20 Jahre Spitzenmedizin
Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden feiert 2022 eine seiner Lichtgestalten. Seit 20 Jahren prägt der Medizinische Vorstand Prof. Detlev Michael Albrecht Dresdens Maximalversorger mit einer Mischung aus Innovationsgeist, Führungskraft, Kompetenz und Pragmatismus. Eine Ausnahmebiografie, die im Juni mit dem Sächsischen Verdienstorden gewürdigt wurde.
An Herausforderungen hat es Prof. Albrecht im Laufe der Karriere nie gemangelt. Da verwundert es nicht, dass seine bisherige Schaffenszeit als Medizinischer Vorstand von zwei großen Krisen umrahmt wird, die er mit viel Sachverstand managen konnte. Dem Amtsantritt des gebürtigen Münchners am 1. Juni 2002 folgte gerade mal zweieinhalb Monate später die Jahrhundertflut. Das Hochwasser sollte weite Teile Dresdens in Mitleidenschaft ziehen. Auch das Universitätsklinikum war stark betroffen und musste den Betrieb nahezu auf null herunterfahren. In diesem Szenario gelang es Prof. Albrecht, in kürzester Zeit und in einer vom Chaos geprägten Situation, wirksame Maßnahmen zur Krisenbewältigung auf den Weg zu bringen. Dadurch war es möglich, die Patienten schnell und unbürokratisch in andere Kliniken verlegen zu können, anstatt auf eine vom sächsischen Krisenstab angeordnete riskante Evakuierung des gesamten Klinikums zu warten.
Wirksames Pandemiemanagement
Die letzte große Herausforderung, die Prof. Albrecht zu meistern hatte, war natürlich die Corona-Pandemie, die ebenfalls ein umsichtiges, aber auch beherztes Management verlangte. Seine Expertise war zudem die Grundlage für wirksame politische Entscheidungen, die sachsenweit zur effektiven Eindämmung des Infektionsgeschehens beitrugen. Als Krisenmanager half er dabei, in Windeseile die Corona-Ambulanz am Uniklinikum sowie die zentrale Krankenhaus-Leitstelle Corona Dresden/Ostsachsen aufzubauen. Die Leitstelle hat sich im Laufe der Pandemie als geeignetes Instrument bewährt, das den Kollaps der regionalen Kliniklandschaft verhindern konnte. Den vielen Akutpatienten konnte trotz der angespannten Bettensituation jederzeit der Zugang zu einer adäquaten Versorgung in Kliniken innerhalb oder falls notwendig auch außerhalb des Clusters Dresden/Ostsachsen zugesichert werden. Vermeidbare Todesfälle durch fehlende Behandlungskapazitäten wie in Teilen Italiens, Frankreichs, Spaniens oder den USA ließen sich vermeiden. Das Pandemie-Management war und ist auch eine logistische Meisterleistung.
Zum Top-Standort in der Krebsmedizin
Doch Prof. Albrecht musste in den vergangenen 20 Jahren zum Glück nicht nur auf Krisenlagen reagieren, er konnte auch gestalten. Sein Schaffen prägte die ostsächsische Kliniklandschaft durch wichtige Weichenstellungen und Neugründungen – meist geprägt von interdisziplinärer Natur und von einem kooperativen Geist durchdrungen. Zuallererst ist da sicherlich das Universitäts KrebsCentrum zu nennen, das 2003 gegründet wurde und inzwischen als Nationales Centrum für Tumorerkrankungen Dresden NCT/UCC gemeinsam mit dem NCT Heidelberg die Speerspitze in der deutschen Krebstherapie bildet. Von der engen Verschränkung von Krankenversorgung und patientennaher Forschung, die Prof. Albrecht zum Prinzip erklärt hat, profitieren vor allem die Patienten.
Mit Tatkraft und Gespür
Herausragende Bedeutung nimmt dabei die Universitäts Protonen Therapie ein, mit ihren in diesen Dimensionen weltweit einmaligen Forschungsflächen. Das Konzept und die Finanzierung dieser einzigartigen Infrastruktur wurden maßgeblich von Prof. Albrecht initiiert und weiterentwickelt. Nicht nur deshalb genießt er gerade unter den Kollegen in der Onkologie großen Respekt. „Ohne sein Gespür für künftige Entwicklungen und seine Tatkraft wäre die Dresdner Hochschulmedizin nicht in der herausragenden Position, die sie heute unbestritten einnimmt“, sagt dann auch Prof. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender und Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Ein nächster Baustein auf dem Weg zu innovativen Formen der Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen ist das im Frühjahr eröffnete molekularbiologische Forschungslabor, in dem neue Analysemethoden für den nächsten Innovationsschub in der Krebsmedizin sorgen werden.
