicher Expertise in der IT-Domäne, um die elektronischen Vorhaben des Bundesministeriums für Gesundheit und der Bundesärzte­kammer zu stemmen. Der Übergang von analogen Prozessen zu digitalen Technologien und Strukturen hat längst begonnen. Und auch wenn aller Anfang schwer ist, die digitale Überformung jetzt und in naher Zukunft ist ein absolutes Muss für den Aufbau einer modernen Versorgungslandschaft, für uns Ärzte und vor allem für unsere Patienten.

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