Wir geben Menschen Lebensmut und körperliche Funktion zurück

Prof. Adrian Dragus Team der Abteilung für Plastische und Handchirurgie am Dresdner Universitätsklinikum operiert insbesondere auch Patienten mit Adipositas nach erfolgreicher Gewichtsreduktion.
Ein starkes oder krankhaftes Übergewicht, die so genannte Adipositas, ist ein zunehmendes Problem der Industrieländer. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in der europäischen Region 23 Prozent aller Frauen und 20 Prozent aller Männer adipös. „Diese Menschen leben mit einer gesellschaftlichen Stigmatisierung und leiden häufig auch unter massiven funktionellen Einschränkungen“, erklärt Prof. Adrian Dragu, Leiter der Abteilung für Plastische und Handchirurgie am Dresdner Universitätsklinikum.

Prof. Dr. Adrian Dragu, Leiter der Abteilung
für Plastische und Handchirurgie / Foto: Universitätsklinikum Dresden/Thomas Albrecht
„Dieses Stigma und die körperlichen Einschränkungen treffen nicht nur stark übergewichtige Menschen selbst, sondern auch jene, die durch chirurgische Eingriffe oder aber Diäten radikal an Gewicht verloren haben“, erklärt der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit der Zusatzbezeichnung Handchirurgie. Oft ist es so, dass sich die Haut gerade bei großen Gewichtsverlusten nicht entsprechend zurückbildet. Damit sind für viele Betroffene die erfolgreiche Gewichtsabnahme und das Halten ihres Zielgewichts nur der erste Schritt für mehr Lebensqualität. Sie lässt sich in der Regel erst durch eine deutliche Verbesserung der Funktion erreichen. „Hier spielt eine abschließende plastische Rekonstruktion der Körperform eine wichtige Rolle“, erklärt Prof. Dragu, der über große Erfahrungen auf diesem chirurgischen Spezialgebiet verfügt: „Mit unseren Eingriffen können wir die Beweglichkeit der Patienten wieder herstellen, die letztlich erst zu einer realistischen Reintegration in das gesellschaftliche Leben führt. Denn wir erleben Busfahrer, die aufgrund dieser Hautüberschüsse keinen Schulterblick mehr machen können oder Kita-Erzieherinnen, die nach großem Gewichtsverlust und den damit verbundenen Hautschürzen unter großflächigen Entzündungen leiden, die ihren Umgang mit Kindern erschweren. Mit unseren Operationen geben wir den Menschen ihren Lebensmut zurück.“
Oft reden Betroffene nicht darüber und versuchen, die Hautüberschüsse zu kaschieren. „In vielen Fällen ist das medizinisch jedoch gar nicht sinnvoll, denn wir können nicht nur die Funktion verbessern, sondern auch chronische Hautreizungen und Entzündungen vermeiden oder heilen“, berichtet der Experte. Das neunköpfige Team der Plastischen Chirurgie bietet diesen Patienten körperstraffende Operationen an. Dabei kommt es – wie bei allen chirurgischen Eingriffen – ganz entscheidend auf die Erfahrung des Operateurs, aber auch des gesamten Pflege- und Ärzteteams, an. Unter Anwendung gewebeschonender Techniken lassen sich Komplikationsrate, Wundheilung und Narbenbildung maßgeblich positiv beeinflussen.
Doch die richtigen Schnitte im OP allein garantieren noch nicht, dass die Entfernung der überschüssigen Hautlappen ein voller Erfolg wird und dem Patienten die häufig lang ersehnte Lebensqualität zurückbringt. Denn gerade Patienten mit Adipositas weisen zahlreiche Begleiterkrankungen auf, die Operationen maßgeblich erschweren. Das Team der Dresdner Hochschulmedizin stellt sich durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zahlreicher Experten auf die Folgen der Erkrankungen ein und senkt mit der großen Erfahrung im Bereich der Plastischen Chirurgie nachweislich die Komplikationsraten nach den Eingriffen, bei denen zum Teil große Hautpartien operativ entfernt werden müssen. „Dabei beachten wir auch, ob beispielsweise im Rahmen vorangegangener Operationen Narben entstanden sind. Diese wirken sich dann natürlich auch auf unsere präzise und vor allem individuell geplante Schnittführung aus, mit der wir auch Wundheilungsstörungen vorbeugen können“, so Prof. Dragu.
Doch die Chirurgen des Dresdner Universitätsklinikums rekonstruieren nicht nur Körperpartien bei Menschen, die radikal an Gewicht verloren haben. Extrem übergewichtigen Patienten, die sich fast gar nicht mehr oder nur noch mit großer Mühe bewegen können, muss im Einzelfall direkt geholfen werden: „Um diese Menschen wieder zu mobilisieren, können wir deren Gewicht in einem ersten Schritt chirurgisch reduzieren“, erklärt Adrian Dragu: „Die Entscheidung für einen solchen großen Eingriff muss natürlich immer unter Abwägung der damit verbundenen Risiken für den Patienten erfolgen.“
Die medizinische Expertise auf dem Gebiet der Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie kommt aber nicht nur Adipositaspatienten sondern auch Krebspatienten und Unfallopfern zugute: Dank der Plastischen Chirurgie kann nach Tumoroperationen – beispielsweise von Brustkrebs-Patientinnen – körpereigenes Gewebe mikrochirurgisch verpflanzt werden, ohne dass Silikon als Fremdkörpermaterial verwendet wird. Bei Unfallopfern lassen sich zudem Amputationen in vielen Fällen vermeiden.
Spezialistenteam operiert Hand- und Brandverletzte
Patienten mit schwersten Handverletzungen sowie Verletzte mit schweren Verbrennungen, Verbrühungen und Verätzungen müssen seit Mitte vergangenen Jahres in den meisten Fällen nicht mehr wie bisher zwingend an entfernt liegende Spezialkliniken verlegt werden. Dank des von Prof. Dragu aufgebauten und geleiteten Teams können diese Patienten auch am Dresdner Uniklinikum optimal versorgt werden. Der renommierte Spezialist und Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit der Zusatzbezeichnung Handchirurgie kann Patienten versorgen, denen bei Unfällen zum Teil mehrere Finger abgetrennt wurden. Dank der mikrochirurgischen Expertise von Prof. Dragu und seinem Team ist es möglich, solche Gliedmaßen samt ihrer Nerven und Blutgefäße zu replantieren. In vielen Fällen lässt sich so die Funktion wiederherstellen. Das Können des Ärzteteams um Prof. Dragu kommt zudem Verletzten zugute, die sich stark verbrannt, verbrüht oder verätzt haben. Bisher konnten ausschließlich Kinder mit derartigen Verletzungen am Uniklinikum behandelt werden, für die in der Klinik für Kinderchirurgie zwei Schwerbrandverletztenbetten zur Verfügung stehen.

