Gelenkerhaltende Chirurgie mit körpereigenem Gewebe
In der Asklepios Orthopädischen Klinik Hohwald sucht man im Interesse des Patienten stets nach individuell angepassten Lösungen. Ziel sind minimale Eingriffe bei maximaler Lebensqualität. Moderne Verfahren werden auf ihren Nutzen für den einzelnen Patienten geprüft.
Die Asklepios Orthopädische Klinik hat sich längst einen hervorragenden Namen hinsichtlich Behandlungsqualität, einer ganzheitlichen Sicht auf den Patienten und erstklassigen Service gemacht. Der gute Ruf ist kein Selbstläufer, sondern wird von den Mitarbeitern permanent erarbeitet. Hinsichtlich der Kernkompetenz der Klinik – der Orthopädie – verantwortet ihr ärztlicher Direktor und Chefarzt der Orthopädie, Dr. med. Thomas-Peter Ranke den Einsatz eines Verfahrens, das im vergangenen Jahr Anlass zu spektakulären Meldungen in der Fachpresse gab, dennoch kein neues Allheilmittel ist. Die Rede ist von der Autologen Chondrozytentransplantation, einem Verfahren zur körpereigenen Geweberegeneration.
Wie funktioniert das Verfahren?
Das Prinzip der Autologen Chondrozytentransplantation (ACT) ist die Entnahme von Knorpelgewebe aus einem intakten, wenig belasteten Bereich des betroffenen Gelenks des Patienten. Mit diesem Gewebe werden dann unter Verwendung körpereigenen Serums des Patienten in einem Labor Knorpelzellen angezüchtet, die nach etwa vier bis sechs Wochen dem Patienten wieder transplantiert werden. Damit handelt es sich um eine „zweizeitige“ operative Therapie, das heißt der Patient muss sich zu zwei Zeitpunkten für einen Eingriff im Abstand von vier bis sechs Wochen bereithalten. Praktischerweise entnimmt man das gesunde Gewebe zum selben Zeitpunkt, an dem mit einer Gelenkspiegelung die Situation des betreffenden Areals noch einmal analysiert wird. Der Operateur schaut, wie groß und wie tief ist der Defekt ist. Es wird abschließend entschieden, ob das Verfahren für den Betreffenden tatsächlich geeignet ist. Grund für diese Analyse: Nicht alles ist vorher mit bildgebenden Verfahren abzubilden.
Wofür ist das Verfahren geeignet?
Als ideale Ausgangslage gilt ein isolierter Knorpelschaden traumatischer Ursache mit intakter Gelenkfläche, begrenzt von gesundem Umgebungsgewebe, größer als zwei bis drei Quadratzentimeter. Die Patienten sollten unter 45 Jahre alt sein. Da das Verfahren gute Erfolge erzielt, erweitert sich das Anwendungsspektrum auf begrenzt degenerative Defekte bei Patienten mit hohem Leidensdruck und entsprechend hoher Compliance. Auch die Altersgrenze wurde inzwischen aufgeweicht. Somit wird eine begrenzte Arthrosebehandlung auch bei älteren Patienten mittels ACT möglich.
Alternative Behandlungsformen
Ziel der medizinischen Behandlung von Läsionen ist inzwischen immer häufiger, den Knorpel wiederaufzubauen, statt das Gelenk mit einer Prothese zu ersetzen. Man unterscheidet Transplantations- von knochenmarkstimulierenden Verfahren. Zu den Transplantationsverfahren zählt neben dem beschriebenen Verfahren ACT beispielsweise die Mosaikplastik. Bei diesem Verfahren stanzt der Chirurg den Defekt zusammen mit dem darunterliegenden Knochen zylindrisch aus und füllt ihn mit einem zweiten Zylinder aus einem gesunden Areal des betreffenden Gelenks. Diese Methode verlangt allerdings ein äußerst präzises Vorgehen, zudem kann es zu Beschwerden an der Entnahmestelle des Substituts kommen. Vorteil ist, dass es sich um ein „einzeitiges“ Verfahren handelt. Es können jedoch größere Folgeschäden entstehen, so bleibt es laut Ranke „die zweite Wahl“. Läsionen mit einem kleinen Durchmesser, die den benachbarten Knochen nicht betreffen, werden in der Regel mit der Mikrofrakturierung behandelt. Bei diesem klassischen Verfahren zur Regeneration des Knorpels wird das Knochenmark stimuliert, indem der Operateur kleine Löcher in den Knochen unter dem betroffenen Knorpel sticht, durch die pluripotente Stammzellen an den Defekt gelangen. Diese Stammzellen können sich in Knorpel transformieren, jedoch nur in Faserknorpel, die biomechanisch wenig belastbar sind, nicht in hyaline Knorpel. Der mittel- bis langfristige klinische Nutzen der Mikrofrakturierung scheint daher nicht in ausreichendem Maße gegeben.
Die ACT wurde 1994 durch eine schwedische Arbeitsgruppe eingeführt und gilt mittlerweile als gut etabliertes mit vielen Studien abgesichertes Verfahren zur Behandlung von Knorpelschäden des Kniegelenks. Die Methode gilt als eines der ersten modernen Tissue-Engineering-Verfahren, das mittlerweile zum Medizin-Alltag gehört.
