Vorbeugendes Handeln

Dr. med. Rayshat Liyanov, Ärztliche Direktorin und Chefärztin der HELIOS Klinik Schwedenstein in Pulsnitz / Foto: Andor Schlegel
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Mit dem Präventionskonzept der Fachklinik für Psychosomatische Medizin in der HELIOS Klinik Schwedenstein in Pulsnitz werden psychische Probleme im Berufsalltag noch vor ihrer Entstehung behandelt.

Gerade in der Psychosomatik können viele Gesundheits­störungen verhindert werden, wenn man schon im Vorfeld der Erkrankungen verhaltens- und lebensstilbedingte Zäsuren setzt. Dieses Prinzip steckt hinter dem Präventionsprojekt, das die HELIOS Klinik Schwedenstein in Pulsnitz für die psychosomatische Medizin entwickelt hat. Das Konzept stellt auf den durch die Deutsche Rentenversicherung festgestellten Bedarf ab. Auf den Träger kommen schließlich durch die steigende Lebenserwartung, die Zunahme chronischer Erkrankungen und die steigende Lebensarbeitszeit neue Belastungen zu. Dadurch kann es nur im Interesse der Deutschen Renten­versicherung sein, dass die Versicherten durch spezifische Präventionsleistungen ihre Gesundheitskompetenz und Be­schäf­tigungs­fähigkeit fördern. Wer fit ist, arbeitet länger und besser. Das Konzept sieht dabei eine Behandlung in drei Phasen vor. Hinzu kommt ein sogenannter Auffrischungstag. Zunächst durchlaufen die Teilnehmer die Initialphase, die wie die folgende Trainingsphase sowie der Auffrischungstag als Basisleistung durch den Rentenversicherungsträger bezahlt werden.

Soziale Berufe besonders gefährlich

Konkret richtet sich das Programm an Menschen, die eben noch nicht psychisch krank sind, aber ihre Arbeit als sehr stressig erleben. Symptome wie Ermüdung, Konzentrationsmangel oder leichte Reizbarkeit können Hinweise darauf geben, dass sich die Präventionsmaßnahmen eignen. „Wenn der Stress auch die Freizeit erreicht, man auch am Wochenende und im Urlaub nicht abschalten kann, sollte man handeln“, sagt die Ärztliche Direktorin und Chefärztin in Pulsnitz Dr. med. Rayshat Liyanov. Besonders gefährdet sind soziale Berufe, bei denen die Arbeitnehmer in häufigem Kontakt mit anderen Menschen stehen.

Verbesserung der Sozialkompetenz

Diese Patienten werden noch nicht stationär behandelt und damit auch nicht aus dem Alltag herausgerissen. Um aber die sich abzeichnenden psychischen Probleme zu vermeiden, ist es sinnvoll, das Präventions­programm zu absolvieren. Das Ziel des Konzepts besteht dabei nicht nur darin, die gesundheitliche Verfassung der Teil­neh­mer generell zu stärken, sondern auch die Selbstkompetenz zu verbessern. Die Teilnehmer sollen Konflikte und Momente psychosomatischer Anstrengung selbst bewältigen können.

Arbeitsplatzbezogenes Konflikttraining

Zunächst kommen die Teilnehmer für zwei Tage nach Pulsnitz, wobei sie aus dem Arbeitsprozess herausgenommen werden. In dieser Initialphase wird eine Gruppe von bis zu 15 Personen gebildet, die alle eine umfassende Diagnostik durchlaufen. Dabei werden die jeweiligen berufsbezogenen Pro­bleme erfasst, bevor Ziele definiert und individuell zusammengestellte Präventionspläne festgelegt werden. Ein solches Ziel kann das arbeitsplatzbezogene Konflikttraining sein, das in Form eines Rollenspiels stattfindet. „Wir sprechen verschiedene Arbeitgeber an. Das Feedback, das wir bisher erhalten haben, stimmt uns positiv. Der Bedarf für ein solches Präventionskonzept ist auf jeden Fall da“, meint Dr. Liyanov. Die Gruppe kann aber auch aus Mitarbeitern von unterschiedlichen Firmen zusammengesetzt werden.

Verschiedene Module

Danach folgt die berufsbegleitende Trainingsphase, bei der die Vermittlung von Strategien zum erfolgreichen Selbst­manage­ment im Vordergrund steht. Die theoretischen Grund­lagen aus der Initialphase werden in diesen Prozess einbezogen. Die Teilnehmer üben die erlernten Strategien im Alltag. Zusätzlich kommen sie in einem Zeitraum von zehn Wochen mindestens einmal pro Woche für zwei Stunden in Pulsnitz zusammen, um in Feedbackrunden über ihre Erfahrungen zu sprechen. Außerdem nimmt die Gruppe je nach Schwer­punktsetzung an verschiedenen Modulen teil. Dabei handelt es sich um Sport und Bewegung, um Gesundheits­bildung, um Entspannungstraining (progressive Muskelent­spannung nach Jacobsen, autogenes Training, Imagination) sowie gegebenenfalls im Einzelfall um psychologische Beratung.

Umfangreiche Möglichkeiten

Für alle Maßnahmen der entsprechenden Module bietet die HELIOS Klinik Schwedenstein hervorragende Bedingungen. „Jeder Teilnehmer kann alle Angebote ausprobieren und dann sucht er sich das Passende heraus“, erklärt Dr. Liyanov. Auch Suchtbekämpfung oder die Information über gesunde Er­nährung können Schwerpunkte sein. Zudem bietet das Umland der HELIOS Klinik Schwedenstein wunderbare Bedingungen für sportliche Aktivitäten wie Nordic Walking oder Joggen. Auch Wasser­gymnastik und Aquafit-Programme sind dank des hausinternen Schwimmbeckens kein Problem. Nach Abschluss der Trainingsphase wird die ursprüngliche Zielvereinbarung angepasst. Verlauf und bisherige Ergebnisse werden dem Rentenversicherungsträger mitgeteilt.

Verhaltens- und Lebensstiländerungen

An die Trainings- schließt direkt die Eigenaktivitätsphase an. Die Teilnehmer sind dazu aufgefordert, die vermittelten Ansätze zu Verhaltens- und Lebensstiländerungen direkt im Lebens­alltag umzusetzen und selbstständig beizubehalten. Natürlich können die Teilnehmer die Rehabilitationsangebote der HELIOS Klinik Schweden­stein dennoch nutzen. Für diese Phase ist ein Zeitraum von drei Monaten vorgesehen und wird durch das Angebot einer sogenannten Auffrischungsphase abgeschlossen. Dabei kommen die Teilnehmer an einem Tag erneut zusammen, um das zuvor Erlernte aufzufrischen oder Probleme zu artikulieren. Erwartet werden können positive Effekte durch das bis da­hin gefestigte Gruppengefüge. Durchaus wünschenswert ist, dass sich die Gruppe in Eigen­verantwortung weiterhin trifft.

HELIOS Klinik Schwedenstein Pulsnitz GmbH
Obersteinaer Weg, 01896 Pulsnitz
Telefon: +49 35 95 5 47-0 Telefax: +49 35 95 5 47-611
www.helios-kliniken.de/schwedenstein

Text: Philipp Demankowski

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