Prof. Dr. Dragu untersucht einen brandverletzten Patienten
nach einer erfolgreichen Hauttransplantation / Foto: Universitätsklinikum Dresden/Thomas Albrecht
Neue Abteilung sorgt für universitäres Spitzenniveau bei Plastischer und Handchirurgie
„Dresden und die Umgebung brauchen eine Plastische und Handchirurgie auf universitärem Niveau, die in einer eigenständigen Abteilung organisiert ist“, sagt Prof. Dragu, der zum 1. Juli 2017 vom Leipziger St.-Georg-Klinikum ans Dresdner Uniklinikum wechselte. Dort hatte er bis Juni 2017 in seiner Funktion als Chefarzt die Klinik für Plastische und Handchirurgie mit Schwerbrandverletztenzentrum erfolgreich geleitet. Die Dresdner Patienten profitieren seither nicht nur von Prof. Dragus Wechsel, sondern auch von mehreren seiner Ärzte, die ihn nun am Uniklinikum als Oberarzt und Assistenzarzt unterstützen.
„Den Ruf auf die Universitätsprofessur erhalten zu haben, um hier im UniversitätsCentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie eine Abteilung für Plastische und Handchirurgie neu zu gründen, ist für mich und mein Ärzteteam eine große Ehre und eine einmalige Chance, dieses wunderbare Fachgebiet auf universitärem Spitzenniveau zu etablieren und in Klinik, Forschung und Lehre zu entwickeln“, sagt Prof. Dragu, der in der aktuellen Focus-Ärzteliste als deutschlandweit einer der besten Mediziner seines Fachgebietes ausgezeichnet wurde. Mit diesem Schritt erfolgte die Komplettierung des muskuloskeletalen Spektrums am UniversitätsCentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie (OUC) um eine eigenständige universitäre Plastische und Handchirurgie, die nun das gesamte Behandlungsspektrum des Fachgebietes für die Bevölkerung anbieten kann. Um den hohen Anforderungen der Fachgebiete Plastische und Handchirurgie gerecht zu werden, investiert das Dresdner Uniklinikum in spezielle Großgeräte sowie Instrumente für die komplexen Operationen, ohne die die hochspezialisierte Arbeit in der neuen Abteilung nicht möglich ist. Prof. Dragu wird zudem vom derzeit neu errichteten Haus 32 profitieren, das im Erdgeschoss die Chirurgische Notaufnahme und die darüber liegenden 17 hochmodernen Operationssäle sowie eine Intensiv- und vier Normalpflegestationen beherbergen wird. Das Gebäude wird im Spätsommer 2018 Schritt für Schritt in Betrieb gehen.
Text: UKD