Individuelle Krebstherapie
Der Leiter der Klinik für Gynäkologie, Dr. Stefan Ollig, möchte am Diakonissenkrankenhaus Dresden ein Zentrum der gynäkologischen Onkologie etablieren. Die Patientinnen profitieren unterdessen schon jetzt von Innovationen wie der Einführung einer Fallmanagerin und der Integration von komplementärmedizinischen Ansätzen.
Auch in der Medizin gilt: Ein Führungswechsel geht immer mit neuen Zielformulierungen und Perspektiven einher. Nachdem Prof. Dr. Andreas Werner 2017 nach 25 Jahren als Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Diakonissenkrankenhaus Dresden verabschiedet wurde, fand zu Teilen auch eine Neupositionierung der Klinik statt. Ganz klar gibt der neue Leiter der Klinik für Gynäkologie, Dr. Stefan Ollig, in diesem Zusammenhang das Ziel aus, ein Zentrum der gynäkologischen Onkologie am Diakonissenkrankenhaus zu etablieren. Damit würde sich das fachspezifische Spektrum in der Onkologie nochmals erweitern, gibt es am evangelischen Krankenhaus doch bereits ein zertifiziertes Darmkrebs- und Pankreaskarzinom-, ein Prostatakrebs- und ein Brustzentrum, dessen Leitung ebenfalls Dr. Stefan Ollig innehält. Für ein kleines Haus der Grund- und Regelversorgung ist eine solch hohe Bandbreite an Zertifizierungen keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Die Expertise, die sich in den Zentren des Diakonissenkrankenhauses bündelt, ist beispielhaft in ganz Sachsen.
Bündelung onkologischer Kompetenzen
Trotzdem muss ein solcher Schritt gut vorbereitet sein. Die Fallzahlentwicklung ist sehr positiv. Die erforderliche Anzahl an Operationen, die für eine Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft notwendig ist, erfüllt die Klinik für Gynäkologie bereits. Dabei handelt es sich überwiegend um Operationen bei Gebärmutter- und Eierstocktumorerkrankungen. Der Leitgedanke für die Etablierung eines onkologischen Zentrums liegt nun darin, verschiedene Fachrichtungen zu bündeln, wobei auch Fachärzte aus den umliegenden Kliniken hinzugezogen werden. Das können Gynäkologen, Radiologen, Pathologen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Psychoonkologen aber auch Sozialarbeiter oder niedergelassene Ärzte sein. Das Diakonissenkrankenhaus versteht sich in diesem Zusammenhang als therapeutische Gemeinschaft. Die Patientinnen werden im Laufe der Therapie immer wieder von den gleichen Ärzten behandelt. Dadurch entsteht ein großes, fast schon familiäres Vertrauensverhältnis, das von den Patientinnen als sehr angenehm wahrgenommen wird, so Dr. Stefan Ollig.
Fallmanagerin mit Überblick
Um den Patientinnen von Vornherein ein großes Maß an Orientierung zu bieten, wurde in der Klinik für Gynäkologie eine Stelle für das Fallmanagement geboten. Die ausgebildete Krankenschwester Conny Müller ist für Frauen mit gynäkologischen Krebserkrankungen und Brustkrebs der erste Ansprechpartner nach der Aufnahme. Auf der Basis eines Fragebogens können die Patientinnen ihre Ziele an den Behandlungsverlauf und Erwartungen mitteilen. Gleichzeitig werden alle Aspekte abgeklärt, die die Therapie beeinflussen. Daraufhin plant und organsiert Conny Müller nach Absprache mit den Ärzten die Stationen, die die Patientinnen durchlaufen. Lange Wartezeiten vor der Operation oder Narkose gehören damit der Vergangenheit an. „Zwar ist die Stelle durchaus als ökonomische Investition zu werten“, erklärt Dr. Stefan Ollig. „Für die Logistik und Planung innerhalb des Krankenhausalltags möchte ich Conny Müller aber nicht mehr missen. Allerdings braucht man natürlich eine Kollegin mit einem großen Erfahrungsschatz und Kenntnissen der verschiedenen gynäkologischen Bereiche.“ In der Praxis hat sich das Konzept Fallmanagement so gut bewährt, dass es inzwischen auch im Bauchzentrum am Diako übernommen wurde.
Kein Ausschlussverfahren
Dass man sich am Diakonissenkrankenhaus eingehend mit den Bedürfnissen der Patientinnen beschäftigt, zeigt auch die Tatsache, dass der Popularität der sogenannten komplementärmedizinischen Ansätze Rechnung getragen wird. Im sogenannten CAM (engl. für komplementär und integrativ)-Board werden die Fälle auch unter diesen Aspekten mit Vertretern der jeweiligen Disziplinen besprochen. Im Gegensatz zu vielen anderen Häusern, nimmt man im Diakonissenkrankenhaus auch diese Ansätze ernst und integriert diese individuell in die Behandlungsstrategie. „Mir ist es lieber, die Patientinnen reden offen mit mir über ihre Therapieversuche, anstatt diese aus Scham zu verheimlichen. Die Gefahr negativer Effekte auf unsere Behandlung könnte bestehen“, erklärt Dr. Stefan Ollig. Dagegen haben viele Ansätze durchaus positive Auswirkungen auf den schulmedizinischen Behandlungsverlauf. Wenn etwa die Chemotherapie zu einer Fatigue, einer starken Abgeschlagenheit, führt, kann zum Beispiel Progressive Muskelentspannung bei den Patientinnen viel Positives bewirken. Individuelle Empfehlungen spricht das CAM-Team gerne aus.
Minimalinvasive Operationen auf dem Vormarsch
Gleichwohl ist die Kernaufgabe der Klinik für Gynäkologie natürlich die Behandlung gut- und bösartiger Neubildungen der weiblichen Unterleibsorgane und der Brust. Darüber hinaus werden auch Patientinnen mit Senkungs- und Harninkontinenzproblemen betreut. Damit deckt die Klinik das ganze Spektrum gynäkologischer Operationen ab. Dabei wird sowohl mit offenen als auch minimalinvasiven Operationsmethoden verfahren, wobei sich das Verhältnis in den letzten Jahren stark zugunsten der schonenderen minimalinvasiven Eingriffe verschoben hat. So erfolgen in der Klinik nur noch dann offene Eingriffe, wenn diese für ein optimales Behandlungsergebnis notwendig sind. Die meisten Operationen finden dagegen nur noch laparoskopisch, also minimalinvasiv statt. „Uns geht es um hohe Qualitätsstandards, die wir nicht nur behaupten, sondern durch die Zertifizierungen auch überprüfen lassen“, sagt der Gynäkologe. Der Weg zu einem neuen Zentrum für gynäkologische Onkologie in Dresden ist also durchaus schon geebnet.
Kontakt: Diakonissenkrankenhaus Dresden Abteilung für Gynäkologie, Holzhofgasse 29, 01099 Dresden, Telefon 0351 810 13 31, www.diako-dresden.de
Redaktion: Philipp Demankowski