ACT in der Hohwald-Klinik
Seit etwa zehn Jahren gehört das Verfahren ACT zum Portfolio der Hohwald-Klinik und wurde bisher um die 300 Mal erfolgreich angewendet. Die Klinik arbeitet mit Laboren in Freiburg und Reutlingen zusammen, die über eine große Expertise zum Anzüchten des körpereigenen Knorpelgewebes verfügen. Chefarzt Ranke sieht in der Anwendung des Verfahrens ACT einen Behandlungsschwerpunkt der Klinik. Er schätzt es als ein modernes Verfahren, das Vertrauen aufbauen hilft und das Image der Klinik als innovativen Qualitätsdienstleister für Patienten in und außerhalb Sachsens stärkt. Die Asklepios Orthopädische Klinik Hohwald ist darüber hinaus Ausbildungsklinik für das zukunftsträchtige Verfahren und somit für Kollegen ebenso attraktiv wie für Patienten. Spezialist für das Verfahren ist der leitende Oberarzt, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Dr. Bernd Hantke. Derzeit werden bei etwa 5% der Patienten, die keine Endoprothese erhalten, extern gezüchtete körpereigene Knorpel transplantiert. Interessierte kommen für diese Art der Behandlung auch aus benachbarten Bundesländern und dem Ausland nach Hohwald.
Eine Besonderheit ist, dass das Team um Dr. med. Bernd Hantke nicht nur am Knie, sondern auch an Schulter und Hüftgelenk mit ACT arbeitet. Es wird jetzt schon eine direkte Kooperation mit dem Handballverein in Neustadt gepflegt, weil sich gerade für Verletzungen der Gelenke bei Sportlern die Methode ACT als geeignet erweist. Hier gibt es Potenzial für mehr zukünftige Anwendungen. Nach der Entnahme des Knorpelmaterials muss sich der Patient in einem relativ eng definierten Zeitfenster etwa nach vier Wochen wieder unters Messer legen, um sein Transplantat eingesetzt zu bekommen. Der Eingriff dauert ein bis zwei Stunden. Es schließen sich sorgfältige Kontrolluntersuchungen an. Dr. Ranke betont: „Es dauert eine Zeit, bis die Patienten ihr vorheriges Aktivitätslevel wieder erreicht haben. Das erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Da die Betroffenen vorher unter enormen Schmerzen litten, haben sie in der Regel eine starke Motivation.“ Der gesamte Prozess umfasst einen Zeitraum von durchschnittlich einem halben Jahr.
Die Zukunft von ACT in Hohwald
Die Anfänge für eine Ausweitung des modernen Tissue-Engineering (die künstliche Herstellung biologischer Gewebe) sind gemacht! Unterschiedliche Gelenke und arthrosebedingte Schädigungen werden bereits jetzt mit extern gezüchteten körpereigenen Geweben behandelt. Und die Patienten? Die empfehlen sich gegenseitig weiter, weil sie ihre Erwartungen hinsichtlich Schmerzlinderung und Funktionsfähigkeit ihrer Gelenke erfüllt sehen!
Eine kleine Geschichte aus Basel – Die Meldung lautete:
Knorpelschäden am Knie lassen sich mit Zellen aus der Nasenscheidewand reparieren! Forscher der Universität Basel verfolgen seit Jahren diesen Ansatz. Das Forschungssetting sah so aus, dass zehn Patienten mit schwerer Knieknorpelschädigung nach einer Verletzung ein etwa zwei bis sechs Millimeter großes Stück der Nasenscheidewand entnommen wurde. Im Labor wurden daraus gewonnene Knorpelzellen in einer speziellen Nährkultur gezüchtet. Daraus formten die Wissenschaftler genau passende Implantate, mit denen Knorpelschäden von zwei bis sechs Quadratzentimeter Größe aufgefüllt werden konnten. Es habe keine Abstoßungsreaktionen gegeben und 24 Monate nach dem Eingriff habe sich eine signifikante Verminderung von Schmerzen, eine Besserung der Gelenkfunktion und somit der Lebensqualität ergeben. Feinuntersuchungen ergaben, dass sich das implantierte Gewebe in seiner Zusammensetzung der des natürlichen Knieknorpels angenähert habe. Dieser Erfolg sei auf zwei Faktoren zurückzuführen: dem im Vergleich zum Gelenkknorpel besseren Regenerationsfähigkeit von Nasenscheidewandknorpel und dem Umstand, dass funktionsfähiges Gewebe implantiert wurde, nicht bloß Zellen. Wie auch die Spezialisten aus Hohwald aus ihrer Praxis wissen, kommen abnutzungsbedingte Schädigungen von Knorpel weitaus häufiger vor als Knorpelverletzungen durch einen Unfall, wie sie in der vorliegenden Studie behandelt wurden. Deshalb zielen die nächsten Forschungsfragen wohl auf die Übertragbarkeit vorliegender Erkenntnisse auf andere Gelenke und frühe Stadien der Arthrose.
Asklepios Orthopädische Klinik Hohwald
Hohwaldstraße 40, 01844 Neustadt in Sachsen
Telefon: 03596 5670
www.hohwaldklinik.de
Text: Angelika Mosshammer