Wenn mit zunehmendem Alter das Schultergelenk schmerzt
Helios Klinikum Pirna: Mit inversen Prothesen können chronische Schmerzen gelindert werden.
Die Schulter schmerzt derart, dass kaum eine Nacht an Schlaf zu denken ist. Jedes Anheben des Arms verursacht hartnäckige Schmerzen und die freie Beweglichkeit des Schultergelenks ist eingeschränkt. Oft strahlen die Schmerzen in den Nacken und die Oberarme aus. Die Ursache sind zumeist degenerative Veränderungen im Schulterbereich.
OP gegen Schmerz und für mehr Beweglichkeit
„Jenseits des 40. Lebensjahres ist das ein häufiger Befund“, weiß der Diplom-Mediziner Erik Baldauf. „Mit verschiedenen Operationsmethoden können wir zumeist die oft unerträglichen Schmerzen der Patienten lindern und eine größere Beweglichkeit des Schultergelenks erreichen.“ Am Helios Klinikum Pirna führt der Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie mit seinem Team im Jahr mehr als 300 Operationen am Schultergelenk durch.
Eine Diagnose ist nicht immer einfach zu stellen. Es handelt sich oft um ein Zusammenspiel komplexer Faktoren. Neben anatomischen Besonderheiten des Schulterblattes oder Schulterdaches können die inneren Strukturen des Gelenks betroffen sein, ebenso die umgebenden Muskelsehnen, die sogenannte Rotatorenmanschette. Das ist ein kräftiger „Mantel“ aus Muskeln und Sehnen, der den Oberarmkopf in der Schultergelenkpfanne hält und zugleich Armbewegungen in alle Richtungen ermöglicht.
Erst Symptome abklären, dann bestmöglich behandeln
Im Gespräch klärt Erik Baldauf mit den Betroffenen die Symptome ab. Mit der Sonografie, dem Röntgen oder der Kernspintomographie (MRT) kann er sich ein reales Bild vom Zustand des Schultergelenks machen. Danach entscheidet er die bestmögliche Behandlung für den Patienten und den operativen Eingriff nach einem abgestuften System: Sind eine oder mehrere Sehnen der Rotatorenmanschette teilweise oder vollständig gerissen, das passiert zumeist am oberen Schulterblattgrätenmuskel, fixiert Erik Baldauf diese klassisch am Knochen. Ist die Rekonstruktion mit ortsständigem Material nicht mehr möglich, wird bei jüngeren Patienten seit wenigen Jahren ein künstliches Läppchen eingesetzt, ein sogenanntes Kapsel-Repair. So lässt sich die Schulter wieder stabilisieren.
Inverse Schulterprothese schafft Alltagstauglichkeit
Patienten mit irreparabel geschädigten Sehnen der Rotatorenmanschette versorgt der Pirnaer Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie mit einer inversen Schulterprothese. Das betrifft insbesondere ältere Menschen, deren schwer erkrankte Schultergelenke in Teilen verschlissen sind. Die Prothese ist dabei umgekehrt aufgebaut, also invers zum menschlichen Schultergelenk. Anatomisch korrekt sitzt der Gelenkkopf auf dem Oberarmknochen, die Gelenkpfanne liegt am Schultereckgelenk. Bei der inversen Schulterprothese sitzt die künstliche Kugel auf der Schulterpfanne und die Pfanne auf dem Schaft.
Durch diesen Trick verändert sich die Biomechanik. In einem gesunden Schultergelenk kontrahieren die Muskeln der Rotatorenmanschette, wenn die Schulter bewegt wird. Mit der umgekehrt konstruierten Prothese verlagert sich jedoch das Drehzentrum, und die Schulter kann ohne funktionierende Rotatorenmanschette bewegt werden. „Die volle Funktionsfähigkeit erlangen die Patienten nicht mehr zurück“, so der Chefarzt. „Aber unser Ziel ist es, die Alltagstauglichkeit möglichst wiederherzustellen.“
Frühe Behandlung ratsam
Schulterschmerzen sind auf jeden Fall ernst zu nehmen, denn je früher der Verschleiß der Schultergelenke behandelt wird, desto effektiver können diese behandelt werden. Eine unmittelbare und qualitätsgerechte Behandlung von quälenden chronischen Schulterschmerzen sollte durch die Angst vor einer möglichen Corona-Infektion nicht verzögert werden.