Aktiv gegen den Schmerz

Prof. Rainer Sabatowski / Foto: UKD/Thomas Albrecht
0

Die Schmerztagesklinik am Universitätsklinikum Dresden bietet Patienten mit chronischen Schmerzen ein umfassendes Behandlungs­programm, das sich durch eine Kombination medizinischer sowie psycho-, physio- und kunsttherapeutischer Kom­po­nenten auszeichnet.

Dieses Konzept beruht auf der Grundlage des „bio-psycho-sozialen Schmerzmodells“. „Chronischer Schmerz kann nur unter Berücksichtigung unterschiedlicher Faktoren verstanden werden“, sagt Prof. Dr. med. Rainer Sabatowski, Leiter des UniversitätsSchmerzCentrums. „Um ein Beispiel zu nennen: Bei Patienten mit chronischen Rücken­schmerzen liegen häufig nicht nur degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule vor, sondern auch funktionelle Beschwer­den und psychische Symptome wie Depressionen können hinzukommen. Im sozialen Bereich führt Rückzug von bisherigen Aktivitäten zu einer weiteren Schmerz­chronifizierung. Diesen Teufels­kreis durchbricht man nicht mit unimodalen Behandlungen; vielmehr braucht es hier unterschiedlicher therapeutischer und interdisziplinär koordinierter Maßnahmen.“

Assessment als Vorbedingung
Wenn die Behandlung beim Hausarzt oder Orthopäden nicht zu dem gewünschten Erfolg führt, der Patient weiterhin unter chronischen Schmerzen leidet oder sich abzeichnet, dass eine Chronifizierung droht, sollte an komplexere Therapie­pro­gramme, wie die interdisziplinäre multimodale Schmerz­the­ra­pie (IMST) am Universitätsklinikum Dresden gedacht werden. Primäres Ziel dieses Programms ist die Reduktion schmerzbedingter Beeinträchtigungen. Patienten sollen wieder in die Lage versetzt werden, aktiv am beruflichen und privaten Leben teilzunehmen. Vor Therapie­be­ginn erfolgt ein interdisziplinäres Assessment, bei dem die Patienten ärztlich, physio- und psychotherapeutisch untersucht werden. Anhand der miteinander abgestimmten Untersuchungs­er­gebnisse kann bei Eignung eine IMST als Therapieform empfohlen werden. „Unsere Patien­ten müssen körperlich, aber auch psychisch in der Lage sein, an dem intensiven Therapieprogramm, das über­wiegend auf Akti­vierung beruht, teilzunehmen“, sagt Prof. Sabatowski.

Verschiedene Therapiemodule an einem zentralen Ort
,,Ein Ergebnis des Assessments kann deshalb auch die Weiter­empfehlung an spezialisierte Kollegen oder die Fortführung der primärärztlichen Behandlung sein. In jedem Fall werden dem Patienten das Ergebnis und unsere Empfehlungen ausführlich erläutert.” Das eigentliche IMST-Programm besteht aus einer vierwöchigen Therapie, die sich aus verschiedenen Thera-piebausteinen zusammensetzt, die miteinander verzahnt sind und modular ineinandergreifen. Die Behandlung findet ganztägig, überwiegend in einem Gruppensetting mit zwischengeschalteten Einzelterminen, statt. „Ein zentraler Ort und auch das Erleben, mit seinen Schmerzen nicht allein zu sein, ist vor allem für die Motivation der Patienten wichtig“, stellt der Schmerzexperte fest. Während des Programms setzen sich die Vertreter der jeweiligen Disziplinen täglich zusammen, um die Fälle der verschiedenen Patienten zu besprechen und individuelle Akzente in der Therapie zu setzen. Am Ende der vier Wochen werden den Patienten individuelle Empfeh­lungen zum weiteren Vorgehen mitgegeben. Drei Monate später findet eine sogenannte Auffrischungswoche statt, um das Therapie-ergebnis zu überprüfen und ggf. nachzujustieren. „Mit diesem komplexen Programm lässt sich die Situation von vielen Patienten nachhaltig verbessern. Dies zeigt sich nicht nur im täglichen Kontakt mit unseren Patienten, sondern konnte auch in wissenschaftlichen Untersuchungen nachgewiesen werden“, erklärt Prof. Sabatowski.

Redaktion: Philipp Demankowski

Sie interessieren Sich möglichweise auch für:

X