Stabile Netzwerke
Maßgeblich für die medizinische Versorgungslage in Ostsachsen ist zudem sein Weitblick beim Knüpfen infrastrukturell bedeutender Netzwerke, wobei oft telemedizinische Lösungen mit eingewoben werden. Zu nennen ist diesbezüglich vor allem das vom Dresdner Universitätsklinikum etablierte SOS-NET zur akutmedizinischen Versorgung von Schlaganfallpatienten. An diesem Netzwerk beteiligen sich inzwischen alle Akutkrankenhäuser der Region. Die in diesem Rahmen mögliche Beratung der Krankenhausärzte durch die Schlaganfallexperten des Universitätsklinikums und weitere spezialisierte Kliniken haben bereits vielen Patienten das Leben gerettet und sie vor schwereren Behinderungen bewahrt. Wie groß der Handlungsbedarf gerade in diesem Bereich ist, konnte Prof. Albrecht im Rahmen seiner Tätigkeit für die „Expertenkommission zum demografischen Wandel und seinen Folgen in Sachsen“ verdeutlichen.
Kooperationen mit starken Partnern
Neben dem SOS-Net gab Professor Albrecht auch den Anstoß für das 2009 gegründete Netzwerk „Carus Consilium Sachsen“, das durch die enge Zusammenarbeit der beteiligten Partner flächendeckend fortschrittliche medizinische Angebote sichert. Auch macht er sich regelmäßig für die bilaterale Zusammen-arbeit mit Kliniken aus der Region stark, so etwa unter der Dachmarke ,,Ostdeutsches Lungenzentrum” mit dem Fach-krankenhaus Coswig. Hinzu kommt sein Engagement für die Ansiedelung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen. So hatte er bereits als Studiendekan und Dekan der Medizinischen Fakultät das Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in direkter Nachbarschaft des Campus sowie die Kooperation mit der Harvard Medical School für eine moderne, praxisnahe, problemorientierte Lehre auf den Weg gebracht, die sich äußerst positiv auf Forschung und Lehre der Dresdner Hochschulmedizin auswirkten.
Solide finanzielle Basis
Einen entscheidenden Anteil hatte Prof. Albrecht aber auch an der wirtschaftlichen Entwicklung des Universitätsklinikums, das nach wie vor auf einer finanziell soliden Basis steht. So wies der Dresdner Maximalversorger im Gegensatz zu vielen anderen Hochschulklinika 18 Jahre lang eine positive Bilanz aus. Möglich war das unter anderem auch durch die strategisch geplante Umstellung auf das Finanzierungssystem der Diagnostic related Groups – DRG. So gelang es auch bei diesem komplexen, durch ganz unterschiedliche betriebswirtschaftliche und medizinische Aspekte geprägten Wandel, die Basis für eine stabile Entwicklung zu schaffen.
Innovativ und geschickt
Es sind Eigenschaften wie sein ausgeprägter Innovationsgeist und ein kooperativer Führungsstil, die Prof. Albrecht immer wieder dazu befähigen, die richtigen Schalter umzulegen, um das Universitätsklinikum und die Hochschulmedizin Dresden insgesamt als eine der erfolgreichsten Institutionen ihrer Art in Deutschland zu verankern. Zunächst gelang ihm dies 1997 in Dresden als Studiendekan und zwei Jahre später als Dekan der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden. Als dann ein neuer Medizinischer Vorstand 2002 berufen werden sollte, führte kein Weg an dem Spitzenmediziner vorbei. Seine Sachkenntnis und strategisches Geschick wirft er dabei nicht nur für Dresden und die Region in die Waagschale, sondern auch als erster Vertreter für die Interessen seiner Branche. So ist er bereits seit 2006 im Vorstand des Verbandes der Universitätsklinika Deutschlands e.V. (VUD) aktiv. Von 2012 bis 2021 war er zudem erster Vorsitzender des Verbandes, der die 33 deutschen Universitätsklinika repräsentiert und bessere wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen für seine Mitglieder anstrebt.
Verleihung des Sächsischen Verdienstordens
Das Renommee, das Prof. Michael Albrecht auch in außermedizinischen Kreisen genießt, wurde jüngst nicht nur durch die Tatsache deutlich, dass er auf Vorschlag der CDU-Landtagsfraktion in Sachsen zum Mitglied der 17. Bundesversammlung gewählt wurde. Im Juni 2022 verlieh ihm der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer zudem den Verdienstorden des Freistaates Sachsen. Mit dieser Auszeichnung werden jährlich Menschen geehrt, die sich im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen, gesellschaftlichen oder ehrenamtlichen Bereich in herausragendem Maße engagiert haben. In seiner Laudatio wies Sachsens Ministerpräsident darauf hin, dass es Prof. Albrecht gelang, „mit großem Sachverstand, Weitsicht und strategischem Geschick, die Hochschulmedizin Dresden zum Wohle der Patienten zu einer weithin geschätzten und anerkannten Einrichtung für Krankenversorgung, Forschung und Lehre zu entwickeln“.