Krebstherapie der Zukunft: Medizinische Spitzenforschung für Patienten
Die Hochschulmedizin Dresden bildet gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) und dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden. Hier sollen in den kommenden Jahren maßgeschneiderte Therapien für Tumorpatienten entwickelt werden.
Mit Prof. Dr. Stefanie Speidel wurde 2017 die erste Professorin für das Nationale Centrum für Turmorerkrankungen (NCT) Dresden berufen. Die Informatikerin erforscht neue Assistenzsysteme für den OP. Sie entwickelt technische Lösungen, die ähnlich einem Navigationsgerät im Auto, Chirurgen bei der Planung und Durchführung operativer Eingriffe unterstützen sollen. Dreidimensionale Bilder verdeutlichen den Operationsbereich und stellen so die Lage des Tumors dar, weisen auf Gefäße hin und helfen dem Chirurgen, einen optimalen Schnitt auszuführen. Ansätze für ein solches System wurden bereits entwickelt und finden im Rahmen der Forschungstätigkeiten bereits Anwendung.
Chirurgie der Zukunft
„Wir entwickeln gemeinsam die Chirurgie der Zukunft“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie und geschäftsführender Direktor am NCT Dresden. „Bei der Operation von Tumoren geht es um Millimeter. Schneiden wir zu dicht am tumorösen Gewebe, kann der Tumor wiederkommen, sind wir zu radikal, verletzen wir Nerven und beinträchtigen wichtige Körperfunktionen.“ Dieser Zusammenhang erklärt auch, warum die Ergebnisse in Bezug auf das Langzeitüberleben nach einer Krebsoperation so entscheidend von der Qualität der Chirurgie abhängen und sich zwischen den Kliniken unterscheiden. Im Operativen Zentrum im Haus 32 werden die Wissenschaftler gemeinsam mit den behandelnden Ärzten an der Weiterentwicklung der OP-Navigation arbeiten.
Qualitätsvorsprung mit Da Vinci Xi
Schon heute steht den Chirurgen einer der modernsten OP-Roboter, der Da Vinci Xi zur Verfügung. Prof. Dr. Jürgen Weitz und sein Team steuern dessen Roboterarme und damit die entsprechenden Operationsinstrumente über einen 3-D-Monitor. „Koppeln wir diesen Roboter mit dem Navigationssystem, erzeugen wir vermutlich einen deutlichen Qualitätsvorsprung für unsere Patienten“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Weitz.
Maßgeschneiderte Therapie
Zentrales Ziel des NCT ist es, die Krebsbehandlung in Zukunft noch passgenauer auf den jeweiligen Patienten zuzuschneiden. Dabei arbeitet Prof. Dr. Weitz eng mit anderen Abteilungen des NCT zusammen. Prof. Dr. Hanno Glimm, Leiter der Abteilung Translationale Medizinische Onkologie und geschäftsführender Direktor am NCT Dresden, untersucht in seiner Arbeitsgruppe das Erbgut von Krebszellen mit modernsten molekularen Verfahren und entwickelt auf Basis dieser Daten neue Therapieansätze für solide Tumoren. „Gleichzeitig arbeiten wir im Labor mit Hochdurchsatz-Screeningmethoden in verschiedenen Modellen daran, entscheidende Veränderungen im Erbgut oder der Zellzusammensetzung zu identifizieren, die für die Entstehung, das Wachstum oder die Metastasierung von Tumoren verantwortlich sind“, berichtet Prof. Dr. Glimm.
Die Ergebnisse dieser Analysen sollen neue Ansatzpunkte für eine maßgeschneiderte Behandlung bieten. Diese individualisierten Behandlungen kommen besonders Betroffenen zugute, bei denen herkömmliche Therapiemethoden nicht anschlagen.
Aktuell sammeln die Wissenschaftler mit dem Einverständnis der Patienten Daten verschiedener Krebserkrankungen, die im Anschluss an die Therapie und Behandlung evaluiert werden. Die enge Verknüpfung von NCT und Universitäts-Krebscentrum UCC gewährleistet hierbei einen regelmäßigen Austausch zwischen den Wissenschaftlern und den behandelnden Ärzten. Nur so können erfolgversprechende Verfahren möglichst schnell den Patienten zugute kommen.
Text: Philipp Demankowski