Ab in die Zukunft
Die Technik im neuen Haus 32 setzt Maßstäbe und zeigt einmal mehr, wie sehr sie den Alltag von Patienten und Ärzten bereichern kann.
Einfach nur ein Skalpell in die Hand nehmen? Diese Zeiten sind schon lange vorbei. Auch technische Innovationen sind wichtige Wegbegleiter des medizinischen Fortschritts. Im Haus 32, einer Klinik in der Klinik der Neurochirurgie, der Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie bis zur Orthopädie eröffnen sich damit neue Dimensionen. Dazu tragen fünf Spezial-OPs bei. Zwei verfügen über einen direkten Zugang zu einem Magnetresonanztomographen (MRT), mit dem eine besonders detaillierte Darstellung der Organe möglich ist. Zwei weitere verfügen über spezielle Röntgenanlagen. In diesen sogenannten Hybrid-OPs können Chirurgen Katheter-Eingriffe und auch offene Operationen unter Röntgenkontrolle vornehmen. Ein vernetzter OP-Saal bietet eine besondere Infrastruktur, um computerunterstützte chirurgische Geräte mit weiteren medizinischen Daten zu verknüpfen. Der fünfte Spezial-OP ist mit einem Bestrahlungsgerät ausgestattet. Damit lässt sich unmittelbar nach dem Herausoperieren des Tumors das angrenzende Gewebe bestrahlen.
Die neuen technischen Möglichkeiten sind für Patienten wie für Ärzte von großem Vorteil. Prof. Dr. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden, erklärt: „Wir arbeiten mit einem neuartigen Bilddokumentationsmanagement. Alle Daten, Bilder und Laborergebnisse kann sich der Operateur vorher auf einen Server legen. Dank eines Steuermonitors erscheint das, was er oder sein Team benötigen, auf den verschiedenen Monitoren. Das führt zu schnelleren Abläufen, Informationen landen genau dort, wo sie gebraucht werden.“ Beispielsweise in der Neurochirurgie, die sehr diffizile Eingriffe beinhaltet, kann der Mediziner seine Operation im Vorfeld sehr dezidiert planen. „Die Navigation visualisiert uns den Weg zu den Zielen im Inneren des Gehirns vorbei an wichtigen und zu schonenden Arealen und Bahnsystemen sehr genau und in unterschiedlichen Dimensionen“, sagt Prof. Dr. Gabriele Schackert, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie. „Dabei stehen uns Operateuren unter anderem dreidimensionale und auch drehbare Ansichten des Gehirns zur Verfügung, um wichtige Strukturen hervorzuheben sowie präoperative Planungsszenarien aufrufen zu können.“
Jedes Bild, das im OP gemacht wird, fließt in die Dokumentation ein. Das heißt also: Vorher-Nachher-Betrachtungen sind jederzeit möglich, alte und neue Bilder können zum Vergleich digital übereinander gelegt werden. „In der Planungszeit haben wir uns in verschiedenen Krankenhäusern umgesehen, um den neuesten Stand der Technik zu ermitteln und dann zu eruieren, welchen Bedarf wir haben und wie wir diesem gerecht werden“, sagt Dr. Thomas Runge. „Bevor wir in den Operationsbetrieb starten können, wird das ärztliche und pflegerische Personal sehr intensiv geschult”, so Prof. Christian Reeps, Bereichsleiter Gefäßchirurgie der Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Ein besonders schöner Nebeneffekt ergibt sich aus den vielfältigen Informationen, die rund um eine Operation gesammelt werden: Diese werden für die Ausbildung angehender Fachärzte genutzt.
Eine weiteres Kernstück ist der Hybrid-OP: Der Begriff steht für einen High-tech-OP, der mit modernsten medizinischen Bildgebungsgeräten kombiniert wird. In ihm lassen sich beispielsweise auch bei offenen Operationen Röntgenbilder anfertigen und Interventionen mit Kathetern vornehmen. Hauptnutzer werden die Chirurgen sein. Unter anderem werden hier Eingriffe bei Patienten mit lebensgefährlichen Erkrankungen der Hauptschlagader vorgenommen. Hier spielen schonende minimalinvasive Verfahren mit Implantationen großer maßgefertigter Gefäßprothesen eine wichtige Rolle. Über die Leistenschlagader eingeführte Stents ermöglichen es, auch betagte und kranke Menschen erfolgreich zu versorgen, für die eine offene Operation nicht mehr in Frage kommt. Das minimalinvasiv über einen Katheter unter Röntgenkontrolle vorgenommene Setzen von Stentprothesen kann hochkomplex sein. Hier spielt der neue Hybrid-OP im Haus 32 seine Stärken voll aus, in dem sich während des Eingriffs hochauflösende zwei- oder dreidimensionale Bilder anfertigen lassen. Diese können mit den im Vorfeld der Intervention angefertigten Bildern eines Computertomographen zusammengeführt werden. Eine besondere Navigationssoftware hilft den Operateuren, die Stents auf dem Weg durch die Gefäße sicher und schnell an ihr Ziel zu bringen. „Im Vorfeld war es Aufgabe unseres Bauherrenteams, gemeinsam mit den Ärzten, die ganze Technik sinnvoll anzuordnen“, sagt Dr. Thomas Runge, Leiter des Bauherrenteams. Mit einem Blatt Papier, einem Zollstock und einem Bleistift kommt man dabei nicht weit. Dank einer Software konnten die Räume in 3D dargestellt werden. „Das hat den großen Vorteil, dass wir sie den Ärzten zeigen konnten. Sie haben dann überprüft, ob das zu den Abläufen der Operationen passt, danach konnten wir alles anpassen. Nur mit zweidimensionalen Zeichnungen kann man sich so etwas kaum vorstellen.“
Text: Ivette Wagner